Die USA hatten immer schon ein Interesse an der Insel im Norden.
William Seward, 1861 bis 1869 Außenminister der USA, war einer der Ersten mit der Idee, das Territorium Amerikas durch Zukäufe zu vergrößern. Als außenpolitischer Berater des US-Präsidenten Abraham Lincoln verhinderte er während des amerikanischen Bürgerkriegs das Eingreifen Großbritanniens und Frankreichs, die ein wirtschaftliches Interesse an der Sklaverei hatten. Am 14. April 1865 überlebte er ein Attentat.
Anarchisten der gleichen Gruppe ermordeten am selben Tag Lincoln. Verantwortlich für die Außenpolitik unter Lincolns Nachfolger, Andrew Johnson, entwarf er den Plan, Alaska für die Vereinigten Staaten zu übernehmen. Er beauftragte den russischen Botschafter Eduard von Stoeckl, den Zar über das Interesse Amerikas zu informieren, Alaska zu kaufen. Nach langwierigen Verhandlungen akzeptierte der Zar den Preis von 7,2 Millionen Dollar.
Grönland
Als nächsten Schritt wollte Seward Grönland kaufen. Dänemark akzeptierte das Angebots Sewards. Doch die öffentliche Meinung – Journalisten beschrieben Alaska als „Seward’s Icebox“ – verhinderte die Transaktion. Seward gab nicht auf und schickte eine Expedition nach Grönland. Sie kam mit der Nachricht zurück, es gebe Kohle, Eisen, Nickel, Kupfer und ein endlos weites Gebiet mit Tieren und Fischen. „Mit Alaska und Grönland könnte Amerika den weltweiten Handel mit Rohstoffen und Nahrung kontrollierten,“ verteidigte Seward seine Idee.
Doch am Spott der politischen Konkurrenten und Medien, die zynisch und kurzsichtig den Ankauf von Alaska als „Steward’s Folly“ (Stewards Torheit) kritisierten, scheiterte die Idee. Jahre später entdeckten einige Wagemutige Gold in Alaska, und Tausende machten sich auf den Weg in die eisige Wildnis. Heute wird Stewards Idee als strategische Meisterleistung gefeiert. 1910 versuchten die USA, Grönland über einen Landtausch zu bekommen. Der US-Botschafter in Dänemark präsentierte einen verrückten Vorschlag: Dänemark bedauerte damals den Verlust von Schleswig-Holstein, das 1864 an Deutschland fiel. In diesem Zusammenhang sollte Dänemark Grönland an die USA abtreten, dafür würde Dänemark eine Gruppe von Inseln auf den Philippinen bekommen, die wiederum an Deutschland gehen sollten, im Austausch für Schleswig-Holstein, das Dänemark zurückbekommen würde. Der Plan wurde monatelang verhandelt, jedoch nie umgesetzt.
Weltkrieg
100 Millionen Dollar boten die USA 1946 für Grönland, doch Dänemark lehnte ab. Während des Zweiten Weltkriegs war Grönland eine wichtige Stationen für Flugzeuge aus den USA auf dem Weg nach Deutschland. Nach der Besetzung Dänemarks durch Deutschland übernahmen die USA 1941 die Verantwortung für die Sicherheit Grönlands, um die Insel als Landeplatz zum Auftanken zu schützen. Mehr als 10.000 Flugzeuge landeten während des Kriegs in Grönland. Aufgrund Eisenhowers Warnung – „Falls es einen Dritten Weltkrieg gibt, wird er vom Norden aus kontrolliert“ – stimmte Dänemark 1951 dem Vorschlag der USA zu, einen Stützpunkt in Grönland zur Kontrolle des Nordpols zu errichten.
Von 1951 bis 1953 bauten die USA unter dem Codenamen „Blue Jay“ eine gigantische Militärbasis. Am Höhepunkt des Kalten Kriegs waren hier 10.000 US-Soldaten stationiert: „Ein Netzwerk unter dem Eis mit Straßen, Bowling, Basketball, einer Kirche und einer Bibliothek“, berichtete ein Reporter. 2020 übersiedelte die US-Armee die Basis bis auf eine kleine Einheit zurück in die USA. Trumps Idee, Grönland zu übernehmen, ist weder neu noch ungewöhnlich. Grönland wäre wie Alaska heute ein Teil der USA, hätten nicht Politiker und Journalisten engstirnig und fantasielos Stewards Plan einst verhindert.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.08/2025 erschienen.