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Zurück in die Zukunft

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Kathrin Gulnerits

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Statt Chinas rasante Technologiefortschritte als Weckruf zu sehen, versucht die Politik einmal mehr, mit Antworten von gestern die Zukunft zu gestalten

Ich war kurz weg. In China. Ein bisschen Welt von morgen schnuppern. Nein, natürlich nicht im Umgang mit Menschenrechten, Demokratie oder digitaler Überwachung. Das ist das eine Bild von China. Jedenfalls eines, das wir mehrheitlich abgespeichert haben. Das andere Bild setzt sich oft aus Halbwissen und Hörensagen zusammen – und blendet dabei vieles aus. Aus Mangel an Erfahrungen. Aus Ignoranz. Aufgrund von Vorurteilen und einem bewussten Wegschauen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, oder weil vieles, was dort passiert, gefühlt mit unserem Leben nichts zu tun hat. Viel zu weit weg. Viel zu sehr andere Welt. Ein Trugschluss.

Eine Reise nach China, nur durch die Technologiebrille betrachtet, zeigt, wie sehr wir uns hierzulande schwertun, uns an neue Realitäten anzupassen. Und wie wichtig es wäre, unsere Selbstgefälligkeit diesbezüglich abzulegen. Warum? Weil wir in Europa den Anschluss verloren und jedenfalls keine Vorstellung davon haben, wie weit andere Länder bei Themen sind, die wir noch mit veralteten Ansichten, den Stehsätzen von gestern und dem immer gern zitierten „Hausverstand“ glauben beantworten zu können.

Wir brauchen mehr Lust auf Zukunft und eine Politik, die Ängste davor nimmt

Die Geschwindigkeit, in der China Trends und Technologien nahezu selbstverständlich umsetzt, ist beeindruckend. Wie sieht die Zukunft aus? Wie wird man in Zukunft fahren? Wie wird man leben und arbeiten? In Shenzhen etwa, wo neue Produktentwicklungen auf neugierige und experimentierfreudige Menschen treffen, lässt sich dies beobachten. In den Geschäften, den U-Bahnen, auf den Straßen. Aber eben nicht nur in der 20 Millionen Einwohner zählenden Metropole. Sondern auch in Shanghai oder Hongkong. Oder in der aus dem Nichts aufgebauten Planstadt Lingang vor den Toren Shanghais. Hier hat Tesla eine seiner Gigafactorys errichtet, das Stadtzentrum ist autofrei, und Taxis sowie Busse sind elektrisch und autonom unterwegs. Auch die 29-Millionen-Stadt Shanghai testet selbstfahrende Autos auf stark frequentierten mehrspurigen Straßen; E-Autos sind Standard. Wer ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor fahren möchte, muss hohe Zulassungskosten in Kauf nehmen. Unsere Antwort darauf? Ja, aber! Schließlich hat man in China keine Datenschutzbedenken und Veränderungen werden im Zweifelsfall staatlich verordnet.

Und dennoch: Das wirtschaftlich ins Hintertreffen geratene Europa muss auf dieses China und in der Folge auf Länder wie Indien, Vietnam, Taiwan und Südkorea Antworten finden. Unabhängig davon, ob uns das gerade – insbesondere mit Blick auf Wahlen – passt oder nicht. Das gelingt nur mit einer Lust auf Zukunft und dem Willen, sich mit dem Blick über den Tellerrand neu aufzustellen. Mit klaren Ansagen und richtungsweisenden Entscheidungen. Mit einer Politik, die Ängste nimmt, statt sie künstlich (Verbrenner-Aus!) zu schüren. Um eben jene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, um die sich die Wirtschaftspartei ÖVP derzeit wieder besonders sorgt. Doch sie kämpft stattdessen lieber an „vorderster Front“ dafür, „dass Europas Autoindustrie zum Weltmarktführer bei Verbrennungsmotoren wird“. Das hat nichts mehr mit Politik, aber sehr viel mit Populismus zu tun. Und zeigt einmal mehr die Unwilligkeit, sich dem Diskurs zu stellen, Chancen aufzuzeigen und Gegenwind auszuhalten.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: gulnerits.kathrin@news.at

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