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Kampfdrachen: Vergnügen und Todesfalle

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Das Drachensteigen ist in Afghanistan mehr als nur ein unschuldiges Kinderspiel. Besonders leichte und wendige Wettkampfdrachen, ausgestattet mit messerscharfen Schnüren, sind dazu entworfen worden, um die Konkurrenzdrachen zu bezwingen.

In Kabul ist das „Godi-paran bazi“, übersetzt das „Spiel der fliegenden Puppe“ Tradition. Abgesehen davon, dass die in mühevoller Handarbeit hergestellten Drachen zu nationalen Feiertagen in Scharen den Himmel über der afghanischen Hauptstadt schmücken, haben sich die Drachenwettkämpfe mittlerweile zu einem beliebten Volkssport entwickelt.

Heimlich Drachen hergestellt

Dabei war das Drachensteigen genauso wie Kinobesuche oder Popmusik unter den Taliban jahrelang verboten. Die meisten der circa 5.000 Drachenbauer in Kabul sind Familienbetriebe, die ihr Wissen bereits seit vielen Generationen weitergeben. Weil die Liebe des afghanischen Volkes zu den Drachen, genannt „Godi“ (=Puppe), so groß war, haben besonders mutige Drachenbauer ihre Waren trotz des Verbotes heimlich hergestellt und verkauft. Einige Drachenbauer waren jedoch dazu gezwungen, auf Grund der schlecht laufenden Geschäfte über die Grenze nach Pakistan zu fliehen.

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Die Drachen werden entweder selbst hergestellt, oder bei einem traditionellen Drachenbauer erworben. © gettyimages.com/Barcroft Media

Heute findet man in Kabul die begeisterten Drachensteiger nicht nur auf den Hügeln, sondern auch auf Straßen und Häuserdächern. Viele der geflüchteten Drachenbauer sind wieder zurückgekehrt.

Die Lebensbedingungen in Afghanistan sind sehr schlecht. Es herrscht große Armut. Für viele Bewohner ist das Drachensteigen die einzige Freizeitgestaltung, die sie haben, um dem grauen Alltag zu entkommen und sich zu entspannen. Frauen dürfen aber nicht mitmachen, dieser Spaß ist allein den Männern vorbehalten.

Afghanische Drachen sind nicht mit den in Österreich handelsüblichen Drachen zu vergleichen. Sie sind besonders leicht und können auch bei wenig Wind mit überragender Wendigkeit fliegen. Sie bestehen aus Seidenpapier und Bambus. Die in eine Masse aus Scherbenpulver und Klebstoff getauchten Schnüre werden „Manja“ genannt. Sie dienen dazu, die Schnüre der gegnerischen Kampfdrachen zu kappen.

Jeder Drache ein Kunststück

Obwohl der Aufwand der Herstellung sehr groß ist und durch die Muster aus bis zu 100 zusammengeklebten Papierteilen jeder Drache einem einzigartigen Kunstwerk gleicht, ist die Lebensdauer sehr kurz. Die harten Kämpfe und leichten Materialien machen es unmöglich, dass der Drache länger als eine Saison überlebt. Diese Vergänglichkeit kann als Teil der Schönheit betrachtet werden.

Je nach Schwierigkeitsgrad gibt es unterschiedliche Ausführungen der Drachen: Von Kinderdrachen aus Kunststofffolie bis zu komplizierten achtteiligen Profidrachen ist auf dem Markt alles zu finden. Bei der Gestaltung ist die Verwendung der Farben der afghanischen Nationalflagge schwarz, rot und grün besonders beliebt. Trotz der hohen Arbeitslosigkeit in Afghanistan verkaufen sich die Drachen sehr gut. Ein Drachen kostet durchschnittlich zehn Afghani, was in etwa fünfzehn Cent entspricht.

Der Wettkampf

Weil die Schnüre so scharf sind, müssen die Wettkämpfer besondere Handschuhe tragen, um sich nicht zu schneiden. Beim Wettkampf werden alle Drachen zuerst auf eine bestimmte Höhe gebracht. Danach werden die gegnerischen Drachen mit geschickten Manövern eingekreist. Ziel ist es, die bis zu vier Kilometer langen Schnüre der Gegner durchzutrennen. Der Gewinner ist derjenige, dessen Drache am längsten in der Luft bleibt und er darf in extremen Fällen die Drachen der Verlierer behalten. Profis, die es ganz genau nehmen, bewegen sich während des ganzen Wettkampfes nicht vom Fleck und nehmen auch keine Starthilfe an.

Natürlich gibt es auch mildere Versionen dieses Spiels. Jugendliche verwenden meist normale Schnüre und nach einem Absturz wird der Drachen schnell repariert und schwebt bald schon wieder in schwindeligen Höhen. Wenn der Wind einmal ausfällt, singen sie Lieder, um den Wind herbeizurufen.

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Die Schnüre der Drachen können bis zu vier Kilometer lang sein. © gettyimages.com/Kanishka Afshari

Ein Drache wird in der Regel von zwei Personen geflogen: Einer hält die Spule und der andere lenkt den Drachen direkt an der Schnur. Mit geschmeidigen und gezielten Bewegungen werden die Drachen durch die heiklen Angriffe geführt. Weil zwischen den Gegnern oft große Entfernungen liegen, kann die Kommunikation schwierig werden. Nachrichten werden entweder mit bestimmten Drachenbewegungen signalisiert oder es werden kleine Kinder geschickt, die zwischen den Männern hin- und herlaufen müssen.

Schnüre führen zu Todesfällen

Die mit Glassplittern versehenen Schnüre sind nicht ganz ungefährlich. Aus Indien, wo der Drachenwettkampf ebenfalls sehr beliebt ist, wird regelmäßig von tödlichen Unfällen berichtet. Erst kürzlich meldete bbc.com den Tod zweier Kleinkinder, bei denen sich die scharfe Schnur beim Herausschauen aus dem Autodach-Fenster um die Kehle gewickelt hat. Unfälle dieser Art sind keine Seltenheit. Außerdem fliegen jedes Jahr hunderte Vögel in den Tod.

Die große Gefahr für Passanten und Tiere zwang die Regierung in Delhi zu strengeren Maßnahmen. Mittlerweile ist das Verkaufen oder Verwenden von mit Scherben versehenen Schnüren in der Stadt verboten.

Kommentare

Mit Facebook verbindenRobOtterMi., 24. Aug.. 2016 14:36melden

Kann mir bitte wer sagen dass dies ein Artikel der News-Satiereredaktion ist?

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