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Neuer Roman: "Der tödliche Ausgang von Sportverletzungen"

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3 min
Autorin Milica Vučković
©APA/APA / Kunst Weekly/Kunst Weekly
Eva hat sich beide Wadenbeine gebrochen. "Leute brechen sich beim Skifahren die Beine, Mama, sagte ich, als wir telefonierten. Es ist nichts Schlimmes." Doch Eva hat sich nicht beim Skifahren verletzt, und Milica Vučkovićs Roman "Der tödliche Ausgang von Sportverletzungen" handelt nicht von Sport. Es geht um eine toxische Beziehung, aus der die junge Frau nicht und nicht loskommen kann. Die deutsche Übersetzung des Buches wird am Mittwoch in Wien präsentiert.

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Vučković führt langsam und vorsichtig in ihr Thema ein. Eine frühe Mutterschaft und eine gescheiterte Beziehung sind die Eckdaten eines Frauenlebens, das besser verlaufen hätte können, aber auch schlechter. Die Ich-Erzählerin Eva wird Alleinerziehende ihres Sohnes Mario, aber schon zuvor war ihr Partner mehr Hindernis als Hilfe. Doch Eva will auch als Frau leben und lieben. Man kann es ihr nicht verdenken, dass sie sich in den gut aussehenden Viktor verliebt, der als Kolumnist arbeitet, angeblich an einem epochalen Roman arbeitet und gern das große Wort führt.

Erst allmählich schleichen sich Irritationen ein, Warnsignale, bei denen man als Leser am liebsten "Vorsicht!" schreien möchte, und: "Finger weg von diesem Typen!" Die 1989 in Belgrad geborene Autorin breitet unglaublich geschickt jene Muster aus Überredung und Manipulation, Übertretung und Reue aus, die man aus unzähligen Erzählungen über Gewaltbeziehungen kennt. Geradezu klassisch die Täter-Opfer-Umkehr: "Ich kann nicht glauben, dass du mich dazu gebracht hast, das zu tun."

Den großen Erfolg ihres 2021 in Serbien erschienenen Buches führt Milica Vučković auch auf äußere Umstände zurück: "Die Me-Too-Bewegung kam - wie immer mit Verzögerung - auch zu uns, und das Buch wurde als Teil von ihr gesehen, was seine Sichtbarkeit erhöhte, es aber paradoxerweise auch nur auf diese Ebene reduzierte." Damit täte man dem Roman Unrecht.

Zwei Faktoren sind es, die der bitteren Beziehungsgeschichte, die sich bald nach Deutschland verlagert, zusätzliche Dimensionen verleiht. Das eine ist die sensibel beschriebene Unfähigkeit der Umgebung, Evas Eltern mit eingeschlossen, adäquat mit dem Wahrgenommenen umzugehen - wodurch das private zum gesellschaftlichen Problem wird. Das andere ist der eingestreute Humor, der das alles immer wieder erträglich macht. Eva, der Viktor einredet, dumm zu sein, sucht immer wieder Rat im Internet. Dann googelt sie etwa "Mord durch Skier" oder "Ehemann erwürgt". Die Suchergebnisse sind nicht sehr ermutigend. Und wieder einmal weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Milica Vučković: "Der tödliche Ausgang von Sportverletzungen", Übersetzt aus dem Serbischen von Rebekka Zeinzinger, Zsolnay Verlag, 190 Seiten, 23,70 Euro, Buchpräsentation: Mittwoch, 9. April, 19 Uhr, Hauptbücherei Wien, Wien 7, Urban-Loritz-Platz 2a, Moderation: Rebekka Zeinzinger, Simultanübersetzung und Lesung: Mascha Dabić)

BELGRAD - SERBIEN: FOTO: APA/APA / Kunst Weekly/Kunst Weekly

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