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Die Kunst, berühmt zu werden: Darauf kommt es an

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Eine prominente Frau am Roten Teppich.

©iStockphoto.com
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Einmal berühmt sein. Wer träumt nicht davon? Autor Rainer Zitelmann analysierte zahlreiche Berühmtheiten wie Lady Diana, Arnold Schwarzenegger, Karl Lagerfeld, Einstein oder Donald Trump und erklärt, wie diese es geschafft haben – und war wir Otto-Normalverbraucher von ihnen lernen können und worauf es ankommt, um im Scheinwerferlicht zu stehen.

Sie haben für Ihr Buch „Die Kunst berühmt zu werden“ unzählige Biografien gelesen und analysiert. Was hat Sie am Thema „Berühmt sein“ fasziniert?
Rainer Zitelmann: Ich hatte mich davor wissenschaftlich damit befasst, wie man reich wird und mehrere Bücher darüber geschrieben. Ich denke, Menschen die etwas Besonderes wollen in ihrem Leben, also nicht einfach eine Durchschnittsexistenz, die werden meist von einem dieser Motive getrieben: Reichtum, Ruhm oder Macht. Allerdings behaupten viele Reiche, dass sie gar nicht reich werden wollten und die meisten Berühmten sagen, dass sie nie danach gestrebt hätten, was jedoch beides meistens nicht stimmt. Berühmt wird man selten durch Zufall. Die in dem Buch porträtierten Menschen wollten alle unbedingt berühmt werden. Ich war neugierig, wie sie das angestellt haben.

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Arnold Schwarzenegger: Hatte eine ungeheure Willenskraft und einen genialen Sinn für PR

 © NICHOLAS KAMM / AFP

Warum haben Sie genau jene Persönlichkeiten ausgesucht und welche davon hat Sie am meisten beeindruckt?
Ich habe über noch sehr viel mehr Menschen Biografien gelesen, aber ich denke, von denen, die ich ausgesucht habe, kann man auf diesem Feld besonders viel lernen. Beeindruckt haben mich alle, aber ganz besonders Arnold Schwarzenegger und Stephen Hawking – obwohl beide ja auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten. Aber beide hatten eine ungeheure Willenskraft und einen genialen Sinn für PR.

Glauben Sie, hat jeder Mensch den Wunsch, einmal berühmt zu sein? 
Nein, das glaube ich nicht. Aber ich denke, die meisten Menschen wollen etwas Besonderes sein, anders als die anderen. Bei einigen ist dieser Wunsch jedoch besonders stark ausgeprägt.

Hat jeder Mensch die Möglichkeit, berühmt zu werden?
Absolut. Denn jeder Mensch IST etwas Besonderes, er muss nur den Mut haben, dazu zu stehen. Es spielt weder eine Rolle, wie er aussieht noch wie intelligent er ist. Prinzessin Diana und Muhammad Ali, die ich in dem Buch porträtiere, waren nach herkömmlichen Maßstäben nicht besonders intelligent und waren ganz ungebildet. Aber sie wussten, wie man sich zur Marke macht.

Manche Menschen wurden durch ihre Leistung berühmt (Einstein), andere weniger (Kim Kardashian). Worauf kommt es an?
Da muss ich widersprechen. Einstein ist nicht durch Leistung berühmt geworden, denn 99,99% der Menschen haben seine Leistung ja gar nicht verstanden (ich auch nicht). Er ist nicht berühmt worden, weil er die Relativitätstheorie entwickelte, sondern weil er ein Genie der Selbstvermarktung war. Die Leistung von Kim Kardashian ist insofern noch bemerkenswerter, weil sie keine Leistung im klassischen Sinn vollbracht hat – sie ist als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin gescheitert. Aber sie wusste besser als Millionen andere, die auch in sozialen Medien aktiv sind, wie man sich zur Marke macht.

 

Wer seine Persönlichkeit versteckt, der ist der Schwindler – und wird auch selten berühmt.

Trotz Leistung braucht es gute Selbstvermarktung, um berühmt zu werden. Übersteigt jedoch die Selbstvermarktung die Leistung, besteht hier die Gefahr eines „Bruchs“, also dass das Publikum den „Schwindel“ durchschaut? 
Menschen werden nicht vor allem berühmt für ihre Leistung, sondern für ihre Persönlichkeit, besser: Weil sie sich trauen, ihre Persönlichkeit zu zeigen. Wer seine Persönlichkeit versteckt, der ist der Schwindler – und wird auch selten berühmt. Die Menschen in meinem Buch haben ihre Persönlichkeit nicht versteckt, ganz im Gegenteil.

Wie wichtig sind Äußerlichkeiten?
Jede Marke hat ein Markenzeichen. Das trifft auch für Menschen zu, die sich zur Marke machen wollen. Die Genies der Selbstvermarktung in meinem Buch haben Markenzeichen entwickelt wie Werbestrategen bei einem Produkt: Der Bizeps bei Schwarzenegger, bei Lagerfeld waren es Stehkragen, der gepuderte Zopf und die fingerlosen Handschuhe, bei Einstein war es das weiße, zerzauste Haar, bei Trump die verrückte Frisur, bei Kim Kardashian der Po und so weiter.

Man muss also ein Markenzeichen haben, auffallen, anders sein. Madonna etwa gelang das einst sehr gut durch Provokationen. Das ist aber schon einige Jahre her und würde so jetzt nicht mehr funktionieren bzw. nicht mehr aufregen. Wird es denn immer schwieriger aufzufallen und anders zu sein?
Das stimmt schon: Womit Madonna provoziert hat, das regt heute niemanden mehr auf. Viele alte Tabus sind gefallen, zum Beispiel in Bezug auf Sex. Dafür sind jede Menge neue Tabus entstanden, vor allem Tabus der politischen Korrektheit. Wer die politische Korrektheit nicht beachtet oder direkt in Frage stellt, provoziert damit die Tugendwächter der linken Sprachpolizei, die entscheiden wollen, was man sagen darf und was nicht. Der Bruch dieser Tabus hat Trump viel geholfen, Präsident zu werden.

Leute wie Trump verbinden in idealer Weise das Anders-sein mit dem Durchschnittlich-sein. Intellektuellen fällt das in der Regel schwer, deshalb sind so wenige Intellektuelle berühmt.

Bleiben wir bei Trump. Der US-Präsident gleicht teils sehr dem Durchschnittsamerikaner eher als sich von diesem abzuheben (Reality TV statt Theater, Boxen statt Hochkultur,…). Wie sehr muss man sich vom Durchschnitt abheben - und wie sehr im Gegensatz doch diesem ähneln, damit sich die Menschen identifizieren können? 
Leute wie Trump oder Oprah Winfrey verbinden in idealer Weise das Anders-sein mit dem Durchschnittlich-sein. Intellektuellen fällt das in der Regel schwer, deshalb sind so wenige Intellektuelle berühmt. Es gibt einfach zu wenig Brücken zwischen ihrer Welt und der Welt der breiten Masse.

Noch einmal Donald Trump: Dieser tut ja alles dafür, berühmt zu sein, wie sie auch schreiben. Etwa dass es ihm egal war bzw. ist, ob schlecht über ihn berichtet wurde - Hauptsache, es wurde berichtet. Das ist etwas, was viele Menschen aber nicht wollen. Was kann man sich dennoch von Donald Trump abschauen? 
Sie sollten dazu wissen: Ich bin ganz und gar kein Trump-Fan, im Gegenteil. Mir gefällt beispielsweise nicht, dass er so tut, als wüsste er alles am Besten und mir gefällt nicht, dass er so viel lügt. Man muss nicht so sein wie Trump, um berühmt zu werden. Aber man kann dennoch viel von ihm lernen. Viele Politiker sind so ängstlich, was die Medien wohl sagen und sind deshalb politisch korrekt. Trump ist nicht mit den Medien groß geworden, sondern im Wesentlichen gegen die Medien.

Was hindert Menschen mit guten Leistungen oder Ideen oftmals daran, sich selbst auch gut zu vermarkten? 
Falsche Glaubenssätze, die sie in der Kindheit vermittelt bekamen: „Sei kein Angeber!“, „Bescheidenheit ist eine Zier“, „Qualität setzt sich von alleine durch“.

Wer nicht polarisiert, hat es schwer, berühmt zu werden.

Wie dick muss die eigene Haut sein, um mit Berühmtheit umgehen zu können? 
Dicker als die von einem Elefanten. Wer nicht mit Zurückweisung, Ablehnung, Diffamierung umgehen kann, wird es schwer haben, berühmt zu werden. Das merken schon viele junge Influencer. Wer nicht polarisiert, hat es schwer, berühmt zu werden.

Inwieweit muss man für die Berühmtheit verbiegen - und inwieweit sich selbst treu bleiben? 
Sich selbst treu bleiben, authentisch sein, ist ein Schlüssel, um berühmt zu werden. Wer sich verbiegt, der tut dies, um sich zu verstecken, aber damit wird man nicht berühmt.

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Autor Rainer Zitelmann: Wer sich verbiegt, der tut dies, um sich zu verstecken, aber damit wird man nicht berühmt.

 © Thomas Schweigert

Wie geht man am besten mit Konkurrenz um? Befreunden oder herausfordern? 
Herausfordern, angreifen. Muhammad Ali und Arnold Schwarzenegger haben das gemacht und ihre Gegner damit zur Verzweiflung gebracht. Manchmal funktioniert aber auch etwas anderes besser: Ich habe gehört, dass man in Wien sagt: Nicht mal ignorieren (schmunzelt).

Wie viel Disziplin gehört zum Berühmt sein - auch wenn man sich als Chaot verkauft? 
Wir wissen von Menschen wie Kim Kardashian und Arnold Schwarzenegger, dass sie ungeheuer viel Selbstdisziplin haben. Das ist auch logisch: „Dem wird befohlen, der sich nicht selber gehorchen kann“, hat Friedrich Nietzsche gesagt. Die in dem Buch Porträtierten waren ohne Ausnahme nicht gut darin, anderen zu gehorchen, wollten es auch gar nicht sein. Aber sie waren sehr gut darin, sich selbst zu gehorchen. Karl Lagerfeld sagte: „Die Leute sagen mir: 'Sie sind Deutscher, Sie haben viel Disziplin.' Ich bin viel schlimmer: Ich bin Autofaschist, ein Diktator, der sich selbst unter Druck setzt. Ich dulde, wenn es um mich selbst geht, keine Demokratie. Es wird nicht diskutiert, ich gebe mir Befehle. Da leide ich auch nicht besonders darunter. Befehl ist Befehl, basta."

Haben Sie drei einfache Tipps für jedermann/jederfrau, um selbst ein bisschen Berühmtheit zu erlangen? 
Ich habe nur einen Tipp: Kaufen Sie mein Buch.

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