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Benko: Die verschwiegene Bank am See

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Boote fahren am Attersee.

©Westend61/picturedesk.com
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Über Jahre unterhalten Firmen aus dem Einflussbereich des Tiroler Immobilienjongleurs René Benko Geschäftsbeziehungen zu einem diskreten Geldhaus in Oberösterreich: zur Raiffeisenbank Attersee-Süd. Doch kurz vor dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe sollte die Verbindung gekappt werden. News kennt dazu Details.

Rund zweieinhalb Autostunden von Wien entfernt liegt Nußdorf. Eine kleine 1.000-Seelen-Gemeinde am Attersee. Im Sommer fallen die Wiener dort ein, im Winter regiert der Nebel. Genau dort gaben sich illustre Investoren aus der Bundeshauptstadt die Klinke in die Hand. News liegt ein vertraulicher Risikobericht der Raiffeisenbank aus dem Jahr 2022 vor. Darin zeigt sich eine interessante Kundenschar, die in Nußdorf am Attersee Geldgeschäfte gemacht haben soll. In den letzten Jahren des Immobilienbooms waren es vor allem auch Immobilienentwickler, die sich dazu ins Salzkammergut aufmachten.

Spezialservice

Die Bank etablierte sich in den letzten Jahren als ein Geheimtipp im Bereich "Private Banking", einem Spezialservice für spezielle Kunden. Der Fokus auf den diskreten Geschäftsbereich lässt sich bereits bei einer Durchfahrt durch den beschaulichen Ort feststellen. Die Filiale ist nicht nur kaum zu übersehen, sondern verfügt auch über ein traditionelles Haupthaus mit modernem Zubau. Für die wichtigsten Kunden trat der Chef des Hauses regelmäßig persönlich den Weg nach Wien an.

Zu den Klienten der Genossenschaftsbank zählten laut dem internen Bericht im Jahr 2022 C-Quadrat-Gründer Alexander Schütz, der umtriebige Unternehmer Klemens Hallmann, die Wiener Sveta Immobilien Group sowie der Immobilienentwickler Lukas Neugebauer. Mittlerweile sind eine Gesellschaft aus dem Sveta-Umfeld sowie Gesellschaften von Neugebauer in schwere Not geraten und mussten teilweise Insolvenz anmelden.

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SPEZIALKUNDE: Kurz vor dem Zusammenbruch der Signa wollte die Attersee-Bank ihre Verbindung zum Immo-Jongleur beenden

 © Imago

Mediale Wellen

Schon im Frühjahr dieses Jahres geriet die Bank mit Blick auf den See in die negativen Schlagzeilen. Siegfried Stieglitz, ein früherer Weggefährte des vormaligen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache, erstattete Anzeige. Es geht um Grundstückdeals und die verweigerte Auszahlung eines Millionenbetrags auf einem Raiffeisen-Konto. Schon während des ersten Corona-Sommers hatte die Raiffeisenbank Attersee-Süd für internationale Schlagzeilen gesorgt: Der damalige deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn soll kurzzeitig mit dem Kreditinstitut in Verbindung gestanden sein.

Benkos Raiffeisen-Mann

Doch es gab eine Kundenbeziehung am Südufer des Attersees, die bisher noch nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat: Die Bank spielte über mehrere Jahre im intransparenten Geflecht der Signa-Gruppe von Immobilienjongleur René Benko eine bemerkenswerte Rolle. Laut News-Recherchen dürfte die Beziehung zu Raiffeisen Attersee-Süd im Frühjahr 2020 begonnen haben, kurz nach dem Ausbruch der Coronapandemie.

Im Benko-Reich gab es einen Mann mit besten Kontakten in den Raiffeisensektor. Roland R. zeichnete als "Director Banking" im Signa-Dickicht mitunter für die Bankangelegenheiten mit dem Giebelkreuz verantwortlich. Klarer Heimvorteil: Vor seinem Wechsel in die Signa war R. bei einer Raiffeisenlandesbank in so manche Immobilienfinanzierung mit Benko involviert. Der Wechsel auf die andere Seite, die Benko-Seite, stellte dort keinen Ausnahmefall dar. Bereits der Kollege von Roland R., Robert M., hatte den Weg von der Geldgeberseite in das Benko-Firmengeflecht gefunden.

