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"Das Unbehagen" am Lauf der Welt: Roman von Thomas Arzt

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Ein Lehrer, den sein Unbehagen über den Lauf der Welt und sein Ärger über die eigene Unfähigkeit, genügend dagegen machen zu können, in unkontrollierte Aggressionen ausbrechen lässt; die Erinnerung an eine ebenso aufregende wie anstrengende Jugendliebe, bei der sich Anarchie mit Naturverbundenheit vermischte; ein "Monster", das in den Tiroler Alpen Tiere zerfleischt: Es sind drei Motivstränge, die Thomas Arzt in seinem heute erscheinenden Roman "Das Unbehagen" verbindet.

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Als Dramatiker hat sich der 1983 geborene, in Wien lebende Oberösterreicher Thomas Arzt bisher vor allem mit Land, Leuten und der Geschichte Österreichs auseinandergesetzt. Zuletzt behandelte er in seinem zwanzigsten Theaterstück "Leben und Sterben in Wien" im Auftrag des Theaters in der Josefstadt die Februarrevolution und das Aufkommen des Faschismus in Österreich. Auch in seinem ersten Roman "Die Gegenstimme" (2021) stand ein historisches Datum im Mittelpunkt. Er beschrieb darin gekonnt die Stimmung in einem oberösterreichischer Ort am 10. April 1938, dem Tag der "Anschluss"-Abstimmung. "Das Unbehagen" ist nun ein Gegenwartsroman.

Hauptfigur ist der Lehrer Lorenz Urbach, der seinen Deutsch- und Geschichte-Unterricht engagiert und abwechslungsreich gestaltet, von einer aktivistischen Schülerin aber vor Augen geführt bekommt, wie lächerlich gering sich sein Engagement im Vergleich zu den zunehmenden Ungerechtigkeiten in der Welt ausnimmt. Das schlechte Gewissen entlädt sich in Wut- und Gewaltausbrüchen. Als er unmittelbar vor Ferienbeginn einen arroganten Lehrerkollegen verprügelt, scheint seine weitere Karriere gefährdet. Seine getrennt lebende Frau Klara, eine erfolgreiche Anwältin, die gemeinsame Tochter Emmi und ein befreundeter Therapeut machen sich Sorgen um ihn. Zu Recht.

Medienberichte über schrecklich zugerichtete Tiere in den Alpen und Spekulationen über die Verursacher der Bluttaten lassen ihm seine einstigen Wanderungen an der Seite seiner Jugendfreundin Theresa Wolf in Erinnerung kommen. Die Aussteigerin hatte es immer wieder in die Nähe von Lorenz getrieben, auch als er bereits verheiratet war, doch seit einigen Jahren gilt sie als abgängig. Sollte am Ende "die Wolf" mit dem Wolf, der da draußen angeblich sein Unwesen treibt, etwas zu tun zu haben? Lorenz entkommt auf abenteuerliche Weise der fürsorglichen Belagerung des Therapeuten-Freundes und macht sich auf nach Innsbruck und von dort in das Gebiet, in dem Behörden und Abenteuerlustige das "Monster" zur Strecke zu bringen versuchen.

Mit dem Schauplatzwechsel verändert sich auch der Charakter des Buches. Das wilde Chaos im Inneren des Protagonisten findet nun seine Entsprechung in gefährlichen Felshängen, raschen Wetterstürzen und in einer örtlichen Jagdgesellschaft, die sich als Herren über Leben und Tod zu wähnen scheint. Die Handlung spitzt sich dramatisch zu, ihr Symbolgehalt ist überdeutlich. Gesellschaftliche, psychologische und geomorphologische Abgründe werden in einem spannenden, in dieser Konstellation aber nicht gerade zwingenden Geschehen zusammengeführt. Als Klara, die von ihrem offenbar psychisch hochgradig gefährdeten Fast-Ex schon tagelang kein Lebenszeichen erhalten hat, ebenfalls im Krisengebiet eintrifft, ist der Showdown nicht mehr weit.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Thomas Arzt: "Das Unbehagen", Residenz Verlag, 256 Seiten, 26 Euro, Buchpräsentationen und Lesungen, u.a.: 20.2.: Literaturhaus Wien, 25.2.: Literaturhaus Salzburg, 27.2.: Stifterhaus Linz)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/Residenz Verlag

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