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Die Spanische Treppe in Rom gehört Frankreich

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Peter Sichrovsky

©Ricardo Herrgott/News
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Etwa 200 Millionen Euro ist der Wert französischen Eigentums in Rom. Fünf Kirchen, ein historisches Gebäude mit luxuriösen Apartments, Geschäfte und Bürogebäude bringen jährlich mehr als 4,5 Millionen Euro Einnahmen. In dem neuen Bericht über die Verwaltung der Immobilien scheint auch die berühmte Spanische Treppe auf, für die jetzt die Verrechnung einer Gebühr überlegt wird. Die Empörung der Italiener ließ nicht lange auf sich warten.

Zurück ins 15. Jahrhundert. Damals kaufte der französische König Charles VIII einen Hügel nördlich der römischen Ruinen. Sein Sohn Louis XII ließ dort ein Kloster und eine Kirche, Trinità dei Monti, errichten. Doch der Weg von der Stadt war steil, im Winter oft nass und schlammig, für Nonnen und Mönche mit ihren langen Gewänder nur mühsam begehbar. Noble Gäste verzichteten auf einen Besuch.

Ausblick

Zwischen 1723 und 1726 während der Regentschaft König Louis XV – obwohl der im Jahre 1723 erst dreizehnjährige König wahrscheinlich nicht selbst die Entscheidung traf – entstanden die 136 Stufen nach Plänen eines italienischen Architekten. Sein Vorgänger, Louis XIV, in die Planung bereits eingeweiht, wollte unbedingt eine Statue von sich selbst auf dem Hügel. Doch der Papst lehnte ab. Das sei doch zu viel ‚Frankreich‘ in der heiligen Stadt.

Zu Beginn hatten sie eine rein praktische Bedeutung und erleichterten den Zugang zum Kloster und zur Kirche, doch im Laufe der Jahre wurde der Aufstieg mit dem herrlichen Ausblick ein wichtiges, symbolisches Zentrum der Stadt. Am Piazza di Spagna, dem Spanischen Platz am Fuße der Stufen, errichtete Spanien seine Botschaft und kaufte später die ganze Umgebung des Platzes auf. Die Bezeichnung ‚Spanische Treppe‘ geht allerdings auf den englischen Dichter John Keats zurück. Er lebte bis zu seinem Tode in einem kleinen Haus direkt an der Stiege und erwähnte sie immer wieder als ‚Spanish Steps‘.

‚Roman Holiday‘

Der Archäologe Gael de Guichen versuchte, den Streit um die Stiegen zu entwirren „Entstehungsgeschichte und Eigentumsrechte der Stiege sind kein isoliertes Problem. Im Mittelalter, als immer mehr Pilger nach Rom kamen, wurden große Teile des Zentrums der Stadt von ausländischen Herrschern gekauft, um Kirchen und Klöster zu errichten. Reiche Länder wie Frankreich und Spanien übernahmen ganze Stadtviertel.  Der Wert des spanischen Eigentums in Rom liegt heute bei über einer Milliarde Euro, dazu gehört auch ein Viertel des berühmten Piazza Navona.“

Fabio Rampelli, Vizepräsident der Abgeordnetenkammer, reagierte verärgert auf die Forderung: „Das ist einfach lächerlich, dann schicken wir unsere Experten in den Louvre und stellen eine Liste der Assets zusammen, die von uns gestohlen wurden.“

Die einzelnen Stiegen wurden übrigens 2015 renoviert mit einer 1,5 Millionen Euro Spende des Juweliers Bulgari. Seit damals darf dort niemand sitzen oder essen, mit einer Strafe von 250 Euro fürs Niedersetzen und 400 Euro, wenn Speisereste auf die Stiegen fallen.

Audrey Hepburn kümmerte das wenig, als sie auf den Stufen sitzend ein Eis aß, neben ihr Gregory Peck, in dem Film ‚Roman Holiday‘ und dafür 1954 den Oscar bekam.

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