Laut News vorliegenden vertraulichen Unterlagen verfügten nicht nur die nach außen hin wichtigen Signa-Flaggschiffe Signa Prime Selection und Development Selection AG über Konten bei Raiffeisen Attersee-Süd. Auch die dunklere Seite des Konglomerats war dort beheimatet: Konten von Gesellschaften aus dem Einflussbereich der von Benko gegründeten Laura Privatstiftung liefen über die kleine Bank im idyllischen Nußdorf. In der Laura Privatstiftung hat Benko unter anderem lange verborgene Immobilienbeteiligungen im Osten Deutschlands sowie zahlreiche Zinshäuser im Zentrum von Innsbruck geparkt. Dieser Stiftungsstruktur in Österreich und in Liechtenstein sind mittlerweile Heerscharen von Anwälten und Privatermittlern im In-und Ausland auf der Spur. Die regionale Raiffeisenbank Attersee-Süd hatte dazu offenbar tiefere Einblicke, wie sich anhand einer Kontenübersicht zeigt, die News zugespielt wurde.

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BANKVERBINDUNGEN: Gesellschaften aus Benkos Schattenreich unterhielten ebenfalls Konten bei der diskreten Bank

 © News

Gelder aus Katar

Benkos Banker mit Blick auf den türkisblauen See wussten jedoch nicht nur über dunklere Ecken im Stiftungsbereich Bescheid, sie wussten auch über gewisse enge Verbindungen in den arabischen Raum Bescheid. Über die Firma Signa 2019 Eins GmbH & Co KG lief eine Kreditlinie über 200 Millionen Euro aus dem Wüstenstaat Katar. Gewährt von einem Unternehmen aus dem Einflussbereich von Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani, kurz HBJ, vormaliger Premier von Katar und milliardenschwerer Investor. Über das Konto ebendieser Gesellschaft flossen noch im Juni 2023 rund sieben Millionen Euro an Zinsen wieder in Richtung einer Luxemburger HBJ-Firma. Diese Zinsen sollten eigentlich aus den Dividenden der Signa Prime Selection bedient werden. Doch aufgrund der monatelangen Verzögerungen hatte die Muttergesellschaft der Signa 2019 Eins die Gelder als Darlehen vorstrecken müssen. Im Finanzjargon nennt man dieses Vorgehen eine "Zwischenfinanzierung". Zu diesem Zeitpunkt brannte bei Signa offenbar bereits an allen Ecken und Enden der Baum.

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SCHEICH-GELDER: Zig Millionen flossen noch 2023 über ein Signa-Konto am Attersee

 © News
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 © News

"Geordnet beendet"

Nur wenige Wochen später, Ende August 2023, hatte die Attersee-Bank dann anscheinend die Nase voll davon. Dem Vernehmen nach dürften sich die Transaktionen über die Signa-Konten für das Institut als zu betreuungsintensiv dargestellt haben. Regelmäßig schlug das interne Geldwäsche-Prüfungssystem automatisch an. Damit verbunden waren nicht zuletzt auch strengere Dokumentationspflichten. Insbesondere die wiederkehrenden Überprüfungen der wirtschaftlich Berechtigten und Begünstigten der einzelnen Gesellschaften verliefen Signa-seitig schleppend. Der zuständige Signa-Manager Roland R. meldete intern zurück, dass „dieses Thema eine gewisse ‚Würze‘“ habe, und erkundigte sich beim Chefcontroller der Signa, bei welchen Gesellschaften es immer wieder "spannende" Transaktionen geben würde. Kurz davor hatte ihm der Chef von Raiffeisen Attersee-Süd persönlich die Sicht der Bank übermittelt:

"Zurückkommend auf unsere letzten Gespräche haben wir intern nochmals die künftige Zusammenarbeit mit Ihrer Unternehmensgruppe diskutiert. Da sich nicht wirklich eine für beide Seiten sinnvolle Basis abzeichnet (nur die Kontoführungsgebühren zu erhöhen ist für uns keine Lösung), haben wir beschlossen, die Zusammenarbeit mit Ihnen geordnet zu beendet" (sic!).

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr. 33/2024 erschienen.

Inside Signa: Aufstieg und Fall des René Benko. Ein Blick hinter die Kulissen und neue Fakten über groteske Deals, Politnetzwerke und den Zerfall eines Imperiums.

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Causa René Benko

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