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Aufruf zum Widerstand: Rise Against mit Politshow in Wien

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Tim McIlrath und Kollegen begeisterten 8.000 Fans in der Stadthalle
©APA/APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/EMMA MCINTYRE
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Im Vorjahr haben sie ihr 25. Bandjubiläum gefeiert, zum alten Eisen gehören Rise Against deshalb aber noch lange nicht: Die US-Punkformation zieht weiterhin ihr Publikum an, wie Sonntagabend in der Wiener Stadthalle zu sehen war. 8.000 Fans waren gekommen, um beim Abschluss der Europatour dabei zu sein. Und es hat sich auf ganzer Linie gelohnt, boten Tim McIlrath und Co doch eine überzeugende Show mit vielen Hits und einigen politischen Zwischentönen.

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Ohne sind Rise Against auch kaum vorstellbar. Die aktivistische Ader scheint dem Quartett und allen voran Sänger sowie Gitarrist McIlrath eingeschrieben, was sich einerseits in großen Nummern wie dem hymnischen "Re-Education (Through Labor)" ausdrückt, aber auch ausführlichen Linernotes sowie Literaturtipps, die den Alben immer wieder angefügt werden. Jüngstes Beispiel ist der vor wenigen Wochen veröffentlichte Song "Nod", der nicht nur als Vorbote für eine voraussichtlich noch heuer erscheinende Platte gilt, sondern auch ein Gemeinschaftsgefühl wecken soll.

"Es passiert eigentlich immer etwas in der Welt, was nach einem Rise-Against-Song verlangt", hatte McIlrath vor dem Konzert im APA-Interview gemeint. Dass "Nod" nur wenige Tage nach Donald Trumps Inauguration erschienen ist, sei für ihn "ein glücklicher Zufall", wie er anmerkte. "Dieser Song soll daran erinnern, dass dich die Welt schon mal überwältigen kann. Aber selbst wenn es danach aussieht, dass 2025 ein sehr düsteres Jahr wird, sollte man einen tiefen Atemzug nehmen und einen Schritt zurückgehen. Es gibt viele Leute, die an deiner Seite stehen. Gemeinsam schaffen wir das."

Das zu vermitteln, war offenbar auch ein Hintergedanke der druckvollen, mit 90 Minuten sehr knackig angelegten Show: Schon der mitreißende Opener "Satellite" machte klar, dass Rise Against sich nicht mit halben Sachen zufrieden geben wollen, ganz zu schweigen vom Publikum. Die Menge hing ab der ersten Sekunde an den Lippen von McIlrath und zeigte sich nicht nur beim zwischendurch eingestreuten Akustikset mit einem berührenden "Hero of War" ungemein textsicher. Immer wieder schossen auf der Bühne Feuerfontänen in die Höhe - ein netter Hingucker, an diesem Abend aber eigentlich nebensächlich.

Denn statt großer Effekte konnten sich Rise Against ganz auf ihr Repertoire verlassen. Das eingängige "The Black Market" zündete dabei ebenso wie die melodische Großtat "Nowhere Generation" vom gleichnamigen 2021er-Album. Nicht fehlen durfte natürlich "Prayer of the Refugee", das Bewegung bis in die letzten Reihen brachte und nicht weniger als fünf in der ganzen Halle verteilte Circlepits in Schwung setzte. Gleichzeitig wussten Rise Against die Stimmung immer wieder einzufangen, um zum nächsten Höhepunkt zu geleiten.

"Diese Band wurde gemacht, um zu kämpfen", ließ McIlrath sein Publikum zum Ende hin wissen. Da hatte er schon Solidarität für die Ukraine eingefordert, auf die Folgen der Klimakatastrophe verwiesen und sich deutlich gegen jede Form von Ausgrenzung ausgesprochen. Zu Predigten musste er dafür gar nicht erst ansetzen, es reichten ein paar klare Worte zwischen den ebenso deutlich getexteten Stücken. Und über allem schwebte die Anmutung von: Ja, es ist noch nicht zu spät, um das Ruder herumzureißen.

Mit dieser Einstellung betrachtet McIlrath auch die derzeitigen Entwicklungen in den USA. Rechte Politiker weltweit würden aktuell mit Angst hantieren. "Das kommt direkt aus dem Faschismus-Handbuch. Wir sollen uns vor den anderen fürchten. Was uns da wieder rausholt? Transparenz und die Weigerung, diese Dinge normal werden zu lassen. Wir dürfen das nicht akzeptieren", betonte der Musiker. "Wenn Trump über die Anzahl undokumentierter Immigranten in Amerika lügt, muss man das auch so benennen. Rassistische, sexistische und xenophobe Ansichten dürfen nicht normalisiert werden!" Der lautstarke Appell dafür war in der Stadthalle nicht zu überhören. Im Juni wird er am Nova Rock erklingen, wenn Rise Against wieder nach Österreich kommen.

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