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Leben nach ihrer Entführung: Kein Happy End für Michelle Knight

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Überlebende aus "Horrorhaus" in Cleveland erzählt ihre traurige Geschichte

Michelle ist jetzt 34 Jahre alt. Sie war 21, als sie in die Hände ihres Peinigers geriet, der sie unter dem Vorwand, ihr Welpen zu zeigen, in sein Haus lockte. Auf ihrem rechten Handgelenk ist ein Drachen tätowiert: "Es ist ein Schutzdrachen", erklärt sie und zeigt ihre weiteren Motive. Auf Knights Brust ist ein friedlich schlafendes Baby zu sehen. "Zu schön für diese Welt", sagt sie der Newsweek. Ihre rechte Wade zeigt ein Gesicht, halb Skelett, halb Fleisch. "Dieses Tattoo steht für meine Vergangenheit und meine Zukunft. Es bedeutet 'Mein Herz lässt sich nicht von meiner Situation beeinflussen'".

Michelle Knight wurde gerettet. Doch das ist nicht das Ende ihrer Geschichte. Denn das Leiden hörte deswegen nicht auf.

Eine Befreiung ist noch lange kein Happy End

Trauma-Experte Bruce Shaprio: "Wir wollen glauben, dass die Geschichten von Kidnapping und Gefangenschaften enden wie eine Disney-Version von Rapunzel a la 'Und wenn sie nicht gestorben sind...'. Doch das Leben danach kann ebenso qualvoll sein. Davon wollen wir aber nichts hören, weil das auf skurrile Art und Wiese noch beängstigender ist."

Wir wollen an ein Disney-Happy-End für Kidnapping-Geschichten glauben

Bruce ShaprioTrauma-Experte

Es gibt viele Frauen, die ganz genau wissen, wie schrecklich die Rückkehr zum Alltag ist. Sie sind Mitglieder einer Gesellschaft, der sie nie angehören wollten: Jaycee Dugart , die in Kalifornien entführt wurde und von ihrem Entführer und seiner Frau 18 Jahre lang in einem Zelt gefangen gehalten wurde und zwei Kindern ihres Peinigers das Leben schenkte. Elizabeth Smart , die mit 14 entführt und neun Monate lang täglich vergewaltigt wurde. Natascha Kampusch, die einen Großteil ihrer Kindheit in einem Keller verbrachte und Elisabeth Fritzl , die sieben Kinder von ihrem eigenen Vater in einem dunklen Keller gebar.

Viele dieser Geschichten wurden verfilmt oder niedergeschrieben. Aber das mache es nur noch schwerer, sich mit den Opfern zu identifizieren: "Niemand will sich selbst in solch einer verwundbaren Situation vorstellen", sagt Shapiro. "Oder wir befassen und kurz mit dem Thema und schieben es dann von uns." Es sei viel einfacher, sich auf Frauen wie Knight zu fokussieren, wenn sie gerettet werden, als Jahre später, wenn nach der hoffnungsvollen Rettung nur noch Scherben eines Lebens übrig sind.

Kein warmer Empfang nach Rettung

"Jeder Tag war eine pure Folter: Was er tat, wie er es tat und wo er es tat", sagt Michelle Knight. "Ich konnte meine Angst kaum bändigen, weil ich jeden Tag Angst hatte zu sterben. Und wenn ich nicht starb, würden unfassbare Schmerzen auf mich warten." Umso tragischer, dass auf Knight, als sie nach elf Jahren endlich befreit wurde, niemand auf sie wartete. Ihre Mutter hatte ihr Verschwinden nicht einmal der Polizei gemeldet, ihren Sohn, der bei ihrer Entführung zwei Jahre alt war, darf sie nicht sehen. Knight hat gesundheitliche Probleme und wird nie mehr in der Lage sein, Kinder zu bekommen.

Kämpfen um Anerkennung

Im Mai nahm sie eine Single als Sängerin auf ("Survivor") und verbringt viel Zeit damit, anderen "Überlebenden" zu helfen. Auf ihrer Facebook-Seite lässt sie anderen an ihrem Leben teilhaben: "Ich will, dass die Menschen wissen, dass ich nicht nur eine Geschichte bin, die sie im Fernsehen gesehen haben. Ich bin ein Mensch mit Gefühlen, der gehört werden will und seine Geschichte erzählen will."

Frank Ochberg, ebenfalls Experte in Sachen Traumata, meinte zu Newsweek: "Wenn ein Überlebender spürt, dass genug andere Menschen verstehen, was passiert ist und ihr Respekt entgegen bringen, statt Mitleid, Wut oder Unglauben - dann kann er heilen."

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