Durchsucht jemand das Smartphone des Partners obsessiv auf Hinweise des Verrats und der Untreue, obwohl dieser keinerlei Gründe gibt, an dessen Treue zu zweifeln? Dann leidet die blindlings eifersüchtige Person im Extremfall am so genannten Othello-Syndrom.
In Shakespeares Tragödie ermordet Othello seine Frau Desdemona aus grundloser Eifersucht, der Sigmund Freud zufolge extremsten Entartung eines natürlichen Anteils unseres Gefühlshaushalts. Die Wurzeln der Eifersucht liegen vor allem in einem beschädigten Selbstwertgefühl. Evolutionsbiologisch betrachtet sind Männer eifersüchtig, wenn ihre Partnerinnen sie sexuell betrügen, während bei Frauen schon moralischer, auch psychologischer Betrug zu Eifersucht führen kann. Demzufolge wollen Männer durch die Treue der Frauen ihre genetischen Nachkommen sichern. Und Frauen wollen die Aufzucht der Kinder durch die Männer sichern. Wie jede Sucht ist die Eifersucht eine Suche, zuvorderst nach psychischer Balance. Und daran erkennen Sie krankhafte Eifersucht:
Krankhafte Eifersucht braucht keinen Anlassfall
Sie ist erkennbar daran, dass es keinen Grund für Zweifel gibt, die andere Person aber unter chronischen Verdacht gerät.
Selbstzweifel und Misstrauen
Dennoch bestehen diese Zweifel, ob man denn überhaupt geliebt und nicht für dumm verkauft und betrogen wird.
Alarmbereitschaft, Angst und Panik
Das Lauern auf „Indizien“ geht so lang, bis Panikattacken und ein Abhängigkeitsgefühl entstehen, verbunden mit unermüdlichem Kontrollbedürfnis.
Belastendes Klammern
Auch Klammern und übertriebenes Ausfragen, Anrufen, Tracken sowie Stalken sind Hinweise für krankhaft übersteigerte Eifersucht und die damit verbundene Verlustangst.
Dramatische Inszenierungen
Wenn Betroffene aus jedem Zuspätkommen ein Drama machen, sich als Opfer hinstellen und erst aufhören, wenn die von diesem Verhalten überforderte Person Abbitte leistet, spricht man von krankhafter Eifersucht.
Und gibt es demgegenüber eine gesunde Eifersucht? Am ehesten können wir gesunde Eifersucht mit Interesse und dem Willen zur Teilhabe am Eigenleben unseres geliebten Menschen definieren. Ist die Eifersucht im besten Fall mit Selbstironie und Humor gepaart, mag das akzeptabel, ja herzhaft und authentisch sein. Nicht aber, wenn aus der Anteilnahme am Leben der geliebten Person ein grenzüberschreitendes Verhalten und Besitzansprüche resultieren, was folgenschwere Taten, auch Eifersuchtsverbrechen, nach sich ziehen kann. Frühkindliche Traumata sind für ein fragiles Selbstwertgefühl verantwortlich, weshalb bei jedem Hauch von Verunsicherung alles in Frage gestellt sowie große Bedrohung und Stress empfunden werden. Das wiederum schwächt die Liebesbeziehung.
Erst wenn die Entwicklungsgeschichte Ihrer höchstpersönlichen Eifersucht geklärt worden ist, können Sie sich in einer Paartherapie wieder mit einem gestärkten Selbstbewusstsein den Herausforderungen des Liebeslebens stellen. Die da heißen: bedingungsloses Vertrauen und grenzenlose Hingabe. Dann sprechen Sie Ihre Ängste offen aus, anstatt den Anderen einzuengen und zu beschuldigen. Vertrauen Sie darauf, dass Ihrem liebsten Menschen die Liebe so viel wert ist, dass er sie nicht aufs Spiel setzen würde.
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