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"Lustiges Buch": "Trotteln" von Seethaler und Rattelschneck

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Autor Robert Seethaler (r.) und Zeichner Marcus Weimer ("Rattelschneck ")
©APA/HANS KLAUS TECHT
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Hängen zwei Troddeln herum und kommen sich ganz schön trottelhaft vor. Wie bitte? Troddeln sagt heute niemand mehr zu Vorhangquasten, und auch Quasten hat eigentlich kaum noch jemand, doch "das war das erste lustige Missverständnis" zwischen Robert Seethaler und Marcus Weimer, dem noch viele weitere folgten. Daraus haben der österreichische Autor und der deutsche Zeichner von Rattelschneck nun ein Buch gemacht. "Trotteln" ist gezeichneter Nonsense und ein pures Vergnügen.

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Entstanden ist das 112-seitige Buch, das eine Mischung aus E-Mail-Korrespondenz, Collage und gezeichneten Witzen ist, aus einer Begegnung der beiden einander flüchtig Bekannten in einer Berliner Kneipe. "Dort haben wir gezeichnet, ein paar Bier miteinander getrunken und Mail-Adressen ausgetauscht. Wir sind lose miteinander in Kontakt geblieben, und eines Tages hat er sich gemeldet und die Zeichnungen von damals geschickt: Schau, was ich gefunden habe. Dann ging das plötzlich hin und her - nur für uns, wie ein Kinderspiel in der Sandkiste", erinnert sich Seethaler im Gespräch mit der APA an den "Mailwechsel, der uns beiden Spaß gemacht hat".

Man warf einander Stichworte und Ideen zu, Seethaler vergab immer wieder konkrete Zeichenaufträge. Befehle zu empfangen sei er von klein auf gewohnt, sagt Weimer, der von seinem Rattelschneck-Kompagnon Olav Westphalen freie Hand für dieses zeichnerische Solo-Projekt bekam ("Er ist mit seinen Professuren ganz gut beschäftigt und immer ganz froh, wenn er nichts machen muss.") und schon Projekte mit Max Goldt und Wiglaf Droste realisiert hat. Die Aufforderungen habe er mal ernst genommen, mal verändert umgesetzt - "aber immer kamen ganz schnell Zeichnungen zurück", sagt Seethaler, der auch selbst gezeichnet hat. "Mich kostet das aber richtig Mühe. Dabei hab ich mir extra Buntstifte gekauft - wie damals in der Volksschule."

Bewusst kindlich einfach sind auch die Zeichnungen und Witze gehalten - dafür entstehen aus dem Herumblödeln zwischen Text und Bild immer wieder trag- und ausbaufähige Ideen. Mit einem Mal nimmt der Superheld Tranquilizer Gestalt an, dessen Superkräfte in der Fähigkeit bestehen, seine Feinde in Blitzesschnelle einzuschläfern. "Man hat einen Gedanken - und schon sieht man den tatsächlich vor sich. Plötzlich hat er was erschaffen, wie eine Geburt am Zeichenblock. Dann könnte ich mich kaputtlachen", beteuert Robert Seethaler und stellt das auch gleich unter Beweis. Trocken nimmt der Kollege von Rattelschneck den Ball auf: "Ich stehe auf Figuren, auf characters. Vor Jahren hatte ich einen Esel im Schottenrock erfunden, 'Donkey Schotte', der Donald Trump in seinem ersten Wahlkampf unterstützt hat. Und für die Sportseite der 'Jungen Welt' habe ich jetzt die Figur 'Rettungshund Klaus'." Kündigt sich da am Ende der Nachfolger von Kommissar Rex an?

Seethaler hat neben den Superhelden Tranquilizer und Organizer (sorgt mit Superkräften für Superordnung) noch andere Lieblingsfiguren, die in "Trotteln" das Licht der gezeichneten Welt erblickt haben: Hähnchen Cock etwa, oder die beiden, nur konspirativ herumstehenden und auf ihre Tarnung bedachten Detektive "Die Beiden". "Das müsste man eigentlich verfilmen. Denn die Spannung kommt immer nur über die Filmmusik. 'Die Beiden' könnten die Nachfolge von 'Die 2' antreten." Die britische Krimiserie mit Roger Moore und Tony Curtis in den Hauptrollen sorgte Anfang der 1970er auch hierzulande für hohe Einschaltquoten. Schwebt Seethaler schon eine Traumbesetzung für "Die Beiden" vor? "Super wären Josef Hader und Olli Dittrich - aber das Publikum erkennt sie nie, weil sie immer hoch stehende Krägen und tief sitzende Hüte tragen. Das wäre toll!"

Die beiden Väter der "Trotteln" verstehen und mögen einander, das ist im Doppel-Interview offensichtlich. Es ist aber nicht so, dass ununterbrochen der Schmäh zwischen den beiden läuft. "Das interessante ist ja der Unterschied. Der macht mich neugierig", sagt Seethaler. Und irgendwann wurden die beiden auch neugierig, ob nur sie selbst das lustig fänden. Das Buchprojekt nahm seinen Anfang. "Es ist ein für uns lustiges Buch, das wir ernst genommen haben. Wir hatten Spaß daran, es zu machen. Wenn sich davon etwas vermittelt, sind wir froh. Wenn nicht, sind wir trotzdem froh." So gesehen, steht dem allgemeinen Frohsinn nichts mehr im Wege. Nur eine Frage noch: Eigentlich hätte das Buch "Glückliche Trotteln" heißen sollen. Hat die Trotteln ihr Glück verlassen? "Gute Frage. Da sollte uns jetzt wohl was Gescheites darauf einfallen", meint der Autor. Ist ihnen glücklicherweise schon. Und ist im Buch selbst nachzulesen: "Glückliche Trotteln sind eigentlich unglücklich, aber zu vertrottelt um das zu verstehen. Das ist ihr Glück."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Robert Seethaler / Rattelschneck: "Trotteln", Ullstein, 112 Seiten, 25,70 Euro, erscheint am 13. März)

"Trotteln"-Autor Robert Seethaler (r.) und Zeichner Marcus Weimer ("Rattelschneck ") am Mittwoch, 05. März 2025, im Rahmen eines Interviews mit der APA-Austria Presse Agentur in Wien.

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