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Die Macht der Liebkosung

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4 min
Dr. Monika Wogrolly

©News/Matt Observe
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Mit PET-Scans wurde wissenschaftlich untersucht, wie sich das menschliche Gehirn bei einer akuten Stressreaktion ziemlich schnell beruhigt, wenn die betroffene Person an der Hand berührt wird. Die positive Wirkung kommt auf den höchsten Level, wenn es sich um einen geliebten Menschen handelt, dessen Hand gehalten wird. Berührung wirkt sich aber auch bei Fremden durchwegs positiv aus.

Sie können sich – psychologisch betrachtet – für die Zeit im Kinosaal „auflösen“, man sagt auch im Gegensatz zur Assoziation, die verbindend wirkt, Dissoziation dazu, wenn Sie, getrennt von sich selbst, auf einmal vollkommen im Schicksal der Leinwandheroinnen aufgehen. Um nicht komplett abzudriften, gibt es die Lösung, um bei sich und somit assoziiert zu bleiben: einen schönen Eimer frisches Popcorn auf den Knien. Und noch ein Bedürfnis stillen Filme und Kinos: den Wunsch nach Regression als Rückkehr in eine frühere Entwicklungsstufe. Kind sein, die Verantwortung abgeben können, auf die Leinwand als Realitätsersatz schauen und nichts tun müssen, außer emotional mitzuschwingen. Und dunkel ist’s wie in der ersten Beheimatung, der Gebärmutter.

Klingt das verrückt? Ist es aber nicht, denn wir suchen tatsächlich gern Kinos auf, um uns mal von der Realität zu trennen, wie schon gesagt: zu dissoziieren. Was können Kinos noch leisten? So einiges: Angelika überredet Markus zu wöchentlichen Kinogängen unabhängig vom Film, nur zu dem Zweck der Berührung. Denn Händchenhalten, wenn schon nicht Küssen gehört zum Kino unabdingbar dazu.

In meiner Praxis klagt sie, dass sie ausschließlich dort – also während irgendwelcher Action-, Romantik-, Horror- oder Kriminalfilme – noch liebkost werde. Wie Sie die Rückkehr der verschütteten Fähigkeit, Liebkosungen zu schenken, bei sich zu Hause wieder einführen können, erfahren Sie jetzt.

Das Wichtigste zuerst: Liebkosungen machen Sinn. Und ebendas vergessen Paare häufig und betrachten sie als unnütz oder kindisch nach dem Motto: "Wir sind ja kein frisch verliebtes Pärchen mehr." Erinnern Sie sich gerade deshalb an Liebkosungen und Berührungen von früher. Und bauen Sie diese bewusst wieder in Ihre Kultur des Umgangs ein. Und wenn Sie es nicht schon tun, berühren Sie Ihre geliebte Person auch im Wohnzimmer – und nicht nur beim Fernsehen, aber ruhig auch dort – an der Hand, bitten Sie sie, wenn genug Platz ist, zu einem spontanen Tanz oder ein paar Drehungen, geben Sie ihr Küsschen als Zeichen der Freude darüber, zusammen zu sein, streichen Sie über Körperteile wie Kopf, Nacken, Schultern, Rücken, Wangen, Hände. Und wenn Sie allein oder gar verlassen sind, verzichten Sie dennoch nicht auf die Macht der Berührung. Die gesundheitsfördernden Aspekte von menschlicher Berührung bei Massagen kommen einer Ganzkörperliebkosung gleich. Gewichtsdecken geben Halt und Sicherheit fast wie eine Umarmung. Und Haustiere regulieren als beste Therapie Blutdruck und Herzschlag.

Und dann gibt es noch die Selbst-Liebkosung. Sie kostet nichts und erfüllt mit innerer Ruhe und Gelassenheit, wenn Sie sich selbst, als ob es für Ihren liebsten Menschen wäre, ein Entspannungsbad oder eine Massage gönnen. Sie dürfen sich auch selbst durch sanftes Klopfen unter dem Schlüsselbein, Streicheln der Arme und Beine und des Gesichtes Liebkosungen geben, wann immer Sie sie brauchen. Und sich diese Erlaubnis geben, ohne sich dabei von Ihrem inneren Kritiker das Glück schmälern zu lassen.

Auch Sie möchten ein Thema vorschlagen? Schreiben Sie mir: praxis@wogrollymonika.at

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