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Was die Öko-Stadt in der Wüste kann

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2008 startete der Bau von Masdar City, 2016 sollte die Ökostadt in der Wüste fertig sein. Was ist geblieben vom Traum der Null-Emissionen-Stadt?
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Masdar City von oben © Masdar City

Masdar City liegt rund 16 Kilometer entfernt von der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der milliardenschweren "Mubadala Development Company", einer staatlichen Aktiengesellschaft. Die Projektverantwortlichen streben zunächst enorm hohe Ziele an: Null Emissionen und Null Müll. Rund 40.000 Menschen sollte die Stadt bis 2016 beherbergen, heute leben um die 570 Menschen in Masdar City. Die Fertigstellung des grünen Vorzeigeprojekts verschiebt sich auf 2030. Und auch von der Null-Emissionen-Idee hat man sich mittlerweile verabschieden müssen.

Hier liegt Masdar City:


Wohnen in Masdar City

Den Großteil der jetzigen Einwohner von Masdar City stellen die Studenten des Instituts für Wissenschaft und Technologie in Masdar. Die meisten "Bewohner" pendeln lediglich in die Ökostadt, in der sich einige namhafte Firmen wie Siemens und die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) niedergelassen haben. Knapp 2.000 Menschen arbeiten dort. Diese Zahlen liegen noch weit von dem angepeilten Ziel von 50.000 Arbeitern bis 2030 entfernt. Das soll sich ändern: Die Einwohnerzahl von Masdar City soll laut Angaben der Verantwortlichen innerhalb der nächsten 3 Jahre auf über 3.500 steigen und die Zahl der Arbeiter auf rund 5.000. Derzeit seien rund 200.000 Quadratmeter an Gebäudeflächen, die bisher fertiggestellt wurden, vermietet. In den nächsten 5 Jahren wird fleißig weitergebaut: Schulen, Bürogebäude, Hotels, Shops, Restaurants und Wohnungen sollen in dieser Zeit entstehen.

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Alltag in der Öko-Stadt © Masdar City
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Der Wind-Turm in Masdar City © Masdar City

Was von den Zielen geblieben ist

Wie die Verantwortlichen zugegeben haben, können sie das hoch gesteckte Null-Emissionen-Ziel nicht einhalten. "Zurzeit ist es keine Null-Emissionen-Zukunft. Es sind rund 50 Prozent", sagte Planungsleiter Chris Wan im Februar 2016 gegenüber der Zeitung "The Guardian". Es gehe nicht darum mit Gewalt erneuerbare Energien in das Projekt zu zwängen, nur um einer früheren Grenze gerecht zu werden. Der Anspruch die nachhaltigste Stadt der Welt zu bauen, ist aber geblieben. Ein britisches Wissenschaftlerteam rund um Susan Lee von der Universität von Birmingham hat in einer Studie die Energieeffizienz der grünen Stadt untersucht und mit jener von Birmingham - der zweitgrößten Stadt Großbritanniens - verglichen.



Die Studie kommt zu dem Schluss: Das grundlegende Ziel, die von fossilen Brennstoff getriebene Wirtschaft, in nachhaltigere Bahnen zu lenken, ist prinzipiell geglückt. Auf dem bisherigen Weg zur Ökostadt blieben allerdings einige Vorhaben teilweise oder ganz auf der Strecke:

  • Die Reduktion der Emissionen auf Null, konnte nicht umgesetzt werden.
  • Die Stadt ist nicht wie geplant autofrei: Elektro-Autos sind erlaubt. Elektrische Busse fahren in der Wohngegend der Stadt.
  • Nicht jedes Gebäude hat - wie ursprünglich angedacht - ein Solarpaneel am Dach.
  • Ein unterirdisches Personal-Rapid-Transit-Netz sollte Passagiere an ihr Ziel bringen. Bei diesem Teil des Projekts wurde letztendlich eingespart. Zurzeit sind nur 13 fahrerlose, spurgeführte Kabinen im Einsatz.

Noch ist die weitgehend unbelebte Masdar City keine richtige Stadt, dennoch können sich Städte wie Birmingham laut Studie einiges an Ideen abschauen. Die Infrastruktur und jedes Gebäude der Stadt sind auf maximale Energieeffizienz ausgelegt. Masdar City kann Inspiration sein - nicht mehr. Einerseits lassen sich nicht alle Innovationen in gewachsene Städte mir ihren vorgegebenen Strukturen implementieren. Andererseits sind solche Projekte kostspielig: Die Regierung in Abu Dhabi hat sich mit rund 14 Milliarden Euro am Projekt beteiligt. Für die Stadt spricht das enorme Energieeinsparungspotenzial: Der aktuelle totale Energieverbrauch (Betrieb und Konstruktion) für die gesamte Stadt liegt bei 63,111 Megawattstunden. Das sind 0,3 Prozent von Birminghams totalem Verbrauch im Jahr 2012.

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Besucher schauen sich die Stadt an © Masdar City

Was sich andere Städte abschauen können

Susan Lee und ihr Team zeigte sich in ihrer Untersuchung nicht zuletzt von "SHAMS 1", einem der größten solarthermischen Kraftwerke der Welt, das rund 100 Kilometer von der Stadt entfernt liegt und diese mit Energie versorgt. Das Kraftwerk hat eine Kapazität von 100 Megawatt, pro Jahr werden so rund 175.000 Tonnen Kohlendioxid vermieden. Und diese Anlage ist nicht das einzige, das laut Wissenschaftlern nachahmungswürdig ist:

  • Eine schattenspendende Bauweise spart bei heißen Temperaturen Energiekosten für die Abkühlung.
  • Solare Klimatisierung, bei der ein Raum mittels Solarenergie gekühlt wird, senkt ebenfalls die Energiekosten.
  • Die verstärkte Investition in Solarenergie, grüne Transportsysteme und eine nachhaltige Versorgungskette sind ebenfalls lohnenswert.
  • Die Forscher sehen zudem Sinn im Einsatz von sogenannten Wind-Türmen: Der Wind-Turm in Masdar City kühlt durch Luftzirkulation die Außentemperatur ab. Kühle Brisen von weiter oben werden vom Turm nach unten auf Fußgänger-Niveau geleitet und gleichzeitig wird die heißte Luft unten ersetzt beziehungsweise nach oben gedrückt.

Ganz geplatzt ist der Traum von der grünen Stadt also (noch) nicht, auch wenn nicht alle hohen Ziele erfüllt werden konnten, vielmehr regt das Vorzeigeprojekt zum Träumen an.

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