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Daniel Kehlmann wurde am 13. Jänner 1975 als Sohn des Regisseurs Michael Kehlmann in München geboren, übersiedelte mit der Familie im Alter von sechs Jahren nach Wien, wo er die Schule besuchte und später an der Universität Philosophie und Germanistik studierte. Sein erster Roman "Beerholms Vorstellung" (1997) galt unter Kritikern bereits als "Fall von früher Meisterschaft" des 22-Jährigen. "Der Autor mag auf dem richtigen Weg sein", urteilte die "F.A.Z." über die Geschichte eines Theologie-Studenten, der zum weltbekannten Zauberkünstler wird. Am Donnerstag erscheint eine Neuauflage des Buches, samt neuem Nachwort des Autors. "Ich lebte noch bei meinen Eltern, ich war ein begeisterter Leser von Vladimir Nabokov und Gabriel García Márquez, deren Namen in den Vorlesungen meiner Professoren niemals erwähnt wurden. Vor allem war ich jemand, der schreiben wollte", erinnert er sich dort an die Entstehungszeit seines Debüts.
2003 erschien Kehlmanns ironischer Künstlerroman "Ich und Kaminski", zum internationalen Bestseller wurde sein 2005 erschienener und später auch verfilmter Roman "Die Vermessung der Welt" über die beiden Forscher Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Es folgten weitere Romane wie "Ruhm" (2009), "F" (2013), "Tyll" (2017) und zuletzt 2023 "Lichtspiel". Darin erzählt Kehlmann das Lebensdrama des österreichischen Meisterregisseurs Gustav Wilhelm Pabst, der vor den Nazis in die USA emigrierte, in Hollywood nicht Fuß fassen konnte und in die Heimat zurückkehrte. Der Roman wurde im November 2024 von Christian Stückl am Münchner Volkstheater auf die Bühne gebracht.
Dem österreichischen Logiker Kurt Gödel widmete Kehlmann sein erstes Theaterstück "Geister in Princeton", das 2011 am Schauspielhaus Graz uraufgeführt wurde. Es folgten "Der Mentor" (2012), "Heilig Abend" (2017), "Die Reise der Verlorenen" (2018) und "Nebenan" (2022). Neben einigen Übersetzungen schrieb er auch Drehbücher, u.a. gemeinsam mit David Schalko zur Miniserie "Kafka".
Für seinen Verlag zählt der heute in Berlin und New York lebende Vater eines Sohnes "zu den erfolgreichsten Schriftstellern weltweit". Er erhielt u. a. den Doderer-, Kleist-, Thomas-Mann-, Hölderlin-, Wildgans und Börne-Preis. Bei der Entgegennahme des Wildgans-Preises der österreichischen Industrie im Mai 2019 äußerte er sich auch zu der immer wieder gestellten Frage, ob er nun österreichischer oder deutscher Schriftsteller sei: "Geboren bin ich in München, so steht es auf jedem meiner Klappentexte, aber ich kenne die Stadt so gut wie gar nicht und verbinde keine Heimatgefühle mit ihr. Ich bin seit dem sechsten Lebensjahr in Wien aufgewachsen, hier zur Schule und dann zur Universität gegangen. Ich besitze beide Pässe, von meiner Mutter her den deutschen, den österreichischen durch meinen Vater. Ich klinge für Deutsche manchmal österreichisch, für Österreicher allerdings, das ist mir weiß Gott oft gesagt worden, klinge ich immer deutsch."
Bei derselben Wildgans-Preisrede trug Kehlmann übrigens einen Frontalangriff gegen den "jungen Kanzler" vor, der vom rechten Koalitionspartner alles erdulde, um an der Macht zu bleiben, und wandte sich direkt an Sebastian Kurz: "Wollen Sie die Farce nicht beenden?" Zwei Tage später ließ das Bekanntwerden des Ibiza-Videos die Koalition zwischen ÖVP und FPÖ tatsächlich zerbrechen. Man sollte sich also angesichts der dramatischen heutigen innenpolitischen Lage die nächste Rede von Daniel Kehlmann keinesfalls entgehen lassen.
(S E R V I C E - Daniel Kehlmann: "Sorgt, dass sie nicht zu zeitig mich erwecken. Essays und Reden", Rowohlt, 304 Seiten, 25,70 Euro, ISBN: 978-3-498-00266-4; Daniel Kehlmann: "Beerholms Vorstellung", Zsolnay Verlag, 240 Seiten, 25,70 Euro, ISBN 978-3-552-07548-1; Details zu den Kehlmann-Sendungen unter https://oe1.orf.at/)