Es ist kein Mythos, dass Maria Theresia eines ihrer Kinder bevorzugte. Warum ihr gerade Maria Christine so am Herzen lag und wie sich ihre Leben durch die Gunst ihrer Mutter positiv veränderte.
Maria Christine war die vierte Tochter von Maria Theresia und ihr persönlicher Liebling. Dies lag einerseits daran, dass „Mimi“ – wie ihre Mutter sie nannte – ausgerechnet an ihrem eignen Geburtstag zur Welt kam. Maria Theresia glaubte an Fügungen des Schicksals und war daher der festen Überzeugung dies wäre ein Zeichen. Zum anderen mochte sie die hervorstechenden Tugend, das hübsche Erscheinungsbild und das künstlerischem Talent von ihrer Tochter Maria Christine.
Ihre Geschwister grenzten sie aus
Dass sie von ihrer Mutter bevorzugt wurde, zeigte sich auch darin, dass die Beziehung zu ihren Geschwistern nicht besonders gut war. Eifersucht war es, die Maria Christine innerhalb der restlichen Familie unbeliebt machte. Da sie ihrer Mutter so nahe stand wurden ihr keine Geheimnisse anvertraut, sie wurde beim Spielen ausgeschlossen und wuchs fast wie ein Einzelkind auf.
Doch der hohe Status bei ihrer Mutter brachte ihr aber auch unschätzbare Vorteile. So wurde ihr durch die Sonderbehandlung ein Leben zu teil, das sich die anderen Geschwister nur erträumen konnten. Denn „Mimi“ wurde als einziges der 16 Kinder nicht nach politischen Maßgaben vermählt.
„Sie war die einzige, die den Mann heiraten durfte, den sie geliebt hat – Albert von Sachsen“, bestätigt die Historikerin Katrin Unterreiner, die als Habsburg-Expertin gilt. Maria Theresia habe aber nicht nur da eine Ausnahme gemacht. „Sie hat das Paar auch finanziell sehr verwöhnt. Sie hat ihnen das reiche Herzogtum Teschen geschenkt, sie hat ihm auch zum Stadthalter der Niederlande gemacht. Das war nicht nur ein prestigeträchtiger Job, sondern auch ein sehr lukrativer. So konnte Marie Christine mit ihrem Mann eigentlich ein absolut sorgenfreies, glamouröses Leben führen“, so die Historikerin.
Vom Frauenheld zum liebevollen Gatten
Dabei sollte ihr Leben ganz anders geplant. Aufzeichnungen zufolge sollte sie eine Ehe mit dem Prinzen Ludwig von Württemberg eingehen. Doch die geplante Verbindung zerschlug sich 1760, nachdem sich dieser als labiler Verführer erwiesen hatte und schließlich in Dresden eine unstandesgemäße Ehe eingegangen war.
Gut für „Mimi“, denn die verliebte sich heimlich in den 22-jährigen Prinzen Albert (auch Albrecht genannt). Der Mann ihrer Wahl besaß ein zurückhaltendes und liebenswürdiges Wesen und hatte eine gute Erziehung genossen.
Der Tod und die Liebe
Doch ihr Vater, Kaiser Franz Stephan, hatte anderes im Sinn. Er wollte seine Tochter mit seinem Neffen, dem Herzog von Chablais, verheiraten. Kaiserin Maria Theresia stand freilich hinter ihrer Tochter und es gelang ihr das Vorhaben ihres Mannes zumindest zu verzögern. Gänzlich umstimmen konnte sie ihren Gatten wohl nicht, doch als der Kaiser starb, war dies auch nicht mehr nötig. Die Hochzeit zwischen Mimi und Albrecht fand 1766 in Schloss Hof statt – ein Jahr nach dem Tod ihres Vaters.
Hohes Ansehen und glamouröses Leben
Maria Theresia ernannte ihren Schwiegersohn zum Feldmarschall und Statthalter von Ungarn mit Sitz in Preßburg. Das Schloss in Preßburg ließ sie für 1,3 Millionen Gulden zu einemprächtigen Palast umbauen. Marie Christine und Albert erhielten zusätzlich das Fürstentum Teschen und Ungarisch-Altenburg. Für die Besuche in Wien bekamen sie die Gemächer der Regentin in der Hofburg und in Laxenburg ein eigenes Haus. Die Einkünfte des Paares sollten sich schließlich auf etwa eine Million Gulden im Jahr belaufen. Die Bevorzugung der Lieblingstochter wird also auch hierbei sichtbar.
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Trotz glücklicher Ehe blieb Christine reicher Kindersegen verwehrt. Als ihre einzige Tochter bald nach der Geburt starb, adoptierte sie den dritten Sohn ihres Bruders Leopold, Erzherzog Karl, und setzte ihn zum Universalerben ein.
Schmutziges Wasser kostete ihr das Leben
Erzherzogin Marie Christine starb im Juni des Jahres 1798 im Alter von 56 Jahren auf tragische Weise durch eine bakterielle Infektion durch verunreinigtes Wasser. Ein großer Verlust für ihren liebenden Ehemann. In tiefer Trauer ließ er das berühmte Grabdenkmal von Antonio Canova errichten. So wie die meisten anderen Habsburger ist Marie Christine in der Kapuzinergruft bestattet. Dort hätte Canovas Werk keinen Platz gehabt, so wurde es in der Augustinerkirche, rechts vom Eingang, an der Wand angebracht. Das kunstvolle Grabdenkmal trägt die Inschrift: Uxori Optimae Albertus – Der besten Gemahlin, Albertus.