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Ernst Fuchs: "Der Tod ist eine Fiktion"

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In der Otto Wagner-Villa im 14. Bezirk schaut Ernst Fuchs in einem Selbstporträt auf seine Betrachter herunter. Die Wangen sind hohl, der rote Bart licht - die Augen jedoch dunkel und wach. Der österreichische Künstler hat mit 15 Jahren sein betagtes Alter Ego auf wundersame Weise perfekt getroffen. Doch nicht nur hier, sondern auch leibhaftig, wird sein starker Lebenswille deutlich. Der Drang zu schaffen, scheint bis kurz vor dem Tod des Malers ungetrübt.

"Ich denke nicht daran, in Pension zu gehen", erklärte der Maler News noch fünf Monate vor seinem Ableben. "Was soll das, das ist doch ein Blödsinn! Das machen doch nur die Leute, die meinen, sie können sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Lorbeeren, die sie gar nicht haben", fügte er hinzu. Nicht Fuchs: "Ich bin vermögend, wie man so schön sagt. Ich habe eine Privatstiftung, ich lebe ohne jede Zustiftung, von den Einkünften, durch die Besucher (des Museums, Anm.) und darauf bin ich sehr stolz. Es ist mir gelungen, dieses Werk von Otto Wagner (das Museumsgebäude, Anm.) nicht nur zu erhalten, sondern auch zu bewohnen."

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Fuchs im Wohnzimmer seines 200m2 großen, wohnlich ausgebauten Souterrains des Hauses. © Stefan Gergely

Provokateure als ständige Begleiter

Zeitlebens wären Neider seine Begleiter gewesen: "Auf meinen Erfolg und meine Unabhängigkeit", spekulierte der 85-Jährige. "Ich brauch niemanden anbetteln, um zu leben." Als einer, der sich jahrelang der "Bussi-Bussi-Gesellschaft" hingegeben hat, wäre es für Fuchs eine "Selbstverständlichkeit", dass man ihn "dauernd provozieren" wollte. "Viele haben damit auch Erfolg gehabt. Und da kann ich richtig wütend werden. Vor allem wenn ich merk', da ist eine böse Absicht. Den Willen zum Bösen hatte ich nie, ich hatte immer den Willen zum Guten."

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 © Stefan Gergely

Umgeben von schönen Frauen

Der einzige Mensch, "der reinen Herzens ist", wäre Uta Saabel. Seine große Liebe, die er noch heiraten wollte, in Monte Carlo. "Was sie tut, das ist alles immer richtig", war sich Fuchs sicher. Auch wenn er sie nur sehen könne, wenn "sie will" und er sich "wirklich verlassen" fühlt, wenn sie nicht bei ihm ist. Zwei Mal die Woche besuchte sie ihren Verlobten.

Immer um Fuchs herum war bis zuletzt Cornelia Mensdorff-Pouilly, laut Fuchs die "wichtigste Bezugsperson" in seinem Leben. Die Leiterin des Ernst-Fuchs-Museums saß beim Interview unterstützend neben ihm, rückte zwischendurch sein charakteristische Käppi gerade. "Ich kenn' sie länger als sie mich", seufzte Fuchs über ihre elegante, damenhafte Erscheinung. Mensdorff-Pouilly: "Ich glaub, ich kenn' dich länger, als du mich. Ich werde oft gefragt: 'Sind sie auch eine Tochter vom Fuchs?' Und ich sag immer: 'Ich bin nicht seine Tochter ich bin seine Mutter.'"

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Ernst Fuchs und Cornelia Mensdorff-Pouilly © Stefan Gergely

Auf seine echten Kinder, 16 sind es insgesamt, war Fuchs sehr stolz: "Fast alle sind Künstler geworden." Ihnen habe er versucht, weiterzugeben, dass die "Kunst als ewiges Denkmal für das, was Schönheit ist, erhalten bleiben muss". Sein Herzenswunsch? "Das Gesamtkunstwerk als Lebensform zu verwirklichen und ein Teil davon zu sein."

Böse zu sein, kann doch kaum eines Menschen Absicht sein.

Vor dem Sterben hätte Fuchs keine Angst, versicherte er: "Ich glaube, dass der Tod eine Fiktion ist, den gibt’s gar nicht. Es heißt im 'Vaterunser': 'Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen' - das hoffe ich. Dass jeder Mensch wenigstens versucht, gut zu sein und nicht böse. Ganz gleich, wie er das Gute definiert, aber böse zu sein, kann doch kaum eines Menschen Absicht sein. So sag ich halt: Adieu, mein kleiner Gardeoffizier, adieu."

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Fuchs und sein Spätwerk "Kerker der Tränen". Fuchs: "Die meisten Tränen vergießt man in Selbstmitleid." © Stefan Gergely

Der österreichische Maler Ernst Fuchs ist am 9. November 2015 im Alter von 85 Jahren gestorben. Sein Sohn Tillmann Fuchs bestätigte entsprechende Medienberichte gegenüber der APA. Der Künstler mit dem Vollbart und dem markanten Käppchen galt mit seinen Studienkollegen Anton Lehmden, Arik Brauer, Wolfgang Hutter sowie Rudolf Hausner als Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

Ernst Fuchs Museum
www.ernstfuchsmuseum.at

Kommentare

Mit Facebook verbindenneusiedlerseeDi., 10. Nov.. 2015 19:24melden

Wirklich Große wie Ernst Fuchs und heute Helmut Schmidt gehen leise und unspektakulär. Sie hinterlassen soviel an Geist als Vermächtnis im All, den die Sensationslüsternen niemals auch nur in Molekülen verwerten können.

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