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Sich näherkommen zum Wadlbeißen

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Peter Plaikner

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Ein bisschen Stichelei an der Oberfläche gehört dazu. Doch hinter den Kulissen rücken Österreichs Medien zusammen. Die traditionelle Heimatfront der Privaten gegen den ORF weicht dem Match Austro-Player kontra globale Plattformen.

Die an der Oberfläche gepflegte Wadlbeißerei ist pure Spiegelfechterei. Das gilt für die offensichtlich absichtslose Einschätzung von Moderatorin Rebekka Salzer in der "ZIB 13:00", ServusTV habe die Übertragungsrechte der Fußball-Euro um einen "horrenden Preis" erworben. Das trifft aber auch auf die Empörung über diese Aussage in "Der Wegscheider" zu – obwohl das der Wochenkommentar des Privatsenderchefs ist. Dem Status quo im Verhältnis zum ORF näher kommt sein Generaldirektor Roland Weißmann als Gastautor im "Standard": "Wir brauchen Teamplay – auch bei Sportrechten."

Nun hat Intendant Ferdinand Wegscheider Urlaub und das Leibesübungsfernsehen vor Olympia eine Minimalpause. Doch das muntere Kooperationen-Knüpfen geht auf einer Nebenbühne weiter. Der ORF wird Hälfte-Gesellschafter beim Radioplayer der Privatsender. Ab Herbst ist der öffentlich-rechtliche Hörfunk dort online abrufbar. So wie die Fernsehangebote auf Joyn, dem Streamer von ProSiebenSat.1 (P7S1), dem Mutterkonzern von Puls 4. Auch Konkurrent ServusTV macht mit. Getragen von solchen Frenemy-Konzepten gerät der Privatsenderverband VÖP mit Geschäftsführerin Corinna Drumm zum dritten starken medienpolitischen Spieler neben dem ORF und dem Zeitungsverband VÖZ.

Die einstigen Verleger wirken für diese infolge der Digitalisierung entstehende Notgemeinschaft eher als Tender denn wie eine Lokomotive. Doch sie haben den größten Trumpf für eine stärkere Integration des hiesigen Medienmarkts in der Hand: Die Austria Presse Agentur APA ist ihr kleinster gemeinsamer Nenner. Die Genossenschaft gehört mehrheitlich den privaten Zeitungen, der Anteil "elektronischer Medien" ist statutarisch auf 45 Prozent begrenzt. Ihn hält traditionell der ORF. Auch "Österreich" ist hier vertreten, das der VÖZ nicht aufgenommen hat, als dessen Präsident seit Juli Maximilian Dasch von den "Salzburger Nachrichten" fungiert. Nur die "Krone" fehlt der Agentur als Teilhaber, ist aber wie ServusTV und die Gruppe um Puls 4 ein Kunde. APA-Chef Clemens Pig kann sich eine Erweiterung der Eigentümer auch um Privatsender gut vorstellen, denn es sei das "Wesen der Genossenschaft, die nationale Medienvielfalt abzubilden". Der formale Weg dazu beginnt mit einem Mitgliedsantrag.

Pig teilt den Befund, dass die heimischen Medien insgesamt enger zusammenrücken. Der traditionelle Zwist Privatsender kontra ORF unterliegt der Einsicht: "Wir gegen die globalen Plattformen." Dabei spielen auch Generationswechsel eine Rolle. Wie Dasch bei den "SN" hat bei "Österreich/oe24" Niki Fellner das väterliche Zepter übernommen. Neben dem ORF nach Alexander Wrabetz wirken auch in der Puls-Gruppe neue Geschäftsführer (Thomas Gruber, Bernhard Albrecht, Michael Stix) infolge des Wechsels von Langzeit-CEO Markus Breitenecker in die Konzernzentrale von P7S1. Zudem kehren bei "Krone", "Kurier" und "Tiroler Tageszeitung" mit Michael Tillian, Richard Grasl und Silvia Lieb neue Management-Besen. Dass Wegscheider 2025 mit 65 als Intendant in Pension gehen wird, glaubt aber kein interner Kenner von ServusTV. Er wird einer engeren Kooperation kaum im Weg stehen. Bei der Fußball-WM 2026 ist sein Sender Juniorpartner des ORF. Der hat wenige Tage später den nächsten Generalswahltermin.

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