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Wussten Sie, dass Heidi eine "Japanerin" ist?

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©Bild: kika
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Eine ganze Generation ist mit der Zeichentrick-Serie "Heidi" aufgewachsen. Die Figur kennt fast jedes Kind. Weniger bekannt ist hingegen, dass die Kinderserie aus Japan stammt. Wir sind den Fragen nachgegangen, wie Heidi japanisch geworden ist, welche beliebten Kinderserien noch aus Japan kommen und warum die Zeichentrickfilme dieser Zeit so traurige Geschichte erzählen.

Gerade ist "Heidi" wieder in aller Munde, weil der Kinderbuchklassikers neu verfilmt worden ist. Die ursprüngliche Heidi-Geschichte stammt von der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri. Sie hat mit ihren zwei Büchern "Heidi's Lehr- und Wanderjahre" (1880) und "Heidi kann brauchen, was es gelernt hat" (1881) die Kinderfigur ins Leben gerufen. Und wie ist Heidi dann japanisch geworden?

Wie viele andere Zeichentrickfilme, die in den 1970er- und 1980er-Jahren produziert wurden, stammt auch "Heidi" aus Japan. Die Firma Zuiyo Enterprise hat 1974 nach der Vorlage der "Heidi"-Romane eine japanische Anime-Serie herausgebracht. Die Serie ist ein Projekt des Regisseurs Isao Takahata und des späteren Regisseurs und Oscar-Preisträgers Hayao Miyazaki (Chihiros Reise ins Zauberland). Am 6. Jänner 1974 feierte "Heidi" im japanischen Fernsehen Premiere - und wurde zum internationalen Erfolg. Bis heute zählt die Geschichte vom Mädchen aus der Schweiz in Japan zu den beliebtesten Zeichentrickfilmen.

Das Intro zum Zeichentrick-Klassiker:

Der Kinderbuch-Klassiker "Heidi" ist nun neu verfilmt worden. Ab 11. Dezember startet der "Heidi"-Film in den österreichischen Kinos.

Der Trailer zum neuen Heidi-Film


Ausgerechnet japanisch

Sogenannte Animes (japan. Kurzform von "animēshon", vom Englischen "animation"), also in Japan produzierte Zeichentrickfilme, erfreuen sich schon seit langem großer Beliebtheit. Der wahrscheinlich älteste bekannte japanische Zeichentrickfilm dauert nur drei Sekunden und ist 1907 entstanden. Schon in den 1920er-Jahren wurden japanische Zeichentrickfilme in Europa gezeigt. In den 1950er- und 1960er-Jahren sind japanische Animes auch in Europa populär geworden und haben sogar Auszeichnungen abgeräumt. Umgekehrt sind in dieser Zeit auch zahlreiche amerikanische Trickfilme nach Japan gelangt - insbesondere die Filme von Walt Disney. Von Europa und den USA beeinflusst, haben japanische Studios in den 1970er-Jahren vermehrt damit begonnen, europäische Kinderbücher und als Vorlage für ihre Serien zu adaptieren.

Darunter fällt auch "Heidi", aber nicht nur sie. Nahezu alle bekannten und beliebten Zeichentrickserien der 1970er- und 1980er-Jahre sind in Japan produziert oder zumindest zum Teil dort produziert worden, viele davon im japanischen Zeichentrickfilmstudio Nippon Animation (ehemals Zuiyo Enterprises).

Diese Zeichentrick-Klassiker kommen aus Japan

1. Niklaas, ein Junge aus Flandern
Die Buchvorlage für diese traurige Geschichte lieferte die britische Schriftstellerin Ouida (eigentlich Marie Louise de la Ramée) unter dem Titel "A Dog of Flanders" ("Der Hund von Flandern"). 1975 wurde der Zeichentrick unter dem japanischen Titel "Flanders no Inu" als 52-teilige Anime-Serie verfilmt. Im deutschsprachigen Raum bekannt als "Niklaas, ein Junge aus Flandern".

Der Inhalt:Der Waisenjunge Niklaas, der bei seinem Großvater lebt, wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Zur Seite stehen ihm neben dem Großvater noch Aneka, die Tochter des Gutsbesitzers und sein treuer Hund Patrasch. Niklaas träumt davon einmal ein Maler zu werden und die Werke von Peter Paul Rubens zu sehen. Im japanischen Original sterben Niklaas und Patrasch am Ende, in der deutschen Version sind die beiden lediglich eingeschlafen.

2. Nils Holgersson
Nils Holgersson (1980) basiert auf dem Roman "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" der schwedischen Schriftstellerin Selma Lagerlöf. Das Drehbuch zur Serie ist von dem Japaner Narumitsu Tagushi verfasst worden, dabei hat er sich nicht ganz an die Vorlage gehalten. So fügte er neue Figuren wie den Hamster Krümel hinzu.

