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ORF: Der neue DiensTalk nach dem anderen SonnTalk

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Tarek Leitner, Simone Stribl, Alexandra Maritza Wachter und Stefan Lenglinger

©Bild: ORF/Roman Zach-Kiesling

„Das Gespräch mit Susanne Schnabl“ hatte nach der Startstaffel mit 14 Folgen die erste Pause, der neue „ZiB Talk“ am Dienstag nach der „ZiB 2“ Premiere. Der ORF kämpft dabei weniger kontra ServusTV oder Puls 4 als gegen seine eigene Legende „Club 2“ und das deutsche Talk-Stakkato.

Wenn dieses Heft erscheint, hatte der „ZiB Talk“ bereits Premiere und Sie wissen mehr darüber als jetzt Ihr Kolumnist. Die abwechselnd geplante Moderation von Simone Stribl, Alexandra Maritza Wachter, Tarek Leitner und Stefan Lenglinger lässt jedenfalls vermuten, dass der ORF auf einen „Club 2“-Effekt hofft. Auch er war Dienstag nach der „ZiB 2“ und geriet von 1976 bis 1995 zu einem für ganz Europa vorbildhaften Talk. Dieses enorme Erfolgshandycap überstrahlt seit 30 Jahren jedes neu konzipierte gesellschaftspolitische Diskussionsformat im ORF. Deshalb wurde der „Club 2“ auch von 2007 bis 2012 neu aufgelegt. Am Mittwochabend. Der Dienstag ist also das bessere Omen.

Der „ZiB Talk“ startet nach der ersten Sonntagspause für „Das Gespräch mit Susanne Schnabl“. Die Einschätzungen der bisher 14 Ausgaben reichen von mehr Tiefgrund, Relevanz und Streitkultur bis zu „gepflegte Langeweile“ und „die üblichen Gesichter“. Über Geschmack lässt sich in diesem Fall streiten, über die Einschaltquoten nicht. Die Reichweite hat zehnmal jene von „Im Zentrum mit Claudia Reiterer“ in den Parallelwochen des Vorjahrs übertroffen. Sie liegt mit 400.000 klar über dem Programmplatz-Schnitt von 2023 und 2024. Der Marktanteil war an vier Abenden höher als jener der „ZiB 2“ davor und übertrifft mit 22,4 Prozent den Senderschnitt von ORF2 im ersten Quartal (21,8%).

Quoten wie vor zehn Jahren

Insgesamt wirkt das nach einem unspektakulär guten Start. Doch Polit-Talk ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Reiterer kann auf einen Publikumsschnitt von 454.000 in acht Jahren verweisen – begünstigt durch den Ibiza-Skandal und die Pandemie-Phase. Das wird schwer zu übertreffen sein. Aktuell liegt „Das Gespräch“ dort, wo „Im Zentrum“ vor zehn Jahren mit Ingrid Thurnher lag – noch ohne Moderatorin im Sendungstitel, wie es in Deutschland seit Sabine Christiansen üblich ist.

Bei den Nachbarn ist der Name Programm. Das gilt nicht nur für Christiansens Nachfolgerinnen Anne Will und Caren Miosga am Sonntag. ARD-Kollegin Sandra Maischberger matcht sich am Dienstag und Mittwoch mit ZDF-Mann Markus Lanz, der auch noch am Donnerstag antritt – nach Maybrit Illner. Miosgas Herausforderung sind neben ihren Star-Vorgängerinnen die wochentäglichen Vorgaben einer Phalanx an Talk-Routiniers. Ähnlich ergeht es Louis Klamroth, der noch nicht aus dem Schatten von Frank Plasberg getreten ist, der mehr als 20 Jahre „Hart aber fair“ am Montag moderiert hat.

Für Schnabl wird es enger

Schnabl hat indes einen der attraktivsten Jobs im ORF – samt Namensbranding. Doch neben der internen Messlatte Patricia Pawlicki („3 am runden Tisch“) und der externen Konkurrenz durch Michael Fleischhacker und Katrin Prähauser von ServusTV sowie Corinna Milborn von Puls 4 droht ihr nun Themen-Vorwegnahme durch den „ZiB Talk“. Die Vorbereitungszeit kann knapper werden. Das mag angesichts des deutschen Talk-Stakkatos als Norm wirken, doch ihr Team ist viel kleiner. Wirklich eng wird es aber erst, wenn der „ZiB Talk“ voll einschlägt. Dann kommt sicher eine weitere Ausgabe hinzu. Wie einst beim „Club 2“. Doch DonnersTalk ist ein Albtraum für die SonnTalk-Macher.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 17/2025 erschienen.

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