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Iva Schell: "Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen"

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Im September bekommen Iva Schell und der Großcousin ihres verstorbenen Mannes Maximilian ein Kind. Doch in die Vorfreude mischen sich immer noch Momente der Trauer.

Frau Schell, Sie werden Ende September erstmals Mutter. Hat die Erwartung neuen Lebens als Kontrast zu Tod und Trauer für Sie auch etwas Therapeutisches?
Das ist nun einmal der Lauf des Lebens. Nachdem ich die Erfahrung machen musste, einen geliebten Menschen zu verlieren, ist es nun wunderschön, neues Leben schenken zu dürfen. Auf jeden Fall geht es mir jetzt gut. Aber die Erinnerungen an Maximilian bleiben, und auch die Traurigkeit über seinen Tod überkommt mich noch manchmal, weil ich oft den Gedanken habe: Ich würde ihm gerne sagen, dass ich jetzt ein Kind erwarte und dass ich glücklich bin - weil ich weiß, dass er sich freuen würde. Ich dachte immer, dass ich mit meiner Trauer eigentlich ganz gut umging, aber rückblickend weiß ich, dass ich im ersten Jahr nach seinem Tod emotional oft instabil war.

Inwiefern?
Meist habe ich versucht, besonders stark zu sein und mir möglichst wenig anmerken zu lassen. Ich habe mich dann zurückgezogen, weil ich meine Freunde nicht belasten wollte -worauf einige sich ihrerseits zurückgezogen haben; das war eine sehr schwierige emotionale Gratwanderung. Da kam es zu Vorwürfen und Missverständnissen. Im Februar, als er starb, stand ich unter Schock und spürte den Schmerz nicht so, wirklich schlimm wurde es dann im darauffolgenden Herbst. Da kamen Phasen, in denen ich auf mich zornig wurde und dachte: Es muss jetzt endlich etwas passieren, ich will so einfach nicht mehr weitermachen. Aber ich habe keine Therapie gemacht, sondern die Trauer in mir selbst und mit Hilfe meiner Familie und der engsten Freunde verarbeitet.

Jeder öffentliche Auftritt der "Schell-Witwe" wurde mit Argusaugen beobachtet.
Man warf mir vor, dass ich in der Öffentlichkeit so unbefangen und fröhlich wirkte, die lustige Witwe sozusagen. Ich war sehr dankbar für jede Ablenkung. Die Gesellschaft aber hat gewisse Vorstellungen davon, wie und wie lange eine Witwe zu trauern hat und ab wann man wieder Fröhlichkeit und einen neuen Mann in sein Leben lassen darf - ohne zu wissen, wie es tatsächlich in mir aussah.

Ohne jetzt despektierlich wirken zu wollen: Erst verliebten Sie sich in einen hochbetagten Weltstar, nun in dessen Großcousin - fragen Sie sich, weshalb gerade Sie ein Faible für so ungewöhnliche Beziehungen haben?
Ungewöhnlich? Ich habe mich selten durch die Meinung anderer beeinflussen lassen, wollte nie sein wie alle anderen. Schon als Jugendliche war ich kaum in Discos, sondern viel lieber im Theater. Ich habe mich für Sachen interessiert, wo sich viele fragten: Wie kann sie nur? Und als ich mich in Maximilian verliebte, fand ich das ganz normal. Jetzt habe ich mich wieder verliebt - und es ist wieder normal. Wenn es ein Dirigent gewesen wäre, hätte man gesagt: Klar, die Sängerin und der Dirigent. Irgendwas hätte man immer gefunden, das man mir vorwerfen könnte. Aber ich will und muss mich vor niemandem rechtfertigen. Schließlich tue ich keinem weh, und es ist allein mein Leben und ab jetzt auch das meines Kindes.

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 © Privat
Kari ist zwar mit Maximilian verwandt, aber er ist eine eigenständige Persönlichkeit

Auch wenn das jetzt nach schlechter Telenovela klingt: Kam Ihnen nie der Gedanke, dass das eine "verbotene Liebe" wäre?
Überhaupt nicht. Maximilian hat immer gewusst, dass ich mich irgendwann wieder verlieben würde, zwischen uns blieb nichts unausgesprochen. Kari ist zwar mit Maximilian verwandt, aber er ist eine eigenständige Persönlichkeit. Warum soll ich nicht leben, was sich richtig anfühlt, nur weil das andere vielleicht nicht gut finden? Warum soll ich die Anziehung nicht zulassen? Ich bin im letzten Jahr vielen Männern begegnet, nach dem Tod von Maximilian wurde ich anscheinend "interessant". Aber es war keiner dabei, bei dem sich etwas Ernsteres hätte entwickeln können und der mich wirklich interessiert hätte.

Er ist mir immer schon aufgefallen, weil er ein gut aussehender, sympathischer Mann ist

Wie haben Kari Noé und Sie einander denn kennengelernt?
Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Familientreffen, bei denen wir ein paar Sätze gewechselt haben. Und er ist mir immer schon aufgefallen, weil er ein gut aussehender, sympathischer Mann ist. Aber wir hatten kaum Kontakt - bis er mich im vergangenen Spätsommer fragte, ob er einmal kommen kann, um ein paar Sachen von Maximilian durchzusehen. Wir haben in der Almhütte gemeinsam die Kisten mit dem künstlerischen Nachlass durchforstet. Er hat mich gefragt, ob er das eine oder andere Stück fotografieren darf. Das haben wir dann gemeinsam gemacht und dabei gemerkt, dass wir uns sehr gut verstehen - auch, indem wir sehr viel über Maximilian sprechen konnten.

Sie trafen sich in der Almhütte, die einmal dem großen Schell gehörte, Sie sondierten gemeinsam den Nachlass des großen Schell - war das anfangs nicht ein übermächtiger Schatten?
Nein, bei Kari hatte ich nie das Problem, ihn in dieses Haus hineinzulassen, für mich war das etwas Natürliches, denn es war ja ursprünglich das Haus seines Urgroßvaters. Er war als Kind oft hier. Ich hatte mich davor oft gefragt: Wie würde es sein, mit einem anderen Mann in der Hütte? Aber Kari mag die Alm so gerne wie ich, hat keine Scheu und auch ein paar Kilometer entfernt selbst ein Haus.

Teil Ihrer Liebe ist also auch die gemeinsame Liebe...
...zu diesem Ort. Und natürlich auch die Erinnerung an Maximilian.

Ich will gar nicht vergleichen

Erinnert Sie Ihr neuer Partner nicht schon rein optisch an den jungen Maximilian Schell?
Vielleicht ein wenig. Ich weiß aber nicht, wie Maximilian als Mann mit 47 war. Aber ich will gar nicht vergleichen. Ich hoffe nicht, dass ich Kari vermittle, er würde in einer Art Konkurrenz stehen, denn das tut er nicht. Maximilian war einzigartig und Kari ist es für mich auch.

Wenn Sie und Maximilian Schell in Talkshows auftraten, hatte man stets den Eindruck, er wäre der Lehrmeister und Sie...
...die Schülerin? Natürlich war das eine ganz spezielle Beziehung: Ich war alles: Frau, Tochter, Geliebte, Mutter, Krankenschwester. Er hatte viel mehr Lebenserfahrung als ich, und ich habe ihm absolut vertraut. Natürlich war er aufgrund seines Charismas eine sehr dominante Persönlichkeit, und ich habe ihn bewundert. Aber er mich auch. Wenn wir alleine waren, war das anders als in der Öffentlichkeit, wo man immer eine gewisse Rolle spielte.

Was war die öffentliche Rollenverteilung?
Er hat sich schon gerne als der Dominantere gegeben. Aber das war für mich in Ordnung.

Eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen - mussten Sie das jetzt neu lernen?
Nicht neu lernen, aber vielleicht wieder erlernen. Es war anfangs ungewohnt für mich zu sagen: So möchte ich es, und so mache ich es. Wenn Maximilian sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ich ihn nur in langen Gesprächen vom Gegenteil überzeugen. Das hat er dann aber auch angenommen, es war nicht so, dass er nie auf mich gehört hätte. Und wenn ich für mich etwas nach meinem Kopf durchsetzen wollte, bin ich danach in 90 Prozent der Fälle draufgekommen, dass Maximilians Rat schon richtig war. Aber jetzt ist es so, dass ich mich traue, auch meine eigenen Wünsche mehr zu artikulieren, sodass wir eine gemeinsame Lösung finden können.

Sie sagen, Sie waren für Maximilian Schell, Geliebte, Krankenschwester und Mutter in einem. Was sind Sie jetzt für Kari Noé?
Freundin. Frau. Partnerin. Eigentlich sollte man das ja nicht so klassifizieren. Man denkt viel zu sehr in Schubladen. Als ich an der Seite von Maximilian lebte, war der Vaterkomplex-Vorwurf der Gesellschaft so präsent, dass ich mich oft selber hinterfragte, ob es vielleicht einer wäre. Aber selbst wenn, wo ist das Problem? Ich war glücklich. Im Falle von Kari und mir sind wir aber auch die Eltern unseres Kindes. Das ist wichtig für mich.

Eigentlich existierte mein Kinderwunsch schon, seit ich zwanzig war

Sie sprachen von der Möglichkeit, eigene Bedürfnisse nun rascher umsetzen zu können. Gehört da das Bedürfnis, Mutter zu werden, auch dazu?
Das wollte ich schon immer. Es war nicht so, dass ich sagte: So, ab jetzt möchte ich so schnell wie möglich schwanger werden, das war schon eine Überraschung. Aber eigentlich existierte mein Kinderwunsch schon, seit ich zwanzig war, und im September ist es nun endlich so weit. Und das, obwohl ich in der Zeit mit Maximilian schon damit abgeschlossen hatte. Schon kurz vor der Hochzeit war mir klar: Auch wenn wir eine längere Zeit gemeinsam gehabt hätten, wäre ein Kind aufgrund des Altersunterschiedes unverantwortlich gewesen.

Sie sagen, dass Sie auch Ihren Mann zeitweise bemutterten, bald bemuttern Sie Ihr Kind.
Mein Vater war Chefarzt, meine Mutter Krankenschwester; das Bedürfnis, jemanden zu umsorgen, liegt mir gewissermaßen in den Genen. Natürlich kann man Parallelen zwischen einem älteren Menschen und einem kleinen Kind finden, also vor schlaflosen Nächten habe ich zum Beispiel keine Angst. Das kriegen wir gemeinsam hin.

Selbst wenn Sie schon längst Ihre eigene Familie haben werden, wird Ihnen die Charge "Schell-Witwe" erhalten bleiben. Belastet das?
Das ist keine Verantwortung, die mir schwerfällt. Maximilian hat mich oft gefragt: "Was, glaubst du, bleibt von mir?" Vergessen zu werden war seine größte Angst. Doch das wird er sicher nicht, denn viele seiner Gedanken sind längst ein Teil von mir und ich werde mich immer bemühen, die Erinnerung lebendig zu halten.

ZUR PERSON
Die Konzertsopranistin mit kroatischen Wurzeln wurde 1978 in Ulm geboren. 2013 heiratete sie den 47 Jahre älteren Oscarpreisträger Maximilian Schell, der im Februar 2014 verstarb. Iva Schell lebt auf der Alm ihres Mannes im Kärntner Ort Preitenegg. Ihr neuer Partner ist der 47-jährige Grazer Immobilienhändler Kari Noé, ein Großcousin Maximilian Schells. Am 2. Juni tritt die Sängerin als Solistin bei der Unesco-Charitygala im Casino Baden auf.

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