News Logo
ABO

Sex im Alter: Die Top 6 Totschlagargumente

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
4 min
Dr. Monika Wogrolly

©News/Matt Observe
  1. home
  2. Aktuell
  3. News

Natascha ist 58. Stets betont sie ihr „mittlerweile ja fortgeschrittenes Alter“. Nach ihrem Liebesleben gefragt, reagiert sie kopfschüttelnd. Und dann kommt ein typischer Satz, den viele Menschen sagen: „Um Himmels willen – Sex war früher. Das ist längst kein Thema“

In unserer Gesellschaft herrscht mithin Altersdiskriminierung – und zwar in erster Hinsicht in der Beziehung zu sich selbst. Nataschas Ehemann formuliert dies so: „Früher war Natascha leidenschaftlich. Nicht einmal Zärtlichkeiten sind möglich, als würde sich das für uns nicht mehr gehören.“ Noch schlimmer als bei diesem Paar ist es bei Ilse und ihrem Mann. Ilse spricht gar von Ekel beim bloßen Gedanken, ihr Gatte könne sich ihr körperlich nähern. Dabei ist das Vorzeigepaar nach außen hin seit über dreißig Jahren glücklich. Nun sehen wir uns die führenden Gründe für einen Verzicht aufs Liebesleben genauer an:

1. „Sex ist für junge Menschen.“

Wie falsch dieser Mythos ist, zeigt sich am steten Liebesbedürfnis in jedem Lebensalter. Und Alter ist doch relativ. Es gibt biologisch junge Menschen, die sich durch eine reife Persönlichkeit auszeichnen, und ältere Menschen, die wenig Verantwortungsbewusstsein zeigen und sich nicht weiterentwickelten.

2.  „Sex im Alter ist tabu.“

Wer das glaubt, wertet sich im fortgeschrittenen Alter schlichtweg selbst ab, als ob man sich ein Ablaufdatum fürs Liebesleben gibt.

3. „Wer alt ist, wird beim Sex zur Lachnummer.“

Hier geht es vielmehr um radikale Selbstakzeptanz, sich durch gezielte Übungen im Bereich der Selbstfürsorge mit sich weiterhin vertraut zu machen und trotz körperlicher Veränderungen fein mit sich zu bleiben.

4. „Für ein glückliches Liebesleben braucht es körperliche Fitness.“

Als ob das Liebesglück von akrobatischen Sexstellungen abhängig wäre, finden sich Paare fast unmerklich in einem Vermeidungsverhalten wieder, wenn sie das Vertrauen in ihre Knochendichte und Beweglichkeit verlieren.

5. Sprechverbot in Sachen Liebe.   
Häufig werden Bedürfnisse nach Nähe totgeschwiegen. Viele vergessen – oder verdrängen –, wie es früher war. Insgeheim zehren sie von der Erinnerung, und Personen wie Natascha und Ilse wehren das Sex-Thema wegen einer Selbstwertproblematik mit Ekelargumenten ab. In Wahrheit sehnen sich gerade diese Menschen nach Nähe und Innigkeit.

6. Hormonumbruch

Auch wenn mit fortgeschrittenem Alter bei Männern der Testosteronspiegel und bei Frauen das Östrogen sinken, ist das kein Grund, auf Nähe und Zärtlichkeit zu verzichten. Das Liebesleben ist schließlich kein Wettkampf.

Mit Ratsuchenden wie Ilse arbeite ich mittels „Ego-States“. Das bedeutet, dass sie sich erst mal bewusst werden, welcher Anteil ihrer Persönlichkeit („Ego-State“) schon nahezu „verhungert“ ist: Die sinnliche Seite. Und dass Ilses Besessenheit, die beste Oma für ihre Enkelkinder zu sein und das maßlose Kuscheln mit ihnen sowie die andauernde Gartenarbeit Kompensationsmechanismen sind, um den Verlust dessen, was früher der Beziehungskitt war, vor sich zu verschleiern. 

Fazit: Ein entspanntes Liebesleben mit Nähe und Zärtlichkeit ist die Alternative zu einem stressigen leistungsorientierten akrobatischen sexuellen To-do. Daher nehmen Sie die Haltung ein, ich muss nicht, aber darf. Ein glückliches Liebesleben ist keine Hochleistungsperformance. Beginnen Sie noch heute mit einem Comeback der Sinnlichkeit und fragen sich zuallererst selbst nach den Sie daran hindernden Totschlagargumenten. Dahinter stecken oftmals Ängste, Zweifel und nicht verheilte Wunden. Dann und nur dann haben Sie bald wieder Mut zur Nähe.

News Kolumnen

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER