Apropos desillusionierende Zahlen: Im Jahr 2013 betrug die Gesamtscheidungsrate bei den Österreichern laut Statistik Austria ganze 40 Prozent. Die mittlere Ehedauer der geschiedenen Ehen betrug 2013 fast 11 Jahre. Bei den Scheidungsgründen spielt wiederholtes Fremdgehen ganz vorne mit. Dasselbe gilt für Partnerschaften ohne Ehering: Einer Umfrage der Online-Partnervermittlung ElitePartner zufolge, würden 77 Prozent der Frauen und 66 Prozent der Männer Schluss machen, wenn der Partner mehrmals fremdgeht. Einmaliges Seitenspringen würden 48 Prozent mit einem Beziehungs-Aus beantworten.
Doch kann man diesen Vertrauensbruch überhaupt verhindern? Darüber nachdenken lohnt sich - vor allem dann, wenn auch Kinder involviert sind, die emotional und physisch von der Stabilität der Erwachsenen-Beziehung abhängig sind.John Howard, Experte bei Lifehack, gibt folgende Tipps:
1. Treffen Sie Vereinbarungen
Dr. Stan Tatkin sprach in seinem Buch "Wired for Love" über die Wichtigkeit, explizite Abmachungen zu treffen. "Alles, was man nur annimmt, existiert nicht", sagt er. Es sollte ein Gespräch unter vier Augen darüber geben, wo Fremdgehen anfängt. Die Vereinbarungen, die Sie treffen, müssen klar ausgesprochen werden, sagt Howard. Man sollte sich untereinander ausmachen, wie man mit eventuellem Fremdflirten des anderen umgeht, was davon man hören möchte (z.B. zu wem sich der andere aller hingezogen fühlt) und wie schnell und ob man sich gegenseitig von romantischen und flirtschwangeren Erlebnissen erzählt.
2. Eine Festung sein
Die beste Abwehr gegen das Fremdgehen ist eine gut funktionierende Beziehung. Wenn unsere Bedürfnisse psychisch und physisch befriedigt werden, verringert sich das Interesse an anderen, ist sich Howard sicher. Überlegen Sie gut, rät er, wie Sie und Ihr Partner in dieser Hinsicht dastehen. Gehen Sie sicher, auch Schwachstellen Ihrer Beziehung anzusprechen und kommunizieren ehrlich, was es braucht, um sich erfüllt und glücklich zu fühlen.
3. Pflegen Sie Ihren "Garten"
Unternehmen Sie gemeinsam Dinge, die Ihre Beziehung wachsen lässt, rät der Experte. Wir alle verändern uns, wenn wir altern. Es reicht nicht, die Partnerschaft laufen zu lassen und zu erwarten, dass sie auf dem gleichen Level bleibt. Wie gehen Sie mit den Dingen um, die sich im Leben Ihres Partners verändern, seinen Gedanken, Präferenzen, Ideen und Sehnsüchten? Und wie geht umgekehrt Ihre Partner mit den Ihrigen um? Lesen Sie gemeinsam Bücher, besuchen Seminare, und geben Sie Ihrer Beziehung Freiraum, sich weiterzuentwickeln. Entdecken Sie sich immer wieder neu.
4. Bringen Sie Verständnis für Ihren Partner auf
Das klingt einfach, ist es aber nicht, schreibt Howard. Ihr Partner hat geheime Gedanken und Gefühle, die er möglicherweise weder Ihnen noch anderen erzählt. Man muss sich bei seinem Partner vollkommen sicher fühlen, um da ran zu kommen. Wie? Ermutigen Sie Ihn mit ganz viel Mitgefühl, und vor allem ohne zu urteilen, zu mehr Ehrlichkeit. Finden Sie die Dinge über Ihren Partner heraus, die sonst niemand weiß. Dieses Wissen macht Sie unersetzbar.
5. Seien Sie nicht eifersüchtig. Wissen Sie's besser
Wenn Sie glauben, die Aufmerksamkeit Ihres Partners zu verlieren, könnte es Ihren Partner dazu bringen, sich noch mehr von Ihnen zu entfernen, wenn Sie wütend reagieren oder besonders kritisch sind. Eifersucht ist zwar etwas Natürliches, aber versuchen Sie sich lieber darauf zu konzentrieren, Ihren Partner mit Ihren Talenten und Fähigkeiten noch mehr umzuhauen, rät Howard. Geben Sie ihm noch mehr Gründe, Sie zu lieben und zu wertschätzen. Wenn Sie sauer auf Ihren Partner sind, könnte er sich kurzfristig zwar mehr Mühe um Sie geben, langfristig gesehen ist das aber keine gute Strategie. Sie können Ihren Partner nicht verlässlicher und glücklicher machen, indem Sie mit Drohungen und Angst arbeiten. Nur die guten Gründe Ihres Zusammenseins funktionieren als der Kleber, der Sie vor "Eindringlingen" schützt.
