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Daran erkennt man, ob man royale Vorfahren hat

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©iStockphoto.com/Yuri_Arcurs
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In Österreich gibt es seit 1919 offiziell keinen Adelsstand mehr - die adelige Abstammung aber bleibt. Das wohl prominenteste, österreichische Beispiel ist Karl Habsburg-Lothringen, der Enkel des letzten Kaisers von Österreich. Doch wie könnte man herausfinden, ob man selbst adelige Vorfahren hat?

Genetische Tests machen heutzutage bereits einiges möglich, allerdings hilft das nur bedingt weiter. Denn einen Nachweis für blaues Blut gibt es nicht. Und mathematisch gesehen ist die Rückrechnung ebenso tückisch: Die Anzahl an Vorfahren, die wir haben, nimmt nicht linear, sondern exponentiell zu, wie Genforscher Adam Rutherford gegenüber dem "Guardian" mitteilte. Würde man tausend Jahre in der Geschichte zurückgehen, hätte jeder von uns eine Billion direkter Vorfahren. Das sind mehr Menschen als bisher überhaupt auf der Erde gelebt haben. Wie ist das möglich? "Ein paar Generationen zurück beginnen die Stammbäume in sich selbst zusammenzuklappen", sagte Rutherford. Das bedeute, dass man de facto von demselben Individuum mehrmals abstammen kann und es auch tatsächlich tut.

Hinzu kommen erschwerende Faktoren wie Migration, Revolutionen und Kriege. All das führt zu einem überlappenden und verwirrendem Netz an Abstammungen. Das alles erschwert natürlich die eigene Stammbaumsuche - auch in Bezug darauf, ob sich royale Vorfahren in der Ahnenreihe verbergen. Will man sich dennoch auf die Suche nach möglichen historischen, blaublütigen Verwandten begeben, gilt es einiges zu beachten:

1. Die Bedeutung des Wortes "von"

Der österreichische Adel - exklusive der kaiserlichen Familie - unterteilte sich bis zur Aufhebung des Adelsstandes in fünf Ränge. Findet man einen dieser Titel unter seiner Vorfahren, ist die Chance auf eine adelige Abstammung groß:

  • der einfache Adelstand: mit einem "von" oder "Edler von" im Namen

  • der Ritterstand: mit einem "Ritter von" im Namen

  • der Freiherrnstand: mit einem "Freiherr von" oder einem "Baron" im Namen

  • der Grafenstand: mit einem "Graf von" im Namen

  • der Fürstenstand: mit einem "Fürst von" Namen (die Anrede lautete "Durchlaucht")

2. Was alle Stammbäume gemeinsam haben

Der Statistiker Joseph Chang von der Yale Universität zeigte in seiner Studie (1999), dass wenn man weit genug im Stammbaum zurückgeht, etwa 32 Generationen beziehungsweise rund 500 Jahre, quasi jeder Europäer laut seinem mathematischen Modell einen gemeinsamen Vorfahren hat - abhängig von der derzeitigen Population. Könnte man die Stammbäume von jedem heute lebenden Europäer genauestens dokumentieren und hunderte von Jahren zurückverfolgen, würden sich die Stammbäume rund um die Zeit des britischen Königs Richard II. (1367 - 1400) kreuzen, wie Genforscher Adam Rutherford erklärt.

Die mathematische Studie von Chang wurde 2013 durch DNA-Belege untermauert: Die Wissenschaftler Peter Ralph und Graham Coop fanden auf Basis von Changs Forschung heraus, dass die Stammbäume eben keine Bäume sind, sondern ein verstricktes Netzwerk und alle Europäer von den selben Menschen abstammen. Das gilt übrigens ebenfalls für andere Kontinente und Regionen. So lassen sich die Stammbäume der meisten Ostasiaten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Dschingis Khan als Urahne zurückführen.

3. Warum alle Europäer royaler Abstammung sind

In Europa ist der bekannteste gemeinsame Vorfahre, von dem wir alle abstammen, Karl der Große (747 - 814), wie Rutherford in seinem Buch "Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat" aufzeigt. Weil royale Linien - wie jene von Karl dem Großen - historisch gut dokumentiert sind, sind sie oft lückenlos nachvollziehbar - beispielsweise bis zu der niederländischen Familie Backer-Dirks (Der Familienstammbaum ist online nachverfolgbar) aus dem 21. Jahrhundert:

Karl der Große hatte 18 Kinder. Eines davon war Ludwig I., genannt Ludwig der Fromme, König des Fränkischen Reiches und Kaiser. Verfolgt man die Linie weiter über seinen Sohn Lothar I., dessen Enkeltochter Bertha von Lothringen, deren Enkeltochter Willa di Toscana, deren Tochter Rozala-Susanna von Italien. Sie heiratete Arnulf II., Graf von Flandern und rückte die Linie damit in Richtung der heutigen Niederlande. Es folgten acht Nachfahren mit dem Namen Graf Balduin. Über Johann von Avesnes und dessen Kinder und Enkelkinder führt der Stammbaum schließlich zu Margaretha Taets van Amerongen. Dieser Familienzweig ist wiederum über Umwege mit jenen der Backer-Dirks verknüpft.

Auf ähnlichen Wegen lassen sich nach Ansicht von Rutherford die meisten europäischen Familienstammbäume zu Karl dem Großen zurückverfolgen. So gesehen haben wir alle royales Blut in uns.

4. Darum sind historische Dokumente ein wichtiger Hinweis

Ein guter Hinweis auf royale Vorfahren können auch historische Dokumente sein. Wird der Familienname in alten Aufzeichnungen oder Berichten erwähnt, steigt die Wahrscheinlichkeit von blaublütigen Ahnen. Das liegt daran, dass früher vor allem Personen von Bedeutung in die Annalen aufgenommen worden sind und diese Dokumente sorgfältiger aufbewahrt wurden als andere. Kirchenaufzeichnungen sind ebenfalls ein heißer Tipp für Ahnenforschung: Hier reichen die schriftlichen Verzeichnisse oft bis ins 17. Jahrhundert zurück, allerdings selten weiter. Wer Dokumente zu Landbesitz und ähnliche Aufzeichnungen findet, kann die Familiengeschichte hingegen noch um einige Jahrhunderte weiter zurückverfolgen.

5. Royals und das gemeine Volk

Die Suche nach unseren Vorfahren wird dadurch erleichtert, dass die Menschen sich nicht beliebig fortpflanzen, wie Genetiker Rutherford erklärt. Vielmehr heiraten sie in der Regel innerhalb von sozioökonomischen Gruppen, von eingeschränkten geographischen Bereichen und sie teilen eine gemeinsame Sprache. Das galt genauso für Royals. Kommt man daher aus einer Region, in der sich Royals auch mit dem gemeinen Volk eingelassen haben, ist die Chance größer, von königlicher Abstammung zu sein.

Dabei muss man nicht einmal legitimer Nachfahre sein, um blaues Blut in den Adern zu haben. Die eigenen royalen Vorfahren könnten Prinz, Baron - oder Bettler gewesen sein. Sogenannte morganatische Ehen waren vor allem in der jüngeren Geschichte nicht unüblich. Damit wurden Eheschließung des europäischen Adels bezeichnet, bei denen ein Ehepartner (oftmals die Frau) von niedrigerem gesellschaftlichem Stand war. Illegitime Kinder und Ehepartner mit weitläufigen adeligen Verbindungen haben die Grenzen zwischen den Royals und dem gemeinen Volk verschwimmen lassen. Prominentes Beispiel ist die Heirat von Prinz William mit der Bürgerlichen Kate Middelton, die keine unmittelbare adelige Verwandtschaft aufzuweisen hat.

Außerdem ist ein Königshaus nicht unbedingt statisch. So können viele US-Amerikaner ihre Familiengeschichte zum europäischen Adel zurückverfolgen und zwar durch Schlüsselfiguren in der Ahnenreihe: frühe Kolonialisten, deren royale Abstammung historisch dokumentiert wurde.

Zusammengefasst kann man also sagen: Wenn jemand in der Familie mit einem Royal verbandelt war, oder das Kind eines Adeligen war, reicht das höchstwahrscheinlich aus, um eine Verbindung zu einem Königshaus herzustellen.

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