Was war Ihr erster Gedanke, als Sie erfahren haben, dass Sie die neue „Tatort“-Kommissarin werden?
Franziska Weisz: Das weiß ich noch ganz genau: Ich bin damals gerade im Auto gesessen, als der Anruf gekommen ist. Ich bin rechts rangefahren, habe vor Freude laut geschrien, bin ausgestiegen und fünf Meter hoch in die Luft gesprungen. Mindestens fünf Meter.
Was für ein Typ ist von Ihnen dargestellte Polizeioberkommissarin Julia Grosz, die nach mehreren Auslandseinsätzen mittlerweile am Flughafen Hannover arbeitet?
Sie ist eine Einzelgängerin, die einen sehr trockenen Humor hat und nicht mit jedem lacht. Außerdem ist sie eine direkte Frau. Eine, die nicht unbedingt anderen Menschen schmeichelt, nur um ihnen zu gefallen.
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und ihr?
Ein selbstbewusstes Auftreten, hinter dem sich dann aber auch andere Facetten wie Unsicherheiten, Zweifel oder Ängste verbergen. Das ist auch etwas, was mich an dieser Figur fasziniert, etwas, das ich spannend finde. Außerdem ist sie auch sehr körperlich, so wie ich. Also eher Laufen als Meditieren.
Stichwort Unsicherheiten: Werden die im Lauf der Jahre mehr oder weniger?
Weder noch, denn man lebt ja im Moment, im Hier und Jetzt und Entwicklungen dieser Art sind ja kaum linear. Man kann in einer wunderbaren Glückssträhne einen schlechten Tag haben, der einen alles in Frage stellen lässt. Gelernt habe ich in den letzten Jahren allerdings, dass es immer irgendwie weitergeht, das beruhigt.
Was für Ermittler-Typen mögen Sie im Fernsehen?
Ich stehe auf die Coolen. Mein großer Held war immer Magnum. Danach kam lange nichts. Mein letztes großes Highlight war Matthew McConaughey in „True Detective“ – Wahnsinn! Da war der Trennungsschmerz groß, als die Staffel zu Ende gegangen ist.
Was ist das Geheimnis hinter dem „Tatort“-Erfolg. Immerhin besteht die Reihe schon seit mehr als vier Jahrzehnten.
Es ist wirklich etwas Besonderes, dass in einer Zeit, in der beliebte und lang etablierte Sendeformate wie „Wetten, dass…?“ eingestellt werden, sich eine Reihe, von der es knapp unter 1000 Filme gibt, mehr denn je behauptet. Sich den „Tatort“ Sonntagabend anzuschauen ist für viele Menschen eine Gewohnheitssache, man hat da quasi eine regelmäßige Verabredung mit dem Fernseher. Der „Tatort“ ist eine große Konstante, während unser Alltag immer diverser wird, sich die Sehgewohnheiten des Publikums ändern, sich die TV-Landschaft im Umbruch befindet. Hinzu kommt, dass „Tatort“ sich einerseits treu bleibt, indem sich zum Beispiel die Signation nicht verändert, andererseits immer aktuelle Themen aufgreift. Bei der Folge, die wir derzeit drehen zum Beispiel, geht es um das internationale Schlepperwesen und Terrorismus – und das hat ja leider eine traurige Aktualität.