Zwischen Teuerung und Klimadebatte: Der Skiurlaub in Österreich hat mehr Fans und bessere Zukunftschancen, als viele Nichtskifahrer und Kritiker wahrhaben wollen, so eine Exklusivumfrage.
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Die Diskussion, dass Skifahren immer mehr zu einem Luxussport mutiert, gibt es schon seit Jahren. Und angesichts einer bisher nicht gekannten Teuerungswelle erhält das Thema neuen Zündstoff. Aufgrund massiver Kostensteigerungen u. a. bei Energie und Personal haben viele österreichische Seilbahnen - speziell die großen - ihre Preise um durchschnittlich zehn Prozent erhöht. Über einen Zeitraum von 15 Jahren betrachtet sind die Ticketpreise laut dem "Ski Guide Austria" gar um fast 80 Prozent gestiegen. Skifahren wird also immer teurer - wobei die Zahl der Skifahrer eher abnimmt. Eine brisante Gemengelage, die zwangsläufig die Frage bedingt, wie es mit dem für die heimische Wirtschaft so wichtigen Wintertourismus weitergeht?
Das Institut für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) hat daher für News und den "Ski Guide Austria" eine österreichweite repräsentative Umfrage durchgeführt, um die aktuelle Stimmungslage zum vermeintlichen Volkssport Nummer eins und dessen Zukunftschancen auszuloten. Und die wichtigste Botschaft gleich vorweg: Es schaut für das Skifahren und den alpinen Winterurlaub trotz schwieriger Rahmenbedingungen besser aus, als es viele Kritiker wahrhaben wollen.
Stabile Aufenthaltsdauer
Die Ergebnisse im Detail: Immerhin elf Prozent der Befragten -also auf die Bevölkerung umgelegt knapp eine Million (mit deren Kindern, die nicht befragt wurden, und Gelegenheits-Skifahrern, deutlich mehr als eine Million, Anm.) - geben an, in der Wintersaison 2023/24 einen Skiurlaub in Österreich zu planen. Auffallend ist, dass die Anteile der bis 30-Jährigen, der gut Gebildeten (mit Matura oder Uni-Abschluss) und der Städter mit 23,22 und 13 Prozent deutlich größer sind. "Junge, urbane Personen mit höherer Bildung und besserem Einkommen reißen, salopp gesagt, den Wintertourismus heraus", sagt IFDD-Chef Christoph Haselmayer: "Das ist die Zielgruppe, auf die der Wintertourismus aufbauen kann. Die wollen Ski fahren und leisten es sich auch."
35 Prozent der Befragten geben an, eine Woche verreisen zu wollen, 52 Prozent eine verlängertes bzw. einfaches Wochenende - wobei Frauen stärker zu einem Aufenthalt von einer Woche tendieren, Männer zum verlängerten Wochenende. Bei zwei Dritteln der Befragten ist der Aufenthalt gleich lang wie im Vorjahr, lediglich bei 15 Prozent kürzer. Die bevorzugte Anreiseart in den Winterurlaub ist nach wie vor das Auto, wie die Umfrage zeigt: 93 Prozent kommen mit dem Kfz, nur bescheidene sieben Prozent mit öffentlichen Verkehrsmitteln - mit dem Zug oder Bus. Haselmayer: "Das ist gewissermaßen ein Auftrag an die Bahnunternehmen, ihre Angebote für Winterurlauber attraktiver und bequemer zu machen - beispielsweise mit einem Gepäckservice."
55 % wollen teuerungsbedingt in der kommenden Wintersaison bei den Nebenausgaben wie etwa in der Gastronomie oder in Hütten sparen.
93 % der österreichischen Skiurlauber reisen mit dem Auto an; nur sieben Prozent öffentlich mit dem Zug oder Bus. Das ist das Hauptmanko beim CO2-Abdruck des Skifahrens.
