Heinz Sichrovsky verteidigt Kunst und Kultur:
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Mein Befremden beim Thema Standard schlägt langsam in Entsetzen um. Im
Gegensatz zu meinen blauäugigen Erwartungen legt man heute noch ein
bisschen nach. Es wird der Kurierbericht von gestern nachgebetet, der
mir ziemlich sachlich erschien, was aber im heutigen Standard
letztendlich zu einer Wiederholung der Vorwürfe führt. Und man ist sich
nicht zu blöd, die FPÖ zu zitieren, die den üblichen Müll absondert. Ein
"angeblicher" Kultursprecher Berger fordert die Absetzung Föttingers und
redet von Millionen von Steuergeldern von Bund und Stadt, und Föttinger
verbreite dafür intern ein Klima der Angst und schreckt vor
Machtmissbrauch nicht zurück. Leider fügt man im Standard nicht hinzu,
dass die FPÖ hier große Kompetenz vorzuweisen hat und was das eine mit
dem anderen zu tun hat Aber kein Wort fällt über das Schreiben von
Peter Turrini. Das kann wohl nicht an der Zeitknappheit liegen, die
Presse hat es sehr wohl geschafft, heute darüber objektiv zu berichten.
Außerdem gibt es einen klugen und ernsthaften Kommentar von Thomas
Kramar zum Thema. Der Standard als Rächer der Anonymen, die
eidesstattliche Erklärungen abgeben, gefällt mir ganz und gar nicht. Wo
soll das hinführen? Ich hoffe, Föttinger hält dem Treiben stand.
Mit lieben Grüßen Riki Pacik
Ich finde P. Turrinis Stellungnahme sehr trefflich. Auch wenn Föttinger`s offensichtliche Schreianfälle im besten Fall sehr schlechte Manieren, in schlechten Fall zu tiefst verletzende Aggression sind – warum ist das gerade jetzt ein Thema geworden – zu seinem Abschied?
Vielleicht weil man ihn jetzt nicht mehr braucht – man kann jetzt seine Verdienste schonungslos mit seine Schreianfällen vergessen lassen. Warum war das kein Thema in den letzten 20 Jahren? … und dann noch anonym? Dadurch kann man auch nicht einmal konkret aufarbeiten. Ich betrachte Schreianfälle als absolut nicht akzeptabel – schätze aber auch sehr Föttingers Lebensleistung in der Josefstadt.
Mit freundlichen Grüssen ….
Otto Schwarz
Die „Kultur der Angst“ ist eine Variante des „postdramatischen Schwafeltheaters“, die nicht von Schreihälsen erdichtet, sondern von „Betroffenen“ aufgebaut wird, die systematisch meinen, sich zu fürchten und zu leiden, weil das die einzige, längst von anderen vorgekostete „Kultur-Leistung“ ist, die sie sich abverlangen wollen. Die Bühne für diese Selbstdarsteller bieten kulturbeflissene (?) „Leit-Medien“. Dagegen wäre weniger einzuwenden, wenn auch der Schreihals als Thema behandelt und nicht persönlich an den Pranger gestellt würde. Danke, lieber Herr Sichrovsky, dass Sie dieses Schmierentheater nicht beklatschen, sondern in Grund und Boden kritisieren.
Mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Schaller
Lieber Herr Sichrovsky, was mich laut den Anschuldigungen am Schreien des Herbert Föttinger erschreckt und auch abstößt ist die Vorsätzlickeit, das mit zeitlichem Abstand, zu vorgegeben Zeitpunkt und in ausgewählter
Örtlichkeit stattfindende Schreien, das an "schwarze Pädagogik " erinnert und einen Assistenten vorsätzlich auf seinen Platz im Gefüge verweisen soll.
Das hat mit Probenbrüllereien zwischen z.B. Zadek/Voss, wie sie bis zu fliegenden Aschenbechern öfters kolportiert wurden, nichts zu tun. Die Gleichstellung fände ich künstlerischer Emotionalität und Arbeitsprozessen gegenüber unfair und verständnislos.
Liebe Grüße
S.Peschina
Sehr geehrter Herr Sichovsky,
Auf meinen verspäteten Flug in Heathrow wartend, habe ich sowohl Ihren hervorragenden Artikel zu Herbrt Fötinger, als auch den Beitrag von Peter Turrini zu dieser Causa lesen können. Ich komme zwar vom Musiktheater, stehe kurz vor meiner Pensionierung, habe auch selbst eine Musiktheatergruppe leiten dürfen, kann also ausreichend Erfahrung vorweisen und stimme Ihnen in allen Punkten zu. Theater muss zwar immer Zusammenarbeit aller Beteiligten sein, kann aber nicht immer absolute Demokratie sein. Ist ein Regisseur oder Direktor gut, und das ist Herbert Föttinger offensichtlich, ist ein lautes Wort auf alle Fälle zu verzeihen. Denn was muss denn Theater immer sein, wenn es uns anrühren soll: EMOTION!
In diesem Sinne Dank und Gruß
Ihre Anna-Maria Birnbauer