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Deutscher Rap-Pionier Moses Pelham mit finalem Album

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Der Abschiedstour folgt das letzte Album
©APA/APA/dpa/Boris Roessler
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"Ich bin 'ne lebende Legende und wär schon längst in Rente. Wenn ich nur jemanden fände, der den Job machen könnte", so selbstbewusst rappte Moses Pelham einst als Teil des Rödelheim Hartreim Projekts. Nun - fast 30 Jahre später - ist die Zeit tatsächlich gekommen. Der Mitbegründer des Deutschraps tritt ab. Am Freitag erscheint nun das finale Album "Letzte Worte".

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Bereits im Dezember war Pelham auf Abschiedstour: 15 Termine in sieben Städten. Darunter neun ausverkaufte Konzerte in der Frankfurter Batschkapp. "Ich bin erleichtert und dankbar, dass ich das ordentlich zu Ende gebracht habe." Und: "Die Liebe, die mir da entgegenkam, die war fantastisch. Das war Balsam für meine geschundene Seele." Und nun "Letzte Worte": Die insgesamt zwölf Tracks des Longplayers können durchaus als eine Reise durch Pelhams Gesamtwerk gesehen werden. Auch wenn das nicht geplant gewesen sei, wie er bekräftigt.

Da sind erwartungsgemäß schwere, melancholischere Tracks wie der Opener "Der Anfang vom Ende" oder das finale Stück "Alles verschwimmt". Beide Songs bilden einen perfekten Rahmen für das Album. Doch dazwischen finden sich - und das ist eher überraschend - verspielte, ja fast infantile Stücke wie "Sound Good" oder "Benelli M4". Auf dem Album sind zahlreiche Wegbegleiter zu hören - von Xavier Naidoo über die Böhsen Onkelz und Cassandra Steen bis Haftbefehl.

Die Zusammenarbeit mit Naidoo, der damit erstmals seit längerer Zeit wieder musikalisch zu hören ist, hatte in den Medien für Wirbel gesorgt. Denn Naidoo fiel über lange Zeit auf mit Aussagen, die ihm Antisemitismus- und Rassismus-Vorwürfe einbrachten. Er trat mit sogenannten Reichsbürgern auf, verbreitete Theorien der QAnon-Bewegung und polarisierte mit Äußerungen zur Corona-Pandemie. Im Jahr 2022 veröffentlichte Naidoo ein Video, in dem er angab, sich jahrelang in Verschwörungserzählungen verrannt zu haben: "Ich habe Dinge gesagt und getan, die ich heute bereue", sagte er damals. Im Juni 2024 erhob die Staatsanwaltschaft Mannheim Anklage wegen Volksverhetzung gegen ihn. Naidoos Rechtsbeistand bestritt die Vorwürfe, er gehe von der Unschuld seines Mandanten aus.

"Ich habe Xavier gebeten, auf meiner Platte zu singen, weil er und seine Stimme eng mit meinem Werk verbunden sind", sagt Pelham. Naidoo sei schon bei Pelhams ersten Stücken dabei gewesen. "Wenn er singt, klingt es für mich nach Zuhause. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mir diesen Gefallen tat und vom Ergebnis begeistert." Das sei ihm künstlerisch und persönlich wichtig gewesen. "Er ist in meinen Ohren der beste Sänger Deutschlands." Zu den Vorwürfen gegen Naidoo äußerte sich Pelham nicht.

Und nun tritt der Rappionier ab. Natürlich werde er einiges vermissen, sagt Pelham. Aber ihm sei es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt aufzuhören. Der 53-Jährige blickt auf eine besondere Karriere zurück: Schon als Teenager landete er mit der Single "Twilight Zone" in den Charts. Als Teil des Rödelheim Hartreim Projekts schuf er die Blaupause für das, was später Straßenrap genannt wurde - und machte den Frankfurter Stadtteil Rödelheim deutschlandweit bekannt. Mit seiner Firma "Pelham Power Productions", kurz "3p", produzierte er etwa Naidoo, Sabrina Setlur oder Pelhams Band Glashaus.

In den 1990er-Jahren fiel Pelham mit negativen wie positiven Schlagzeilen auf: 1997 attackierte er auf einer Party Stefan Raab und brach ihm die Nase. Ein Jahr später wurde er mit dem Echo zum "Produzent des Jahres" gekürt. 2020 erhielt er den Ehrenpreis der deutschen Schallplattenkritik. Die Karriere ist aber auch begleitet vom ewigen Rechtsstreit mit der Band Kraftwerk. Für einen Setlur-Song hatte Pelham ungefragt einen Zwei-Sekunden-Rhythmus der Elektropop-Pioniere verwendet.

Aber auch neben der Musik suchte sich Pelham Projekte: Vor einigen Jahren veröffentlichte der Vegetarier ein Kochbuch. Zudem betreibt er einen Podcast: Gemeinsam mit dem Musikjournalisten Jan Wehn veröffentlicht er alle drei Wochen "Pelham & Wehn retten die Welt". Und wie soll es nach dem letzten Album weitergehen? "Ganz ehrlich: Ich kenne die Antwort auf die Frage nicht", sagt er. Es werde eine Phase der Neuorientierung geben. "Und dann werde ich unter den vielen Dingen, die bisher zu kurz kamen, auswählen, womit ich beginne."

(Von Jenny Tobien/dpa)

(S E R V I C E - www.mosespelham.de)

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