Vergiftet, erschlagen oder erschossen - einige der spektakulärsten Morde in Österreich sind von Frauen begangen worden. Und die Dokumentation derartiger Fälle reich weit zurück. Schon Anfang des 19. Jahrhunderts hat eine Mörderin die Kriminalermittler auf Trab gehalten.
Die schöne Theresia
Im Dezember 1808 findet man in der Wiener Piaristengasse einen entkleideten Toten, der alsbald als Greißler Matthias Kandl vom Hunglgrund Nr. 9 identifiziert werden kann. Zuerst gehen die Ermittler von einem Raubmord aus. Doch ein Zeuge lenkt die Spur auf die junge Ehefrau des Ermordeten, die schöne Theresia Kandl. Sie gesteht aufgrund der Beweislast schließlich: Sie hat ihren Mann, der sie immer wieder verprügelt hat, mit einer Hacke im Bett erschlagen und die schwere Leiche dann in einer "Holzbutte", einem hölzernen Tragekorb, von Matzleinsdorf bis in die Piaristengasse geschleppt.
Seitens der Polizei war man zunächst nicht überzeugt, dass der schönen Theresia dieser körperliche Kraftakt tatsächlich gelungen ist. "Man hat ihr daher einen Tragekorb mit Ziegelsteinen gefüllt und hat sie durch eine Fangfrage dazu gebracht, den Korb zu schultern", sagte Harald Seyrl, Leiter des Wiener Kriminalmuseums 2014 in einem Gespräch gegenüber News.at. Dadurch habe sich die Mörderin selbst der Tat überführt. Wegen des Mordes wird Theresia Kandl zum Tode verurteilt und am 16. März 1809 bei der "Spinnerin am Kreuz" gehängt. Zur Erinnerung an Kandl ist eine Kapelle erbaut worden, die heute in der Breitenfurter Straße in Wien-Liesing steht.
Wenn Frauen morden ...
Der Leiter des Wiener Kriminalmuseums klärt über berüchtigte historische Morde, begangen von Frauen, auf:
Die Kindsmörderin
Durch den erschütternden Fall der Juliane Hummel beschäftigen sich die Ermittler um 1900 erstmals ernsthaft mit dem Thema Kindesmisshandlung. Juliane Hummel quält ihre fünf Jahre alte Tochter über einen längeren Zeitraum. Sie schlägt das Kind, schleudert es gegen Gegenstände und lässt das Kind hungern, bis es schließlich verstorben ist. Als Todesursache wird eine Blutvergiftung, hervorgerufen durch schwere Verletzungen im Gesicht und am Kopf, vermutet. Juliane Hummel und ihr Mann werden zum Tode verurteilt. Kaiser Franz Joseph will die Kindesmörderin begnadigen, lässt die Todesstrafe nach einem Proteststurm des Volkes jedoch am 2. Jänner 1900 vollziehen. Der Mann entgeht dank Begnadigung der Hinrichtung. Der Schädel der Täterin findet sich heute im Wiener Kriminalmuseum. Er ist erhalten geblieben, weil man damals Untersuchungen mit dem Schädel angestellt hat, um die kriminelle Veranlagung einer Person feststellen zu können.
Der Fall Maria Bartunek
Aufsehenerregend ist auch der Fall der Frau Maria Bartunek aus dem Jahr 1910: Die Näherin Louise Weis leidet unter einer Rückgratverkrümmung und fällt der Betrügerin Marie Bartunek in die Hände. Bartunek verspricht den Buckel ihrer Arbeitskollegin zu heilen. Weis gibt sämtliche Ersparnisse für Spezialsalben aus, ohne dass sich etwas ändert. Als das spätere Opfer Maria Bartunek zur Rede stellt, wird sie in ein Haus im 20. Bezirk gelockt, ermordet und teilweise zerstückelt. Die Leichenteile stellt die Täterin in einem Korb im Stiegenhaus ab. Bartunek wird zum Tod durch den Strang verurteilt, und später zu zwanzig Jahren Kerkerhaft begnadigt.
"Blonder Engel von Wien"
Die schöne Wienerin Martha Marek geht als Serienmörderin in die Geschichte ein. Zunächst vergiftet sie im Jahr 1932 ihren Mann, Emil Marek, mit dem damals herkömmlich erhältlichen Rattengift "Zelio". Kurz danach stirbt auch Mareks Tochter, ohne dass der Verdacht auf die Mutter fällt. Marek erhält aus Mitleid sogar Spenden. 1934 setzt eine Tante die Mörderin als Universalerbin ein und verstirbt kurze Zeit später.
Überführt wird Martha Marek schließlich durch ihren letzten Mord: Das Erbe der Tante ist längst verbraucht, als die Schneidermeisterin Felicitas Kittenberger die Wienerin bei sich als Untermieterin aufnimmt. Marek wittert erneut die Chance an Geld zu kommen und überredet Kittenberger eine Lebensversicherung abzuschließen, mit Marek als Begünstigter. Daraufhin bringt die Mörderin ihre Vermieterin um. Doch der Sohn des Opfers schöpft Verdacht und erstattet Anzeige. Die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass alle vier Opfer mit dem Rattengift "Zelio" ermordet worden sind. 1938 wird Marek zum Tode verurteilt und im Wiener Landesgerichtshof mit der Guillotine geköpft.
