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Mutter schläft nackt im Bett mit ihrem 16-jährigen Sohn

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Lesezeit
7 min
Nackte Frau im Bett

©iStockphoto.com
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Ist es okay, wenn eine Mutter ihr Bett mit ihrem Sohn teilt - wenn der Sohn bereits 16 Jahre alt ist und die Mutter nackt schläft? Die Reaktionen lassen keinen Zweifel offen: Das kann nicht gut sein! Und was sagen die Experten dazu?

Eine Mutter, die sich ihr Bett mit ihrem 16-jährigen Sohn teilt, während sie selbst nackt darin schläft. Warum macht sie das? Und, noch viel wichtiger, schadet sie damit nicht der Entwicklung ihres Kindes?

Der Sohn wird instrumentalisiert

"Man hat hier schon den Verdacht, dass die Mutter versucht, ihren Sohn zu vereinnahmen", gibt der Wiener Psychologe Dr. Michael Schmitz zu bedenken. Nicht nur in einem erotisch-sexuellen Sinn, sondern als ganze Person. "Es gibt ja Mütter, die ihren Sohn idealisieren, ihn zum Prinzen machen, alles für ihn tun. Und gleichzeitig soll der Sohn all das erfüllen, was für die Mutter bisher nicht in Erfüllung gegangen ist." Mit anderen Worten: Der Sohn wird instrumentalisiert. Ganz nach dem Motto: Du wirst wertgeschätzt, solange Du für mich eine bestimmte Funktion erfüllst.

Der Sohn soll all das erfüllen, was für die Mutter bisher nicht in Erfüllung gegangen ist.

Michael SchmitzPsychologe, Coach & Management-Trainer

Frei entscheiden könne das Kind dabei aufgrund des Machtverhältnisses nicht. Vielmehr würde es von dem Gedanken geleitet: Wie muss ich mich verhalten, um Anerkennung zu bekommen? Die Dynamik dahinter ist komplex: Mutter und Kind leben eine harmonische Beziehung, die nicht zuletzt Sicherheit gibt. Wenn nun etwas Unbehagen bereitet, unpassend, merkwürdig oder peinlich erscheint, wird es beiseite gedrängt. Immerhin will man die Harmonie ja nicht gefährden. Schmitz betont dabei das Abhängigkeitsverhältnis, in dem sich der Sohn befindet. "Wer das nicht sieht, der bagatellisiert solche Verhältnisse in einer dramatischen Weise."

Massive Verletzung der Intimsphäre

Man könnte es aber auch so formulieren: "Welcher Jüngling will mit seiner nackten Mutter das Bett teilen?" Der Wiener Sexualexperte Dr. Dieter Schmutzer spricht von einer massiven Verletzung der Intimsphäre des Jugendlichen. Ihm zufolge gibt die Mutter hier ihre Intimsphäre in einer Art preis, wie sie einem Mutter-Sohn-Verhältnis nicht entspricht. "Gemeinsam nackt im Bett sein sollte - vielleicht abgesehen von ganz kleinen Kindern - Menschen vorbehalten bleiben, die in einer erotischen, sinnlichen, sexuellen Beziehung miteinander stehen." Schmutzer gibt zu bedenken, welches Echo ein derartiges Verhalten hervorrufen würde, würde es sich um ein 16-jähriges Mädchen und ihren Vater handeln.

Welcher Jüngling will mit seiner nackten Mutter das Bett teilen?

Dieter SchmutzerSexualpädagoge, Lebens- und Sozialberater

Aber hat das Ganze tatsächlich etwas mit Sexualität zu tun? Schmutzer sagt Ja. Ihm zufolge handelt es sich hier um eine massive sexuell konnotierte Grenzverletzung. Von einer Grenzüberschreitung spricht auch die Wiener Kinder und Jugendpsychologin Mag. Sabine Kainz. Mit 16 Jahren befände man sich in jener Entwicklungsphase, in der einerseits die eigene Sexualität erwacht und man sich anderseits von den Eltern abkoppelt. Mit der erwachenden Sexualität und der altersgemäßen Abgrenzung einher ginge der Wunsch nach Privatsphäre, die er in der Regel auch für sich beansprucht. "Das widerspricht dem Bild von einem 16-Jährigen, der das Bett mit seiner nackten Mutter teilt." Hier würden die Grenzen verschwimmen, was weder für den Sohn noch für die Mutter gesund wäre.

Die Grenzen verschwimmen

Anstelle des Mutter-Kind-Verhältnisses tritt ein freundschaftliches, wenn nicht sogar partnerschaftliches Verhältnis. Der Sohn also als Partnerersatz? Ein Phänomen, das man Kainz zufolge oft bei Müttern mit jüngeren Söhnen beobachten könne. In der Regel entwächst das Kind aber früher oder später der ihm zugeteilten Rolle. Gleichzeitig würde die Mutter einen immer stärkeren Wunsch nach Freiraum und Abgrenzung verspüren. "Das scheint hier aber nicht der Fall zu sein", folgert Kainz. "Hier liegt eher ein symbiotisches als ein gesundes Mutter-Kind-Verhältnis vor." Dabei würde dem Sohn weder vermittelt, was Privatsphäre, was Rückzug bedeutet, noch dass er sich abzugrenzen kann, darf und soll.

Die Grenzen verschwimmen. Das ist weder für den Sohn noch für die Mutter gesund.

Sabine KainzKlinische Psychologin & Gesundheitspsychologin

Warum also macht eine Mutter so etwas, wenn sie damit doch offensichtlich ihrem Kind schadet? "In extremeren Fällen kann ein derartiges Verhalten mit einer sexuellen Fantasie verbunden sein. Wenn dem so ist, steckt aber noch viel mehr dahinter als nur die Fantasie", erklärt Schmitz. Die treibende Kraft sei nicht etwa der sexuelle Trieb, sondern das, was mit Sexualität verbunden wird: Selbstbestätigung. Dabei würde die Frau von dem Wunsch geleitet, nicht nur die wichtigste Person, sondern eben auch die wichtigste Frau im Leben ihres Sohns zu sein. Jene Frau, die er attraktiv findet - attraktiver als andere Frauen - und die er sexuell begehrt. Ein selbstredend unangemessener Wunsch, der in beidseitige Abhängigkeit mündet.

Die Mutter als Sexualobjekt

Was auch immer der Grund für das Verhalten besagter Mutter sein mag - die Experten sind sich einig: Es ist nicht in Ordnung, sich als Sexualobjekt zu präsentieren. "Denn was sonst", so Schmitz, "soll Nacktheit sein? Selbst wenn sexuell nichts passiert, ist hier eine Verfänglichkeit drin, die vollkommen unpassend ist. Da kann keiner sagen, das ist ein entspanntes Verhältnis. Da kann keiner sagen, der Sohn macht das, weil ihm nichts Schöneres in den Sinn kommt." Oder um es noch mal mit Schmutzers Worten zu formulieren: "Welcher Jüngling will mit seiner nackten Mutter das Bett teilen?"

Psychische Gesundheit

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