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"Schäme mich aufrichtig dafür"

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Hannes Rossacher - "Schäme mich aufrichtig dafür"
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So grauenhaft sei das Programm geworden. "Bei Sendungen mit Playmates frage ich mich schon, was für eine Botschaft an vierzehnjährige Jugendliche das sein soll", meint Rossacher. Dass "Viva" inzwischen auf Scripted-Reality-Formate setzt und MTV zum kostenpflichtigen Sender geworden ist, erklärt Rossacher so: "Das Zeitalter des Musikvideos ist vorbei. "Musikvideos hätten keine entscheidende Relevanz mehr für das Kaufverhalten von Jugendlichen. Ganz im Gegensatz zu den 80er- und 90er-Jahren: "Damals konnte man mit einem Video einem Song eine Schneise bauen, das hat die Kids wie Lemminge an die Ladenkasse getrieben."

MTV und Viva

Das sei auch der Grund, warum Musikvideos in den vergangenen Jahrzehnten geboomt hätten und Künstler und Label jede Menge Geld investierten. MTV boomte - allerdings sendete der Musiksender zu Beginn nur auf einer Frequenz für ganz Europa, die Moderatoren sprachen britisches Englisch. Eine unüberwindbare Hürde für Zuseher im deutschsprachigen Raum. Mit seinem Konzept für ein regionales MTV, scheiterte Rossacher zunächst beim Sender: "'We wish you luck!', haben sie gesagt", erinnert er sich. Mit anderen Investoren im Rücken gelang das Projekt dann allerdings doch noch, "Viva" entstand. "Das war für MTV so lange ein rotes Tuch, bis sie es endlich gekauft haben", schmunzelt Rossacher.

Geht nicht mehr um Werk, sondern um Inszenierung

Heute könne man mit Videos keine Nachrichten mehr gerieren. "Man sieht ja mit welchem enormen Aufwand und vergleichsweise geringer Wirkung Lady Gaga wütet, die fleischbehangen herumlaufen muss, damit es ein Foto in die Zeitung schafft." Und selbst das stehe kaum in Zusammenhang mit ihrem künstlerischen Schaffen. Heute gehe es nicht mehr um ein Werk, sondern rein um die Inszenierung. Die Sicherheitsnadeln von Vivienne Westwood würden sich heute auch schon in teuren Awardshow-Kleidern finden. "Das ist der Ausverkauf der Popkultur. Das ursprünglich Rebellische ist verschwunden", erklärt Rossacher. Er selbst hat sich in den letzten Jahren zunehmend in Richtung Klassik und Theater orientiert.

Ausprobieren im Vordergrund

Jedoch sei auch das beste Video keine Garantie für einen Hit. "Ein Song muss schon in sich das Potenzial zu einem Hit tragen." Im Gegenschluss gelte aber auch: Kein noch so schlechtes Video könne einen guten Song ruinieren. Für den Regisseur sei immer das Ausprobieren im Vordergrund gestanden. Deshalb befürworte er Plattformen wie Youtube, auf denen sich junge Leute mit eigener Musik auseinandersetzen könnten. Problematisch sei dagegen die angeleitete und inszenierte Popkultur: "Ich mag diese Nachäffkultur nicht, mein Herz schlägt ganz stark für das Authentische."

Eigenes Lieblingsvideo? Falco!

Das Popbusiness hat der Regisseur vor allem hinter der Kamera verfolgt. "Wenn sich jemand fünf Jahre im Popgeschäft hält, ist das eine extrem lange Zeit. Leute, die sich über zwanzig, dreißig Jahre halten und immer wieder relevant werden, verdienen Respekt." Seine persönlichen Lieblingsvideos stammen aus den Achtzigern: "Sledgehammer" von Peter Gabriel und "Money for Nothing" von den Dire Straits "weil es die ganze Popmusik so schön auf die Schippe nimmt." Und von seinen eigenen Arbeiten? Klar "Rock Me Amadeus" von Falco, das mit "unglaublich wenig Geld" gemacht wurde: "Da ist handwerklich viel mangelhaft dran, aber es ist richtig hingerotzt."

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