Der Mord mit dem Fleischwolf
Die 23-jährige Adrienne Eckhardt ermordet in der Nacht zum 22. November 1952 den wohlhabenden Ladeninhaber Johann Arthold. Schnell kommen die Ermittler zu der Erkenntnis, dass die junge Frau in der Tatnacht mit Arthold zusammen war. Doch Eckhardt leugnet die Tat zunächst und spricht von einem unbekannten Mann, der den Ladeninhaber ermordet haben soll. Blutspuren auf ihrer Kleidung, das fehlende Geld beim Toten und die plötzlich verbesserte finanzielle Lage der Verdächtigen belasten sie jedoch schwer. Die 23-Jährige legt schließlich aufgrund der Beweise ein umfassendes Geständnis ab: Eckhardt gibt an, Arthold mit dem Fleischwolf ihrer Vermieterin erschlagen zu haben, weil er sie zu sexuellen Handlungen mit einer Prostituierten überreden wollte. Adrienne Eckhardt wird schließlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Jahr 1967 wird sie aber vorzeitig entlassen.
Die Lainzer "Mordschwestern"
Im Jahr 1991 fallen am Wiener Landesgericht die Schuldsprüche für die sogenannten Lainz-Schwestern: Die Hauptangeklagte, Krankenschwester Waltraud Wagner, wird wegen 15-fachen Mordes und 17-fach versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihre Komplizin Irene Leidolf erhält wegen 5-fachen Mordes und 2 Mordversuchen ebenfalls eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zwei weitere Krankenschwestern werden zu 20 und 15 Jahren Haft verurteilt.
Die Schwestern haben in den Jahren 1983 bis 1989 etliche Patienten des Krankenhauses Lainz in Wien ermordet. Wagner bezeichnet ihr mörderisches Treiben als "Sterbehilfe". Stress und Personalmangel soll die Schwestern zu den Morden getrieben haben. Die Opfer wurden mit Insulinspritzen, Rohypnol oder der sogenannten "Mundpflege" umgebracht. Bei letzterer ist der Patient niedergehalten und die Zunge mit einem Spatel fixiert worden, während eine Mörderin dem Opfer Wasser eingeflößt hat, bis der Patient qualvoll erstickt ist. Wagner und Leidolf sind am 7. August 2008 auf Bewährung entlassen worden, die beiden Mittäterinnen bereits früher.
Elfriede Blauensteiner
Der Fall der Serienmörderin Elfriede Blauensteiner bewegt 1996 ganz Österreich. In diesem Jahr wird die "Schwarze Witwe" festgenommen. Damals gesteht sie ihren Mann und einen väterlichen Freund vergiftet zu haben. Da sie später widerruft und die Beweismittel fehlen, erfolgt in diesen beiden Fällen keine Verurteilung. Verurteilt wird sie letztendlich für die Morde an drei Pensionisten: Sie vergiftet ihre Nachbarin Franziska Köberl, deren Lebensgefährten Friedrich Döcker und ihren Lebensgefährten Alois Pichler mit dem Blutzucker senkenden Medikament Euglucon sowie dem Antidepressivum Anafranil. Zuvor soll sie das Vermögen der Opfer an sich gebracht haben (vermutlich insgesamt 15 Millionen Schilling).
Legendär sind Blauensteiners dramatische Auftritte vor Gericht. Mit einem großen goldenen Kreuz in der erhobenen Hand beteuert sie beim Prozess: "Ich würde niemals töten." Die zu lebenslanger Haft verurteilte Dreifach-Mörderin verstirbt 2003 im Alter von 72 Jahren in der Justizanstalt Schwarzau.
Der Fall Estibaliz C.
Der spektakulärste Fall der jüngsten Vergangenheit ist jener der Wiener Eissalon-Besitzerin Estibaliz C.: Die mexikanisch-spanische Doppel-Staatsbürgerin erschießt im April 2008 ihren Ex-Mann Holger H. und im November 2010 ihren Lebensgefährten Manfred H. Die Leichen der Opfer zersägt sie anschließend mit einer Motorsäge und betoniert die sterblichen Überreste in Gefäßen ein, die sie im Keller ihres Eissalons "Schleckeria" deponiert.
Gegenüber News hat Estibaliz C. sich über die Motive für ihre Tat geäußert: "Viele Jahre habe ich Holger geliebt; alles getan, was er wollte. Aber als ich erwachsener, reifer wurde, begriff ich, dass ich wegen ihm immer meine eigenen Bedürfnisse zurückgesteckt hatte. Auch schon bei unserer Hochzeit", sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Mann besucht sie damals auch Schießkurse. Und Estibaliz C. spricht auch über ihren ersten Mord: "Wir waren beide zuhause und Holger quälte mich. Stundenlang. Er saß am Computer, brüllte mich an, bezeichnete mich als Versagerin. Ich ließ das alles über mich ergehen bis plötzlich etwas in mir explodierte. Ich griff nach einer seiner Waffen. Und drückte ab." Über Manfed H. berichtet sie: "Bald begann auch er, mich zu demütigen. Außerdem erfuhr ich, dass er mich mit anderen Frauen betrog."
Estibaliz C. ist am 22. November 2012 im Wiener Straflandesgericht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Seit 2018 ist sie von Roland R. geschieden. Er stand zunächst auch nach der Verurteilung hinter Estibaliz C., die Anfang 2012 in der Justizanstalt Wien-Josefstadt den gemeinsamen Sohn zur Welt gebracht hat.
Der Sohn wächst bei den in Barcelona lebenden Eltern von Estibaliz C. auf, sie haben auch das Obsorgerecht für ihr Enkelkind.
Im Gefängnis hatte sich Estibaliz C. neu verliebt, wie der österreichische Autor Bernhard Salomon in seinem Buch "Zelle 14" (Ersterscheinung 2018) schreibt. Darin heißt es, dass sie ihren Mithäftling und Liebhaber Martin sogar heiraten wollte. Mittlerweile ist das Paar getrennt.