Der FPÖ-Chef hat geglaubt, von seiner Nähe zu Donald Trump zu profitieren. Das ist jedoch ein Irrtum: Er riskiert vielmehr Restchancen aufs Kanzleramt, die ihm noch geblieben sind.
ANALYSE DER WOCHE
FPÖ-Chef Herbert Kickl war stolz, als er im Jänner eine Einladung zu Donald Trumps Amtseinführung als US-Präsident in Händen hielt: Das sei „keine Kleinigkeit“, meinte er, ließ sich aufgrund der damaligen Regierungsverhandlungen jedoch entschuldigen. Wobei: Trump werde das verstehen, behauptete er, dieser sage schließlich „America first“, er eben „Österreich zuerst“.
Als wären sie eins. Es ist nicht nur Eitelkeit, die hier zum Ausdruck kommt, sondern auch die Überzeugung, von der Nähe zum US-Präsidenten zu profitieren. Zumal es vieles gibt, was die beiden verbindet: Verständnis für Wladimir Putin, die Ablehnung von Gender- und Klimapolitik etwa, der Zug, für „Remigration“ zu sein, Verachtung für Journalismus und, nicht zu vergessen, die EU.
Kickls Kalkül: Mit einem Partner wie Trump und dessen Vize JD Vance, der Europa schlicht hasst, sollte eine Aufwertung der eigenen Position einhergehen. Allein: Zunehmend wird klar, dass Gegenteiliges passieren könnte. Kickl isoliert sich hierzulande, er riskiert Restchancen aufs Kanzleramt, die ihm in seiner Karriere noch geblieben sind, nachdem er die Gelegenheit nicht nützte, die sich heuer zu Jahresbeginn für ihn aufgetan hatte.
Trump hat zusätzliche Unsicherheiten in die Welt gebracht, mit seinem Handelskrieg gefährdet er Wirtschafts- und Finanzsysteme. Laut einer Gallup-Umfrage hat er eine Mehrheit der Österreicher gegen sich. Was Kickl noch egal sein könnte, zählt für ihn doch der Rest, den er mehr oder weniger allein bedient. Sein Problem ist aber, dass das, was hier läuft, auch von den Fürsprechern abgelehnt wird, die er bisher in der Industrie hatte. Dass der Ruf nach mehr Europa als Antwort auf Trump, aber auch auf ihn, massiv gestärkt wird. Beziehungsweise dass für die Volkspartei eine Zusammenarbeit mit ihm erst recht nicht mehr in Frage kommen kann.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 16/2025 erschienen.