OECD sieht überdurchschnittliche Folgekosten im europäischen Vergleich: Sozial- und Bildungssysteme schaffen es zu wenig, Betroffenen auf die Sprünge zu helfen.
FAKTUM DER WOCHE
Verstärkter Kampf gegen Kinderarmut, Ausweitung der Kinderbetreuung: ÖVP, SPÖ und Neos haben sich das für ihre Regierungszusammenarbeit vorgenommen, und es ist grundsätzlich gut so. Österreich hat hier Aufholbedarf, wie eine OECD-Studie zeigt.
An sich ist die Kinderarmut hierzulande nicht überdurchschnittlich im -europäischen Vergleich. Im Gegenteil, der Anteil all jener Buben und Mädchen, die von absoluter Armut betroffen sind, ist mit rund acht Prozent kleiner als im Durchschnitt (zwölf Prozent).
Das Problem ist, dass staatliche Hilfen nicht nachhaltig wirken. Dass die Folgekosten der Armut, die für die gesamte Gesellschaft entstehen, mit 18,2 Milliarden Euro pro Jahr bzw. 3,6 Prozent der Wirtschaftsleistung enorm sind. In vielen westeuropäischen Ländern sind sie kleiner, in Finnland mit 1,4 Prozent am kleinsten. „Das deutet darauf hin, dass es dem Wohlfahrts- und Bildungssystem in Österreich noch nicht gelingt, sozioökonomisch benachteiligte Kinder dabei zu unterstützen, den Rückstand gegenüber anderen aufzuholen“, so die OECD.
Folgekosten ergeben sich, weil frühe Benachteiligungen eher zu Arbeitslosigkeit oder einem schlecht bezahlten Job und zum Beispiel auch zu Krankheit führen. Dadurch kommt es für den Staat etwa zu niedrigeren Steuereinnahmen und höheren Sozialausgaben.
Was tun? Die OECD empfiehlt den Ausbau „hochwertiger frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung“. -Damit würden bessere Chancen für die Kinder einhergehen und Eltern könnten mehr arbeiten und ein höheres Einkommen erzielen.
Die neue Regierung plant immerhin, dem zu entsprechen und etwa ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einzuführen. Allerdings: Wann es dazu kommen wird, ist offen. Und der Ausbau der Angebote wird längerfristig auch von den budgetären Möglichkeiten abhängig gemacht. Sie sind derzeit gleich null.


Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.10/2025 erschienen.