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Königin Sofia: Eheleid einer Königin

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Spaniens Königin Sofia

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Demütigungen, Drohungen, Bettgeschichten. Eine neue Biografie über Juan Carlos I. zeigt, wie sehr Ehefrau Sofía unter Spaniens Skandalkönig leiden musste.

Sie wollte ihren Mann mit einem Besuch überraschen, schnappte sich die drei Kinder und fuhr vom Madrider Zarzuela-Palast hinaus zur Finca Monte de Toledo. Es war kurz nach Weihnachten 1976. Der damalige König Juan Carlos verbrachte die Wochenenden gerne im Landhaus, um in den umliegenden Wäldern zu jagen. Was seine Gattin Sofía nicht ahnte: An diesem Wochenende war Juan Carlos nicht hinter Wild her.

Die Türen der Finca waren verschlossen, und Sofía dachte, ihr Mann sei auf der Jagd. Als sie gerade zurückfahren wollte, schrie Prinz Felipe: "Da ist Moro. Papa ist doch da!" Moro war der treue Schäferhund von Juan Carlos. "Sofía vermutete nichts Gutes, ließ die Kinder im Wagen und ging alleine ins Schlafzimmer in den ersten Stock. Und da lag ihr Mann mit einer anderen, ihr wohl bekannten Frau im Bett", erzählt die spanische Königshausexpertin Pilar Eyre im News-Interview. Es soll Sara Montiel gewesen sein. Schon seit Langem gab es Gerüchte, der König habe eine Affäre mit der attraktiven spanischen Schauspielerin. "Sie in flagranti im Bett zu erwischen, brach Sofía das Herz", sagt Eyre, die es 2012 als Erste wagte, über die Affären des Königs zu berichten. Derer gab es viele, berichtet sie nun ausführlich in ihrer Biografie über Juan Carlos "Yo, el Rey" ("Ich, der König")*.

Schon kurz nach der Hochzeitsreise 1962 ertappte Sofía ihren Mann laut Eyres Recherchen beim intimen Zusammensein mit einer anderen Frau. "Der junge, attraktive Bourbonen-Prinz war schon immer ein Don Juan", versichert die Autorin.

Eine gekaufte Braut

"Eigentlich waren die beiden niemals wirklich verliebt ineinander. Sie kannten sich kaum. Ihre Ehe wurde arrangiert", so Eyre. Damals war Juan Carlos noch mit María Gabriela von Savoyen zusammen. Die Gräfin war seine erste große Liebe. Juan Carlos und Sofía hatten auch nichts gemein. Er interessierte sich für Motorräder, schnelle Auto, feierte und flirtete gerne. Sie war schüchtern, begeisterte sich für klassische Musik und Kunst. Sie sprachen nicht einmal dieselbe Sprache: Prinzessin Sofia wuchs als Tochter des Königspaares Paul I. von Griechenland und Friederike von Hannover griechisch-und deutschsprachig auf. Mit Juan Carlos musste sie sich zu Beginn auf Englisch unterhalten.

Doch Juan Carlos Vater und Spaniens Diktator Franco wollten den Thronfolger mit einer standesgemäßen Braut vermählen und die Bande mit den anderen europäischen Königshäusern festigen. Dafür war die junge Prinzessin von Griechenland und Dänemark, Urenkelin des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., perfekt. Auch Sofías Mutter Friederike von Hannover drängte auf die Hochzeit, wollte ihre Tochter unter die Haube bringen, da es nicht rosig um die finanzielle Lage der Familie bestellt war.

Die beiden waren niemals wirklich verliebt. Sie kannten sich kaum, die Ehe wurde arrangiert

So konvertierte Sofía vom griechischorthodoxen Glauben zur römisch-katholischen Kirche, lernte Spanisch, aber nicht Juan Carlos lieben. Nach dem ersten Seitensprung ihres Gatten kurz nach der Hochzeitsreise wollte sich Sofía trennen. Doch die Mutter wirkte mit Blick auf die Familienfinanzen auf sie ein. Nachdem Sofía Juan Carlos 1976 erneut in flagranti erwischt hatte, flog sie mit ihren Kindern nach Indien, wo ihre Mutter damals lebte. Juan Carlos wurde nervös. Die Monarchie stand auf dem Spiel.

Franco war gerade erst gestorben, und der junge König galt als Zögling des Diktators, erklärt Eyre. So drohte Juan Carlos seiner Frau: Sollte sie ihn verlassen, werde er behaupten, sie sei niemals wirklich Katholikin geworden, und der Papst würde die Ehe annullieren. Damit wäre das Königinnen-Dasein dahin gewesen, und sie hätte Sohn Felipe dem Vater überlassen müssen. Der Ehevertrag sah vor, dass der Kronprinz im Fall einer Scheidung beim König bliebe.

Sofía knickte ein. Sie blieb vor allem zum Wohle Felipes, der einmal König werden sollte, mit Juan Carlos zusammen. Über 500 außereheliche Affären soll ihr Mann in den sechs Jahrzehnten ihrer Ehe gehabt haben. Es soll sogar drei uneheliche Kinder geben. "Die meisten Seitensprünge waren Sofía egal, weil sie nichts für Juan Carlos empfand. Seit das Paar 1968 mit Felipe ein Thronfolger gezeugt hat, hatte es auch keinen Sex mehr miteinander", sagt Eyre.

Sechs einsame Jahrzehnte

Einige langjährige Liebschaften wie mit Marta Gaya, der Schauspielerin Bárbara Rey und zum Schluss mit Corinna zu Sayn-Wittgenstein schmerzten Sofía dennoch. Die Art, wie Juan Carlos sie öffentlich auslebte, war zutiefst demütigend für die Königin. 2010 soll Juan Carlos seinen Kindern ankündigt haben, er wolle sich scheiden lassen und Corinna heiraten. Das Eheleben war nur noch eine Farce. Seit mehr als 40 Jahren hatte das Paar in getrennten Zimmern geschlafen und sich nur zu offiziellen Anlässen gesehen. Seit 2014 leben die beiden nicht mehr unter einem Dach.

Was Sofía zudem ärgerte: Es war immer Juan Carlos, der charmante, witzige König, der im Mittelpunkt stand und die Würde der Krone verkörperte. Dabei war er ein Schürzenjäger, Lebemann und anscheinend auch korrupt, wie sich nun herausstellt. Einst wurde Juan Carlos von seinem Volk geliebt und verehrt. Für viele Spanier war er sogar ein Held. Schließlich verhinderte er 1981 nach vielen Jahrzehnten der Diktatur einen Militärputsch gegen die noch junge spanische Demokratie.

Nach 2012 sank das Ansehen des 82-jährigen Juan Carlos rapide. Damals litten die Untertanten noch unter der schweren Wirtschaftskrise, als herauskam, dass er sich gleichzeitig mit Corinna auf einer Luxus-Safari in Afrika vergnügt hatte. 2014 überließ Juan Carlos schließlich Sohn Felipe den Thron, um dem Ansehen der Krone nicht noch mehr zu schaden. Die Skandale rissen trotzdem nicht ab: Schmiergeldaffären, geheime Konten in der Schweiz, Steuerhinterziehung, Geldwäsche in dreistelliger Millionenhöhe. Die spanische Justiz ermittelt derzeit in drei Fällen gegen den ehemaligen Monarchen.

Späte Genugtuung

Im Frühjahr entzog König Felipe seinem Vater die jährliche Apanage von fast 200.000 Euro und verzichtete auf das gesamtes Erbe, das aus Juan Carlos' dubiosen Geschäften hätte stammen könnte. Anfang August forderte er den Vater auf, Spanien vorerst zu verlassen. Königmutter Sofía soll dabei Druck gemacht haben.

Juan Carlos' Freund, Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan, holte den Emeritus per Privatjet an den Persischen Golf. Dort residiert der Ex-König in einer 280-Quadratmeter-Suite im Hotel Emirates Palace in Abu Dhabi um regulär 6.000 Euro die Nacht mit Blick auf den palmengesäumten Hotel-Strand und das türkisblaue Meer. Früher war er mit Corinna dort. Doch die romantischen Nächte am Persischen Golf gehören der Vergangenheit an, denn Juan Carlos ist alleine und langweilt sich angeblich. Täglich telefoniert er mit Freunden im nordspanischen Sanxenxo und träumt davon, wieder mit ihnen vor der galicischen Atlantikküste zu segeln. Das wird so bald kaum geschehen. Wann er zurückkommen wolle, fragte ein Freund ihn vor Kurzem am Telefon, erzählt Autorin Eyre. Juan Carlos' erkenntnisreiche Gegenfrage: "Gibt es den irgendjemanden, der möchte, dass ich zurückkomme?"

Ehefrau Sofía jedenfalls nicht. "Sie ist froh, dass er weit weg ist, und verspürt ein wenig Schadenfreude", versichert die Königshaus-Expertin. Tatsächlich wirkt die 82-jährige Ex-Königin so entspannt wie selten und grüßt nunmehr entgegen ihrer Art sogar Paparazzi freundlich. Sie geht ihren Charity-Arbeiten nach und lebt weiter im Zarzuela-Palast. Oft reist sie zu Familienangehörigen nach London und verbringt mit ihrer Schwester Irene Zeit im Marivent-Palast auf Mallorca.

Lesen Sie auch: Letizia von Spanien: Ein Leben mit Höhen und Tiefen

Mit Juan Carlos' Gang ins Exil scheint Sofía eine Last von den Schultern gefallen zu sein. "Sofía genießt die neue Situation auch. Endlich steht sie einmal im Mittelpunkt, ist das beliebteste Mitglied der Königsfamilie", erklärt Eyre. Laut Umfragen genießt König Felipes Mutter seit 2018 tatsächlich höhere Sympathiewerte als der Rest der königlichen Familie. Eyre: "Das Ansehen als gütige und herzliche Landesmutter, die zusammen mit ihrem Sohn Juan Carlos Scherbenhaufen aufräumt, tut ihr gut."

Trost beim Blick auf das vergangene, bittere Eheleben spendet der vorbildliche Sohn. "Sofia konnte Felipe so erziehen, dass er es dem Vater nicht gleich tat", meint Eyre. König Felipe gilt als treuer, respektvoller Ehepartner und guter Vater , der mit Letizia ein gutes Team bildet. Ziemlich spät, aber dann doch gut, das Ende dieses royalen Märchens.

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 48/2020.

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