News Logo
ABO

Sommergespräche als Startschuss in den Wahlherbst

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
Peter Plaikner

©Gleissfoto
  1. home
  2. Aktuell
  3. News

Die Sommergespräche von Ö3 sind vorbei, jene von Puls 4 und ORF-TV stehen bevor. Ein Vorgeschmack auf das Stakkato der Wahl-Konfrontationen. Bisher waren das durchwegs Quotenbringer. Doch sie überfordern den Terminkalender der Politik

„Überboten: ServusTV sichert sich Rechte an ORF-Sommergesprächen.“ Diese Schlagzeile des Satire-Portals „Die Tagespresse“ bringt ein Medien-Dilemma des Supersport- und -wahljahres auf den Punkt: Brot und Spiele sind einander näher denn je. Anders als bei Entertainment kostet die Hinterfragung der Politik zwar keine Übertragungsrechte, doch auch die Information unterliegt Quotenkriterien. So wie das olympische „schneller, höher, weiter“ von einst neun Sportarten und 43 Bewerben auf schon 33 Disziplinen mit 339 Entscheidungen bei Sommerspielen angewachsen ist, haben sich die Gespräche mit Parteispitzen vervielfacht: Nicht nur im ORF, sondern auch von Privatsendern und digitalen Zeitungsangeboten. Die Medien schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe: Relevanz und Reichweite.

Deshalb spielt auch die Politik mit. Solang sie kann. Doch die Vielzahl der Sendungen überfordert die Kalender. Wahlkämpfe erfordern ungeachtet aller Digitalisierung die größtmögliche Zahl an echten persönlichen Tuchfühlungen. Österreich liegt in der Zahl der TV-Schlagabtausche international im Vorderfeld. Doch der Zenit scheint überschritten, obwohl für heuer schon Termine reserviert sind und neue Formate ausgefeilt werden. Bisher steht kaum fest, wer wann wo im September auftritt, obwohl mit Susanne Schnabl und Alexandra Maritza Wachter (ORF) sowie Michael Fleischhacker (ServusTV) schon Ringrichter bzw. Interviewer nominiert sind und auch Corinna Milborn (Puls 4), Rainer Nowak (Krone TV) und Wolfgang Fellner (oe24) als Fixstarter auf der Gegenüber-Seite gelten.

Neben zeitlicher Überforderung der Politik verursacht aber auch ein Stichtag die Kurzfristigkeit der Festlegungen. Erst am 2. August ist klar, wie viele Listen bundesweit antreten. Die Planungen für die TV-Konfrontationen gehen von den im Nationalrat vertretenen Fraktionen aus. Doch die Bierpartei von Dominik Wlazny alias Marco Pogo, die KPÖ und allenfalls die Tierschützer rund um Madeleine Petrovic und auch die MFG werden mehr auf den Bildschirm drängen als die Etablierten. Für alle Medien entsteht daraus ein Balanceakt zwischen Quotenheische und demokratiepolitischer Verantwortung: Wer erhält auf Grundlage welcher Voraussetzungen wie viel Zeit und Raum?

Bei den Sommergesprächen war und ist das klar: Nur die Chefs der Nationalratsparteien. Den ersten Durchgang haben Beate Meinl-Reisinger, Werner Kogler, Herbert Kickl, Andreas Babler und Karl Nehammer bereits bei Claudia Stöckl in Ö3 absolviert. Am 23. Juli startet die nächste Runde mit Meinrad Knapp auf Puls 4. Am 5. August folgt Martin Thür als Gastgeber des Originals – den Sommergesprächen des ORF. Zusätzlicher Vergleichsreiz: Der „ZiB2“-Moderator war bis 2017 ein Kollege von Knapp bei ATV, wo er 2016 das unmoderierte Duell von Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer erfunden hat.

ServusTV hätte übrigens durchaus Veranlassung, sich für die Rechte an den ORF-Sommergesprächen zu interessieren. Denn die meistgesehenen hatten Millionenpublikum. Für die Top 5 waren aber dreimal Sebastian Kurz sowie Heinz Christian Strache und Christian Kern verantwortlich. Kickl hält Rang 6. Dort weiter nach vorn zu kommen, wird für ihn schwieriger als bei der anstehenden Wahl.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

News Kolumnen

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER