Vielleicht hat der Hund auf den Boden gemacht. Vielleicht hat er einen Couch-Bezug durchgebissen oder an den Schuhen gekaut. Was auch immer es war: Als Hundebesitzer weiß man sofort, dass der Hund etwas getan hat, das er nicht hätte tun sollen. Und offenbar weiß der Hund es auch.
Zumindest assoziieren wir Menschen diesen schuldbewussten Dackelblick mit menschlichen Emotionen und denken, er würde sich wohl besonders schuldig fühlen. Doch diese vermeintlich logische Schlussfolgerung ist falsch. Der Hund fühlt sich nicht schuldig. Er drückt mit diesem Blick eine viel weniger komplexe Emotion aus: Angst. Und zwar konkret die Angst vor der Zurechtweisung durch den Besitzer.
Menschliche Emotionen auf Tiere übertragen - ein Fehler
Das zeigen die Ergebnisse einer Studie, die von der Hundeverhaltensforscherin und Buchautorin Alexandra Horowitz durchgeführt wurde. Die Studie mit dem Titel "Disambiguating the 'Guilty look': Salient Prompts to a Familiar Dog Behavior" beschäftigt sich ausschließlich damit, wie Besitzer Emotionen von Hunden mit menschlichen Emotionen vergleichen und deshalb falsch interpretieren. Dieser schuldbewusste Blick sei ein gutes Beispiel dafür.
"Hunde denken nicht über ihre Gefühle nach, wie wir Menschen es tun, weil ihr Gehirn oft anders funktioniert - dennoch sind ihre Gehirne den menschlichen in vielen Situationen sehr ähnlich", sagte Horowitz in einem Interview.
Ein Blick in die Psyche des Hundes
Hunde haben Erinnerungen, das ist klar. Aber dass sie über diese Erinnerungen auf dieselbe Art und Weise nachdenken wie wir Menschen, ist unwahrscheinlich. Weil es zu wenige Studien gibt, durch die erklärt werden könnte, wie Hunde Emotionen und Erinnerungen empfinden, wenden wir stattdessen Anthropomorphismus an - das heißt, wir übertragen menschliche Emotionen auf Tiere.
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