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Nicht einmal für Babler ist das Rennen schon gelaufen

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Johannes Huber

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Herbert Kickl und Karl Nehammer mögen bessere Karten haben als der SPÖ-Vorsitzende. Der Wahlausgang ist jedoch schwer abschätzbar, zumal viele zum "geringsten Übel" tendieren.

Nicht einmal für Babler ist das Rennen schon gelaufen

Bei der EU-Wahl hat man gesehen, dass es anders kommen kann als erwartet. In Umfragen lag die FPÖ vier, fünf Prozentpunkte vor der SPÖ und fünf, sechs Prozentpunkte vor der ÖVP. Am Ende landeten die drei Parteien innerhalb von 2,2 Prozentpunkten, die FPÖ knapp vor der ÖVP, und diese wiederum nicht hinter, sondern vor der SPÖ.

Auch bei der Nationalratswahl bleibt allerhand möglich. Erstmals misstraut eine Mehrheit allen selbsternannten Kanzlerkandidaten, Sei es dem Amtsinhaber Karl Nehammer (ÖVP) oder den Herausforderer Herbert Kickl (FPÖ) und Andreas Babler (SPÖ). Das zeigt, dass es für viele auf eine Wahl des "geringsten Übels" hinauslaufen könnte.

Darauf setzt Nehammer und versucht, moderat zu wirken. Das kann aufgehen, muss es aber nicht. Die Sache ist nämlich komplizierter: In erheblichen Teilen der Wählerschaft gibt es grundsätzlichen Unmut gegenüber der Politik. Das hat Kickl im Auge und bietet daher einen Totalumbau an.

Seine Chancen, die FPÖ auf Platz eins zu führen, sind groß. Immerhin hat er sich in den vergangenen Jahren eine feste Anhängerschaft erarbeitet, es könnten schon 25 Prozent ausreichen. Wobei: Je näher der Wahltag rückt, desto lauter werden Stimmen, die vor einer "Orbanisierung" unter seiner Führung warnen. Das kann ihm nicht ganz egal sein. Es muss ihm nicht schaden, könnte aber seine Mitbewerber stärken.

Daher ist das Rennen noch nicht einmal für die SPÖ von Andreas Babler gelaufen, der im Durchschnitt der Umfragen bei sinkender Tendenz zuletzt keine 21 Prozent mehr ausgewiesen wurden: Glaubwürdiger noch als die ÖVP kann sie sich als Angebot für all jene darstellen, die die FPÖ nicht in der Regierung haben wollen und für die es am 29. September darum geht, einen "Volkskanzler" Kickl zu verhindern. Daher stellt sich Babler zunehmend deutlich direkt gegen diesen. Zitat: "Ich halte Sie für brandgefährlich für unser Land."

Asyl und Migration gelten als wahlentscheidende Themen. Multiple Krisen und das, was Parteien und Politiker daraus machen, gehören dabei jedoch mehr denn je mitberücksichtigt.

Die Themenlage hat sich rückentwickelt: Galten vorübergehend Inflation und Teuerung als wahlentscheidend, so sind es jetzt wieder Asyl und Migration. Kein Wunder? Es hat nicht nur mit der massiven Zuwanderung in den vergangenen Jahren zu tun oder mit Schlagzeilen, für die Islamisten sorgen. Es geht um mehr. Multiple Krisen und vor allem das, was Parteien und Politiker daraus machen, wirken verstärkend.

Schon länger auffallend ist, dass die FPÖ, die keine Asylanträge mehr zulassen und "Remigration" betreiben möchte, ihre größten Wahlerfolge in ländlichen Regionen erzielt, in denen es kaum Zu-, sondern eher sogar Abwanderung gibt, in denen Gasthäuser und Geschäfte zusperren und somit ein Niedergang sichtbar ist und in denen Fremde oft fremd sind und gegen die sich daher umso leichter Stimmung machen lässt.

Neu ist ein verstärkender Effekt infolge von Krisen von Corona über Teuerung bis Krieg in Europa. Mehr und mehr Menschen befürchten, dass sich ihr persönlicher Lebensstandard in den kommenden Jahren verschlechtern wird. Extrem ist es bei all jenen, die sich selbst bei Eurobarometer-Erhebungen der Arbeiterklasse zuordnen. Bei ihnen rechnen über 50 Prozent mit einer Verschlechterung. These: Hier greifen freiheitliche, aber auch türkise Botschaften wie "Schluss der Zuwanderung ins Sozialsystem" ganz besonders. Sie vermitteln den Eindruck, dass die eigenen Leute zu kämpfen haben, weil etwa Geflüchteten geholfen werde und das durch einen "Asylstopp" beendet werden könnte.

Das färbt ab. Auch darauf, wie Zu- oder Einwanderer im Allgemeinen gesehen werden. Eine Mehrheit aller Österreicher sagt, sie würden einen positiven Beitrag für das Land leisten. Bei Arbeiterinnen und Arbeitern allein ist es laut Eurobarometer-Detailauswertung genau umgekehrt: Nur 24 Prozent sehen einen positiven Beitrag, 66 Prozent alles andere als einen solchen.

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