Kickl und Co. werden nicht nur von Menschen unterstützt, die ein Zuwanderungsproblem sehen: Auch in Bezug auf Teuerung, Arbeitsplätze und Corona ist das so
In der Vergangenheit ist die FPÖ eher nur als Protestbewegung und Partei zu Wahlerfolgen gekommen, die für eine restriktive Zuwanderungspolitik steht. Mittlerweile ist mehr dazugekommen. Das unterstreichen Ergebnisse von Wählerbefragungen, die das Sozialforschungsinstitut „Foresight“ im Auftrag des ORF bei allen größeren Urnengängen in Österreich durchführt. Inhaltlich ist die Partei von Herbert Kickl demnach so breit aufgestellt wie noch nie.
Bei den Befragungen wird unter anderem erhoben, was Wählerinnen und Wähler bewegt. Bei der Landtagswahl Ende November in der Steiermark nannten 67 Prozent all jener, die ihre Stimme der FPÖ gaben, das Thema „Zuwanderung“. Zum Vergleich: Bei der ÖVP handelte es sich um 32, bei der SPÖ um 25 Prozent. Also jeweils nicht einmal halb so viele. Überraschung? Nein. Freiheitliche stehen für eine „Festung Österreich“ sowie „Remigration“. Damit ziehen sie Menschen an, die ein sehr großes Zuwanderungsproblem sehen. Bemerkenswerter ist, dass auch Themen wie Teuerung, Budget, Arbeitsplätze, Pensionen und Corona wesentlich mehr Wählern der FPÖ zu schaffen machen als Anhängern der beiden ehemaligen Großparteien. Obwohl es hier auch um Bereiche geht, die diese zu ihren Kernkompetenzen zählen. Genauer: die ÖVP zum Beispiel Budget- und die SPÖ Pensionsfragen.
Als Protestpartei profitiert die FPÖ von einer verbreiteten Unzufriedenheit mit Regierenden und davon, dass sehr viele Wähler eine Verschlechterung des persönlichen Lebensstandards befürchten. Das ist aber eben nicht alles. Kickl hat zu einzelnen Themen für seine Partei gezielt neue Wählergruppen erschlossen. Durch seine Corona-Politik etwa hat er sie zu einer bevorzugten Heimat von Impfkritikern und -gegnern gemacht.