Ebenfalls zeigt sich, dass Inflation und Preissteigerung auch beim Ski- bzw. Winterurlaub angekommen sind: Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher sagen, dass sie teuerungsbedingt vorhaben, bei Nebenausgaben in Restaurants, Bars und Hütten zu sparen. "Die Teuerung zieht sich durch viele Bereiche, und schon im Sommer hat sich gezeigt, dass Urlauber beispielsweise nicht mehr so oft auswärts essen wie früher", so der IFDD-Chef. Auf das Verleihgeschäft hat die Spargesinnung aber nur bedingt eine Auswirkung - geben doch gut ein Viertel der potenziellen Winterurlauber an, Leihausrüstungen wie Ski, Skischuhe, Helme usw. nutzen zu wollen.
Gespalten ist indes die Meinung der Skiurlauber zum Dynamic Pricing, das in einer Reihe von vor allem größeren Skigebieten angewendet wird: 39 Prozent halten eine dynamische Preisgestaltung für gut, weil die Tickets billiger sind, wenn weniger los ist, 34 Prozent für schlecht, weil die Tickets in nachfragestarken Zeiten wie während der Ferien teurer sind. Ähnliches gilt für die Erfahrungen, die Skifahrer oder Snowboarder mit Dynamic Pricing gemacht haben: Bei 43 Prozent war die Erfahrung gut, bei 49 Prozent schlecht.
Hauptmotiv Skifahren
Das Hauptmotiv für den Winterurlaub ist laut Umfrage weiter das Skifahren (25 Prozent) vor dem Wunsch, mit Familie, Partnern oder Freunden gemeinsame Zeit zu verbringen (23 Prozent), sowie Wellness und Erholung (22 Prozent). Winterwandern und Snowboarden sind mit sieben bzw. zwei Prozent dagegen deutlich abgeschlagen. Das zeige auch, dass die Ansprüche der Winterurlauber an die Beherbergungsbetriebe steigen, so Haselmayer: "Wellness- und Erholungsangebote mit Niveau werden immer wichtiger -nicht nur als Schlechtwetteralternative." Die Betriebe seien angehalten, zusätzliche Angebote mit den nötigen Kapazitäten zu schaffen.
Überraschend ist, dass sich 65 Prozent einen Skiurlaub ohne Après-Ski vorstellen können -und der Prozentsatz bei den bis-30-Jährigen mit 75 Prozent und höher Gebildeten mit 71 Prozent besonders groß ist. Je älter die Skiurlauber, desto wichtiger sei Après-Ski, so der IFDD-Chef: "Die Jungen können auch in ihrer Unterkunft feiern - das ist außerdem kostengünstiger."
Positiv stimmen kann die Wintertourismus-Branche auch der Umstand, dass nur 38 Prozent der Befragten angesichts des Klimawandels Skifahren für nicht mehr zeitgemäß halten. 45 Prozent - und insbesondere 60 Prozent der bis 30-Jährigen - halten Skifahren dagegen nach wie vor für zeitgemäß. 30 Prozent davon sagen allerdings, dass der Klimawandel doch auch einen Einfluss auf ihr Skiverhalten hat und sie deshalb entweder weniger Ski fahren oder kürzere Anreisen bevorzugen.
Einflussfaktor Klimawandel
In einem ist sich das Gros der Befragten indes einig: für knapp zwei Drittel (63 Prozent) gehört Winterromantik, sprich: eine weiße Schneelandschaft, zum Winterurlaub unbedingt dazu. Was aber nicht ausschließt, dass begeisterte Skifahrer in schneearmen Zeiten auch auf weißen Bändern aus Kunstschnee ihrer Leidenschaft mit Begeisterung nachgehen, so Haselmayer. Insofern kommt der Produktion von technischem Schnee durch die Seilbahnunternehmen wesentliche Bedeutung für den Wintertourismus zu.
Und auch nicht unwesentlich: Dass 63 Prozent das Preis-Leistungs-Verhältnis für den Winterurlaub als schlecht bezeichnen, hat damit zu tun, dass diese vor allem Nichtskifahrern und dem Thema gegenüber desinteressiert und eher negativ eingestellt seien.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 46/2023 erschienen.