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Wer ist für Bildung verantwortlich?

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Eine Schulklasse, in der die Sessel hochgestellt wurden.

©Elke Mayr
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Lehrkräftemangel, Gewalt an Schulen und unzureichende Reformen - Das österreichische Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen, schreibt Andreas Ambros-Lechner, Generalsekretär der Mega-Bildungsstiftung, im News-Gastkommentar. Doch wer trägt die Verantwortung für dringend benötigte Veränderungen? Eine starke Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und privaten Initiativen könnte der Schlüssel zur Lösung sein.

In den Zeitungen wird zu Schulbeginn schwere Kost serviert. Lehrkräftemangel, Gewalt an Schulen und psychische Probleme. Die Baustellen im Schulsystem machen das Bildungsministerium in Hinblick auf künftige Regierungsverhandlungen nicht gerade zu einem begehrten Ressort. Vielleicht sehen wir erstmals nicht nur einen Lehrermangel, sondern auch einen Ministermangel. Hinzu kommt, dass echte Reformen bis zur nächsten Wahl nicht greifen, sondern erst in zehn oder mehr Jahren spürbar sind. Viele Eltern haben den Glauben an ein Weltklasse Schulsystem verloren. Sie geben sich mit dem österreichischen Mittelmaß zufrieden und suchen für ihre eigenen Kinder nach Nischen. Vereinzelte Top Schulen und Lehrer gibt es in Österreich zweifelsohne, doch von Chancen-Fairness kann nicht die Rede sein. Eine erfolgreiche Bildungslaufbahn hängt in unserem Land noch immer so stark von Eltern und deren Geldbörsel ab, wie in kaum einem anderen Land. Das sollten wir ändern. Wie schaffen wir für alle Kinder und Pädagogen ausgezeichnete Bedingungen? Und wer ist dafür verantwortlich?

Oberste Priorität muss dem Kindergarten eingeräumt werden

Oberste Priorität muss dem Kindergarten eingeräumt werden. Wenn wir die besten Kindergärten haben, dann werden wir in zehn Jahren die besten Schulen haben. Dafür bräuchten wir einen visionären Schulterschluss aller 9 Bundesländer, tausender Gemeinden und dem Bund. So sieht nämlich die Kompetenzzersplitterung aus. Derzeit schüttet jeder Landeshauptmann vor der Wahl ein kleines Schäuflein nach. Österreich hat das zweitteuerste Schulsystem Europas, doch im Elementarbereich sind wir auch nach dem 4,5 Mrd. Euro Paket bis 2030 von Kanzler Nehammer weiterhin unterdurchschnittlich ausgestattet. Nordische Länder wie Dänemark und Schweden haben längst erkannt, welche Weichen im Kindergarten gelegt werden.

Ein weiterer Hebel Österreichs Bildung in die Champions-League zu führen liegt in der Verantwortungskultur. Die besten Schulysteme leben eine starke Verantwortungskultur. Schulleitungen, Lehrer, Eltern und Schüler fühlen sich für Lernergebnisse mitverantwortlich. Verantwortung geht Hand in Hand mit mehr Entscheidungsfreiheit: pädagogisch, personell, finanziell. Das bedingt auch eine Weiterentwicklung der jeweiligen Rollen. Und letztlich auch eine Sanktionsmöglichkeit. Bei Eltern, die sich gegen demokratische Werte stellen oder Lehrer, die ihren Beruf verfehlt haben.

Ein bislang ungenützter Reformmotor, abseits der politischen Bund-Länder Verantwortungsschieberei, könnte von privater Seite kommen. Durch eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichen Initiativen und der Politik wäre ein Innovationsschub möglich. Um gezielt Neues zu probieren, mit wendigen Schnellbooten, ohne Partikularinteressen des Gesamtsystems. Initiativen wie etwa Teach for Austria, die hochqualifizierte Quereinsteiger als Lehrer in Brennpunktschulen bringen oder Schule im Aufbruch, wo Schulleitungen vernetzt werden und Schulentwicklung vorantreiben, sollten als Erfolgsmodelle im System integriert werden. Private Sponsoren wären bereit in Vorleistung zu gehen. Dafür braucht es einen reformstarken Minister, der erfolgreiche Modelle aktiv fördert und den Rahmen für neuartige Kooperationen spannt.

Die Zutaten auf den Weg Richtung Weltklasse liegen parat. Einige Schulen und Regionalverantwortliche sind bereits unterwegs. Machen wir Bildung zur nationalen Top-Priorität.  

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