Wie Susanne Schnabl, Heidi Glück und Irmgard Griss in „Das Gespräch“ Christian Stocker grillten, hatte Symbolkraft. Bei FPÖ und ÖVP sitzen nahezu ausschließlich Männer am Ruder. In den Medien bekommen sie es immer noch mehr mit führenden Frauen zu tun
Während im 13-köpfigen Verhandlungspersonal zur blau-schwarzen Koalition nur zwei Quotenfrauen mitreden – Susanne Fürst (FPÖ) und Claudia Plakolm (ÖVP), sind die spannendsten Neubesetzungen bei den Medien-Gegenüber weiblich.
Dass dem ORF dabei die größte Massenaufmerksamkeit gilt, ist fernsehbedingt, aber nicht datenlogisch. Denn den markantesten Aufstieg absolviert Karin Zauner. Sie löst zur Jahresmitte Manfred Perterer ab und wird Chefredakteurin der „Salzburger Nachrichten“.
Wechsel bei „SN“ und ORF
Diese Tageszeitungsposition ist einflussreicher als jene von Susanne Schnabl, die nun das politische Wochenende mit „Das Gespräch“ ausklingen lässt – an zwei Dritteln der jährlichen Sonntage. 2024 brachte das im Schnitt 331.000 Zuschauer – 33 Mal. Die „SN“ haben sechsmal wöchentlich 228.000 Papier-Leser und täglich 102.000 Online-Nutzer.
Aus dieser Perspektive würde der (zwar berichtete, aber bis Redaktionsschluss durch keine Seite bestätigte) Wechsel von Eva Linsinger zum „Report“ nicht unbedingt einen Aufstieg bedeuten. Denn kaum ein Print-Journalist genießt so viel TV-Präsenz wie die Vize-Chefredakteurin des „profil“. Das Wochenmagazin hat 251.000 Leser, sein Digital-Auftritt 22.000 Nutzer pro Tag, der „Report“ 397.000 Seher. Dass sein Leiter ihn moderiert, ist keinesfalls ausgemacht. Noch-Chef Wolfgang Wagner tat dies nur als Vertretung. Er hat sich für die Nachfolge von Peter Resetarits als „Bürgeranwalt“ beworben. Falls Linsinger ihn wirklich ablöst, könnte sie sogar an Bildschirmpräsenz verlieren. Es sei denn, der ORF verstärkt seine neue Strategie, immer öfter eigene Journalisten statt externe Experten politische Vorgänge analysieren und kommentieren zu lassen.
Unterschätzter „Krone“-Coup
Unter dem Aspekt des größten Publikums ist die meistunterschätzte Medien-Personalie aber der fast geräuschlos vollzogene „Krone“-Einstieg von Ex-„Woman“-Herausgeberin Euke Frank. Sie leitet den Magazinsektor und auch im Tagesgeschäft die Bereiche Frauen, Lifestyle, Wellness und Gesundheit. Herausgeber Christoph Dichand gelingt mit dieser Verpflichtung der noch größere Image-Coup als durch das Engagement von Rainer Nowak. Denn anders als der einstige „Presse“-Chefredakteur geht Frank ohne Belastung durch eine skandalträchtige Fehlleistung an Bord. Die Blattmacherin ist zudem für gesellschaftspolitischen Anspruch bekannt. Sie wirkt als weiteres Signal für einen „Krone“-Kurs zum journalistischen Respektstitel – auch im Kollegenkreis. Der akademischen Medientheorie könnte ihr liebstes Titel-Feindbild verloren gehen. Seine Print-Reichweite steigt am Sonntag von sonst 1,67 auf 2,14 Millionen an. Das Magazin ist ein Grund dafür. Dazu kommen täglich 833.000 Digital-Nutzer.
Unabhängig ob „Salzburger Nachrichten“, ORF oder „Krone“ wirkt ein Medientrend unumkehrbar: Während in einigen Parteien der Führungsanteil von Frauen schon wieder zurückgeht, steigt die weibliche Leitungsquote in den Redaktionen. Als politikjournalistischer Gegenpol zur eingangs erwähnten blau-schwarzen Männerpartie heißt das für eine FPÖ/ÖVP-Regierung: Zieht euch warm an!
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Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.03/2025 erschienen.