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Zu geringe Frauenquote? Die Kritiker im Glashaus

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Aktualisiert
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3 min

Peter Plaikner

©Bild: Gleissfoto

Wenn Medien den geringen Anteil von Frauen in der Politik beklagen, sitzen sie im Glashaus. Journalistinnen stellen zwar schon fast die Hälfte der Redaktionen, doch die Berichterstattung über Mandatarinnen unterschreitet sogar deren Anteil an Regierung und Volksvertretung.

Geschlechtergerechtigkeit in der Politik ist ein anlassbezogenes Medienthema. Das gilt auch für die Rückläufigkeit. 66 statt 75 Mandatarinnen unterschreiten den jüngst erzielten Frauenanteilsrekord im Nationalrat. Außer der FPÖ (23 %) übertreffen aber alle Parteien den Gesamtanteil (36 %): Grüne (56 %), NEOS (44 %), SPÖ (41 %), ÖVP (37 %). Auch der Bundesrat erreicht die Top-Rate (48 %) nicht mehr.

Zudem verliert die Regierung mit 11:10 statt 8:9 (mit Staatssekretären) bzw. 8:6 statt 8:7 (nur Minister) gendertechnisch gegen die vorhergehende Koalition. In den Landtagen liegen überraschend Tirol und Vorarlberg (44 %) noch knapp vor Wien, während Niederösterreich und das Burgenland (25 %) vor Schlusslicht Kärnten rangieren (17 %). Oberösterreich (38 %), Salzburg (36 %) und die Steiermark (29 %) bilden das Mittelfeld. Mit den Landesregierungen schafft hingegen Wien seit 7. März vorerst, was Tirol von 2013 bis 2022 gelungen war: Parität. Bei Schlusslicht Oberösterreich steht es allerdings 2:7. Und mit 244 von 2092 Bürgermeisterinnen liegt die Gemeindechefinnenrate unter zwölf Prozent.

Nur Meinl-Reisinger in Top Ten

Das gibt zuhauf Stoff für Nachrichten und kritische Kommentierungen. Aber wie ist es umgekehrt? Angesichts von immerhin 47 Prozent Journalistinnen wird die gläserne Decke bei Chefredakteurinnen besonders deutlich – nur drei in den zwölf Tageszeitungen und bloß eine von drei möglichen in der öffentlich-rechtlichen Information: Susanne Dickstein (Oberösterreichische Nachrichten), Isabel Russ (Vorarlberger Nachrichten), Daniela Bardel (Österreich/oe24) sowie Marielouise Lorenz-Dittlbacher und Gabriele Waldner-Pammesberger (beide ORF). Die zahlreichen Stellvertreterinnen machen das so wenig wett wie die vielen Ressortleiterinnen.

Noch schiefer gerät das Geschlechter-Zerrbild aber ausgerechnet in der politischen Berichterstattung jener Medien, die den politischen Gender-Gap immer wieder thematisieren: Beate Meinl-Reisinger gelang nun als Außenministerin wie schon im Februar auch im März als einziger Frau der Sprung in die Top Ten der monatlich von APA-Comm ermittelten Politiker-Präsenz in den Tageszeitungen. Im Jänner war keine unter den ersten zehn. Im Schnitt liegt auch der Top-20-Frauenanteil dort lediglich zwischen 15 und 25 Prozent – und diese kommen überwiegend von den hinteren Rängen.

Viel mehr Mahrer als Anderl

Wenn die Spitze an Präsenzträchtigkeit – die Bundesregierung – auf größtmöglichen Gender-Ausgleich achtet, wirkt die Erscheinungsquote bedenklich. WK-Chef Harald Mahrer tauchte seit Oktober achtmal so oft in den Tageszeitungen auf wie AK-Präsidentin Renate Anderl. Wegen Wirtschaftskammerwahlen? Im ersten Halbjahr 2024 erschien er doppelt so viel wie sie. Damals waren Arbeiterkammerwahlen.

Der nächste Anlass zur Thematisierung steht fest: Ab Juli erhöhen in Salzburg Karoline Edtstadler und Karin Zauner (SN) die Quoten der Landeshauptfrauen und Chefredakteurinnen auf 22 bzw. 33 Prozent. Der politische Part davon könnte einen anderen Anteil senken. Auf Edtstadlers Parlamentsplatz will Lobbyist Franz Hörl zurückkehren. Dann läge auch die ÖVP unter dem Frauenschnitt im Nationalrat.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir: pp@plaikner.at

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 15/2025 erschienen.

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