Das Kind brüllt und tobt, wenn es bei einem Spiel verliert. Diese Situation kennen wohl viele Eltern. Aber auch Erwachsene tun sich oft schwer, eine verlorene Partie zu akzeptieren. Wie geht man damit um? Können schlechte Verlierer noch zu "guten Verlieren" werden - und was ist das überhaupt? Die Familien- und Erziehungsberaterin Regina Weinstabl klärt auf.
News.at: Wird man zu einem schlechten Verlierer – oder ist man das schon immer?
Dr. Regina Weinstabl: Kleine Kinder haben von sich aus eine sehr hohe Frustrationstoleranz. Sie müssen nicht lernen, Frust auszuhalten. All ihre Entwicklungsschritte lernen sie auf Grund von Versuchen und Anstrengungen, die nicht immer von Erfolg gekrönt sind und trotzdem geben sie nicht auf. Man darf es ihnen nur nicht abgewöhnen, indem man sie zu sehr beschützt, oder von vermeintlichen Misserfolgen fernhält.
Ob man ein guter oder schlechter Verlierer wird, hängt sehr oft von der elterlichen Resonanz und der Vorbildwirkung der Eltern ab.
Wie reagiert man als Erwachsener am besten, wenn das Kind beim Verlieren brüllt und tobt?
Für Kinder ist es oft schwer zu verlieren, weil sie viel Engagement in ein Spiel investieren und beim Verlieren ihrem Ärger Luft machen. Sie haben auch Angst, ausgelacht zu werden oder Schwäche zu zeigen. Diesen Frust und die damit verbundenen überschäumenden Wutausbrüche müssen Eltern lernen auszuhalten.
Es ist wichtig, dem Kind zu signalisieren, dass man seine Gefühle durchaus versteht, dass man sich aber nicht tyrannisieren lässt.
Also nicht gewinnen lassen?
Wenn man als Eltern versucht, das Kind immer gewinnen zu lassen, hat es nicht die Möglichkeit, verlieren zu lernen und so zu erfahren, dass es kein „Weltuntergang“ ist, wenn man nicht gewinnt. Natürlich kann man als Elternteil Spiele wählen, bei denen die Chance besteht, dass das Kinder häufig gewinnt (zum Beispiel Memory), oder man das Spiel steuern kann, sodass das Kind nicht unentwegt frustriert wird, aber es ist notwendig, dass das Kind sukzessive lernt, auch mit Verlusterfahrungen umzugehen.
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Wie reagiert man, wenn ein Erwachsener Mitspieler so reagiert auf eine Niederlage?
Das kommt ganz sicher auf die Situation an, in der es um das Verlieren geht, und um den persönlichen Bezug, den man zum Verlierer hat.
Kann man Kindern beibringen, das Verlieren zu lernen, zu „guten Verlierern“ zu werden? Wann ist man ein „guter Verlierer“?
Verlieren kann man lernen. Es ist eine Sache der Übung, dass man es aushalten lernt, nicht zu gewinnen. Spielen erfordert Sozialkompetenz und die kann man erlernen. Mannschaftssport ist ein gutes Tool dafür.
Man ist ein guter Verlierer, wenn man das Spiel durchaus ernst nimmt und sich nach Ende des Spiels mit dem Sieger freuen oder zumindest Anerkennung zeigen kann.
(Wie) kann man lernen, sich für andere zu freuen?
Um sich mit anderen zu freuen, braucht man Empathie. Ebenso wie wir mitfühlen können, wenn jemand verliert, können wir, wenn wir sozial kompetent und mitfühlend sind, Freude mit anderen teilen.
Wenn jemand anderem etwas gelingt, das wir selbst gerne geschafft hätten, erweckt das in uns oft Neidgefühle. Neid entsteht immer dann, wenn wir vergleichen. Auch hier gilt es abzuwägen und sich seine eigenen Stärken bewusst zu machen, damit wir uns mit dem anderen freuen können – genauso wie wir uns wünschen würden, dass sich andere mit uns freuen.
Kann man als erwachsener schlechter Verlierer lernen, sich zu beherrschen bzw. überhaupt sich ger nicht erst so zu ärgern bei einer spielerischen Niederlage?
Ein schlechter Verlierer hat in der Regel ein niedriges Selbstwertgefühl, Versagensängste und eine niedrige Impulskontrolle. Das bedeutet, dass man sukzessive lernen muss, seine Frustrationsschwelle hinaufzusetzen und damit sein Selbstwertgefühl zu stärken. Man sollte sich bewusstmachen, welche Stärken man hat und worin man besser ist als andere.