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Säkularisierung: Nicht nur die Kirche verliert

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Johannes Huber

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Die Zahl der Katholiken und viel mehr noch der Gottesdienstbesucher ist eingebrochen. Zu tun hat das mit Säkularisierung, die auch der christdemokratischen Volkspartei zusetzt.

 

FAKTUM DER WOCHE

„Mehr Sorgen habe ich wegen leerer Kirchen als voller Moscheen“, sagt der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler. Der 60-Jährige gehört dem liberalen Flügel der katholischen Kirche an. Das bedeutet nicht, dass er dafür ist, alles hinzunehmen. Im Gegenteil, „politisierten Islam“ lehnt er entschieden ab, „die verheerende Zunahme islamischer Hassprediger im Netz“ betrachtet er als Bedrohung, wie er in einem APA-Interview betonte.

Glettler ortet aber keine generelle Islamisierung Europas. Ihn beunruhigen eher Entwicklungen, die die Kirche unmittelbar betreffen und die im öffentlichen Diskurs untergehen: Während die Zahl der Muslime in Österreich steigt und ihr Anteil gut zehn Prozent beträgt, sinkt der der Katholiken kontinuierlich. Und zwar allein seit Anfang der 2000er-Jahre von fast drei Viertel auf nur noch die Hälfte. Außerdem sind immer weniger von ihnen insofern aktiv, als sie Gottesdienste besuchen. Ihr Anteil ist im Vergleichszeitraum von einem Siebentel auf ein Vierzehntel aller Kirchenmitglieder eingebrochen, ihre Zahl von weit über 800.000 auf kaum mehr als 300.000. Dahinter steckt ein Trend zur Säkularisierung, der mit dem Islam nichts zu tun hat: Zwei Millionen Menschen in Österreich sind heute konfessionslos. Das entspricht beinahe einem Viertel der Gesamtbevölkerung.

Das ist nicht nur für die Kirche ein Problem, sondern auch für die ÖVP, die sich als christdemokratische Partei betrachtet. Hier schwindet ein Kernwählersegment von ihr, mit dem sie Wertvorstellungen teilt, zum Beispiel in Bezug auf Ehe und Familie. Insofern ist es von existenzieller Bedeutung für sie, sich -inhaltlich breiter aufzustellen, um sich langfristig bei Nationalratswahlen auch nur über 20 Prozent halten zu können: Kirchenbesucher allein bringen ihr nur noch einen Bruchteil der Stimmen, die sie dafür braucht.

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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 16/2025 erschienen.

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