7. Lassen Sie sich gelegentlich beraten.
Wir leben im 21. Jahrhundert. Das Stigma,das Partnertherapeuten anlastet, ist längst passé. Finden Sie einen guten, fähigen Therapeuten und konsultieren diesen für eine "positive und pro-aktive" Beziehungshilfe. Gehen Sie schon hin, bevor Sie schwerwiegende Probleme haben. Nachher ist es meist zu spät dafür.
8. Rechtfertigen Sie Ihre Existenz
Denken Sie in Ihrer Beziehung wie in Ihrem Job. Warum Ihr Partner bei Ihnen bleiben und Sie nicht "feuern"? Was können Sie, was andere nicht können? Sie müssen so gut sein, dass Sie kein anderer ersetzen könnte. So vermeiden Sie, dass Sie sich voneinander entfernen. Und es funktioniert viel besser als mit Einschüchterungsversuchen und Schuldgefühlen zu arbeiten.
9. Wieso nicht Fremdgehen?
Wir sind für die Monogamie nicht geeignet, schreibt der Lifehack-Experte. Biologisch gesehen gibt es einiges, was für das Fremdgehen spricht, angefangen bei einem stärkeren Immunsystem und dem Zellenschutz. Beides wird durch das Mixen von Genmaterial gestärkt. Warum also treu bleiben? Es gibt unzählige Gründe, die dafür sprechen, sich einander zu verpflichten: Einen Partner zu haben, der einen besser kennt als sonst jemand auf der Welt; jemanden zu haben, mit dem man das Leben und schöne Momente teilt; jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann; jemanden zu haben, mit dem man alt werden kann. Man muss sich selbst und seinen Partner immer wieder an die Gründe erinnern, die für das Zusammenbleiben sprechen, damit unsere animalischen Triebe nicht die Macht übernehmen.
Schränken Sie Gelegenheiten ein
Mit einem Mitarbeiter zu verreisen, lange ohne den Partner auf einer Party bleiben, viel Zeit alleine zu verbringen, zu viel zu trinken, unabhängige Freundeskreise und Aktivitäten - all das schafft Gelegenheiten. Also was tun? Widmen Sie diesen Situationen besondere Aufmerksamkeit. Versuchen Sie Dinge gemeinsam zu tun, damit andere keinen Zugang zu Ihrem Partner bekommen. Bleiben Sie tagsüber in Verbindung und schreiben Sie sich, wenn einer von Ihnen alleine weggeht. Melden Sie sich auf Reisen und geben Sie Ihrem Partner kleine Aufmerksamkeiten mit, damit er sich mit Ihnen verbunden fühlt. Wenn jemand anderer beginnt, Ihrem Partner zu viel zu texten oder anzurufen, ist es fair nachzufragen, ob er etwas von dieser Energie wieder zurück in die Beziehung transportieren kann.
10. Holen Sie alles heraus, was geht
Reden Sie häufig und offen über Sex, Fantasien und Sehnsüchte. Probieren Sie neue Hobbys aus, die Ihrer Beziehung den eventuell verlorenen Spaß, Aufregung und Humor wiedergeben. Schauen Sie gemeinsam Fernsehshows oder Serien. Fragen Sie Freunde nach tollen Ausflügen und Urlauben, die Ihnen gefallen haben. Probieren Sie im Schlafzimmer Neues aus. Trauen Sie sich Dinge, die auch mal peinlich sein könnten, ohne dafür Ihre Komfortzone verlassen zu müssen. Neue Aktivitäten, vor allem diejenigen, die ihre emotionale und physische Intimität betreffen, halten das Interesse aufrecht und helfen Ihnen, sich zu binden.
Aber der beste Schutz gegen das Fremdgehen, rät der Lifehack-Experte abschließend, ist immer noch sich wiederholt daran zu erinnern, dass Ihre Beziehung zu toll ist, um sie zu verlieren. Sich für seinen Partner jeden Tag aufs Neue attraktiv zu machen, hilft besser als alle Einschüchterungsversuche, Schuldgefühle und Drohungen zusammen. Konzentrieren Sie sich darauf, sich selbst unwiderstehlich zu machen, nicht so sehr auf andere.