Heinz Sichrovsky verteidigt Kunst und Kultur:
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Lieber Herr Sichrovsky, wunderbar, Ihr Artikel über Paulus Manker – wir waren im Vorjahr in den „letzten Tagen“ am Semmering. Toll !!
Apropos: Ist Ihnen als Kraus-Fan das Symposium (leider – amerika-hörig, wie das eben überall so ist – nicht Symposion) „Arnold Schönberg, Karl Kraus und ihre Wiener Kreise“ entgangen, das letzte Woche Mittwoch bis Freitag im Arnold Schönberg Center stattfand ? Da habe ich am Donnerstag einen Vortrag gehalten, der das extrem gestörte Verhältnis von Kraus zu Proponenten der Sozialdemokratie (und insbesondere zur „Kunststelle“) zum Thema nahm und ihn ein bißchen „ankratzte“; und das inmitten von eher als „Jubelvorträgen“ anzusehenden Beiträgen. Falls Sie Zeit und Lust haben, anbei mein Vortrag (noch ohne Fußnoten, die aber bei der Drucklegung folgen werden). (Keine Angst: ich bin trotzdem ein Kraus -Fan, aber er war – wie eh alle zugeben – doch sehr eitel und schnell beleidigt.)
Herzliche Grüße
Hartmut Krones
Sehr geehrter Herr Sichrovsky,
ich habe Ihren Artikel zu Paulus Manker gelesen, der mir sehr gut gefallen hat und habe ein paar ergänzende Überlegungen dazu.
Im vorigen Frühjahr (2023) machte ich bei einer Führung durch das Südbahnhotel mit, bei der schon in der Ankündigung darauf hingewiesen wurde, dass dies die letzte Möglichkeit sei, das alte Südbahnhotel zu besichtigen, weil im nächsten Jahr (demnach also 2024) der Hotelbetrieb aufgenommen werde. Dies wurde uns ebenfalls während der Führung durch das leicht morbide Haus mehrfach erklärt. Was wurde aus diesem Projekt von Herrn Zeller? Darüber wird geschwiegen. Ich war auch bei beiden Vorstellungen (Alma und letzte Tage) und da konnte man sich über die Schikanen, die Herrn Manker in den Weg gelegt wurden nur wundern. Solange das Theater Reichenau die Lokalitäten bespielte, gab es auf der Hochstraße ab 17:00 Einbahnverkehr, um Parkmöglichkeiten für die Besucher zu schaffen. Bei Mankers Aufführungen war es genau umgekehrt: ab 17:00 war auf der gesamten Hochstraße Halteverbot, verordnet auf Wunsch der Gemeinde von der BH (dabei verdiente die Gemeinde an den Theaterbesuchern bestimmt eine Menge). Herr Manker organisierte und bezahlte daraufhin einen Shuttledienst ab der Passhöhe. Die vielzitierte Million an Einnahmen fasziniert mich auch immer wieder. Jeder Kaufmann muss doch schon am Beginn seiner Karriere lernen, dass Einnahmen nicht mit Gewinn gleichzusetzen sind. Und die Ausgaben Mankers waren sicher erheblich: zu den normalen Kosten wie Gagen, Essen und dergleichen kamen noch die Kosten für den erwähnten Shuttledienst und die Kosten für den Extra Securitydienst dazu. Bei der Alma-Vorstellung die ich besuchte waren auch zahlreiche Polizisten vorhanden, die aber genau nichts machten. Auch bei den Störaktionen von Zellers Bodyguards schritten die Polizisten nicht ein. Jemanden von vornherein als Enfant terrible hinzustellen ist hochgradig unfair und dass jemand zum Enfant terrible wird, dem so viele Prügel in den Weg gelegt werden darf nicht verwundern. Ich habe Herrn Manker erlebt als überaus freundlichen, korrekten Gastgeber. Ich frage mich jedenfalls vermehrt, warum der Fokus der Berichterstattung so sehr auf Herrn Manker gerichtet ist und warum nicht die Machenschaften des Herrn Zeller unter die Lupe genommen werden, der mit dem Südbahnhotel nichts anderes macht, als es weiter verfallen zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Tiroch