Der Inhalt:Nils Holgersson ist ein fauler und gemeiner 14-Jähriger, der seinen Eltern viel Kummer bereitet. Nils wird schließlich von einem Wichtelmännchen zur Strafe für seine bösen Taten geschrumpft und selbst in ein Wichtelmännchen verwandelt. In Folge erlebt Nils mit dem Hausgänserich Martin, der sich den Wildgänsen anschließt, viele Abenteuer. Am Ende gewinnt er sein gutes Herz zurück.

3. Perrine
Die Geschichte von Perrine hat der französischen Schriftstellers Hector Malot mit seinem Roman "En Famille" ins Leben gerufen. Das Animationsstudio Nippon Animation hat den Stoff aufgegriffen und 1978 eine Anime-Serie daraus gemacht.

Der Inhalt:Der Vater von Perrine stirbt in Bosnien. Fortan muss die Halbwaise mit ihrer Mutter allein weiterreisen. In einem einfachen von einem Esel gezogenen Holzwagen, der ihnen als Wohn- und Schlafstätte dient, machen sich die beiden von Bosnien aus auf den Weg nach Frankreich. Ihr Ziel ist die Stadt Maraucourt, in der Perrines vermögender Großvater lebt.

4. Biene Maja
Die kleine freche Biene Maja ist die Hauptfigur im Roman von Waldemar Bonsels, einem deutschen Schriftsteller. Zwischen 1975 und 1980 wurde die Zeichentrickserie "Biene Maja" produziert - eine österreichisch-deutsch-japanische Kooperation unter der Regie von Hiroshi Saitō. Die Titelmelodie wird von Schlagerstar Karel Gott gesungen.

Der Inhalt:Gemeinsam mit ihren Freunden, dem faulen Willi und dem Grashüpfer Flip, erlebt Biene Maja auf ihrer heimatlichen Wiese ein Abenteuer nach dem anderen.

5. Marco
Die Zeichentrickserien "Marco" ist erstmals 1976 ausgestrahlt worden und beruht auf der Geschichte "Dagli Appennini alle Ande" ("Von den Apenninen zu den Anden") des italienischen Schriftstellers Edmondo De Amicise.

Der Inhalt:In der Kinderserie wird die Geschichte von Marco erzählt, einem Bub aus Genua, der sich zusammen mit seinem Affen Pepino auf die Suche nach seiner Mutter begibt. Seine Mutter ist nach Argentinien aufgebrochen, um dort Geld für die Familie zu verdienen. Als Marco lange nichts mehr von seiner Mutter hört, beschließt er ihr zu folgen.

Unter anderem sind auch folgende Kinderserien aus japanischer Feder: "Wickie und die die starken Männer" ist genauso wie die "Biene Maja" und "Pinocchio" im Auftrag von ZDF und ORF als Anime in Japan produziert worden. "Barbapapa" ist eine französisch-japanische Produktion. Zur Gänze eine japanische Produktionen ist "Calimero".

Warum sind die Kinderserien dieser Generation so traurig?

Sie leben in armen Verhältnissen, werden schlecht behandelt und müssen den Tod von Eltern oder Freunden überwinden - Viele der Hauptfiguren in den Zeichentrick-Klassikern der 1970er- und 1980er-Jahre quälen sich geradezu von einem Schicksalsschlag zum nächsten. Vertragen Kinderserien so viel depressive Stimmung? Dieser Frage hat sich auf spezielle Art und Weise auch die Facebook-Seite "Ja, auch ich bin ein Opfer von Perrine" angenommen. "Habt ihr auch gelitten mit Perrine, geweint mit Niklaas, gebetet für Nils Holgersson? Befreit euch aus den depressiven Klauen Eurer Zeichentrick-Vergangenheit! Die Lutscher der Dondrinen-Bäume der Maus auf dem Mars wirken nicht ewig!", steht dort zu lesen.

Zugegeben, die Zeichentrickserien dieser Zeit schäumen nicht gerade über vor Fröhlichkeit und eitel Wonne, Sonnenschein. Den japanischen Machern kann man dafür zumindest zum Teil die Schuld in die Schuhe schieben. Denn sie haben sich großteils bei Schriftstellern aus dem 19. Jahrhundert bedient. Damals waren die Vorstellungen von Kindheit und Erziehung noch meilenweit entfernt von heutigen pädagogischen Standards. Man erinnere sich an den "Struwwelpeter", in dem ein Kind verhungert, weil es seine Suppe nicht essen will oder einem daumenlutschenden Buben die beiden Daumen mit einer Schere abgeschnitten werden.

Die europäischen Sender hätten immer noch die Möglichkeit gehabt, die traurigen Kinderserien nicht auszustrahlen. Haben sie aber nicht. Medienpsychologe Peter Vitouch hat dafür eine Erklärung: Es habe zu dieser Zeit ein Gegensteuern gegen den wirtschaftlichen Aufschwung gegeben - um den Kindern zu zeigen, wie gut es ihnen heute eigentlich geht, teilte er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" mit. Aus pädagogischer Sicht habe man hintergründig auch vermitteln wollen, wie schlecht es Kindern ergeht, wenn sie nicht brav sind.

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