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Seitdem ist Rushdie auf einem Auge blind. Die Strafmaßverkündung ist den Berichten zufolge für den 23. April angesetzt. Matar könnte eine Haftstrafe von bis zu 32 Jahren bekommen. Rushdie hatte den Vorfall in seinem im April 2024 veröffentlichten Buch "Knife: Gedanken nach einem Mordversuch" verarbeitet. Doch schon vorher hatte er um sein Leben fürchten müssen: 1989 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Chomeini wegen des als blasphemisch empfundenen Romans "Die satanischen Verse" zur Ermordung des Autors aufgerufen.
Rushdie war seinem Attentäter im Prozess bei seiner Zeugenaussage vergangene Woche selbst gegenübergetreten. Der 77-Jährige schilderte, wie er den dramatischen Vorfall im August 2022 erlebte. "Mir war ganz klar, dass ich sterbe", sagte Rushdie. "Und das war mein vorherrschender Gedanke."
Ihm seien zunächst die dunklen und wilden Augen des herannahenden Angreifers aufgefallen, erzählte Rushdie. Im Gerichtssaal vermied es der auf der Anklagebank sitzende Täter Matar - der aus dem Bundesstaat New Jersey stammt - anwesenden Reportern zufolge, sein Opfer anzuschauen.
Zuerst, erzählte Rushdie, habe er gedacht, er werde geschlagen. Doch dann habe er bemerkt, dass "sehr viel Blut auf meine Kleidung floss". Immer wieder stach der Täter in der Folge auf ihn ein - in die Wange, den Hals und sein rechtes Auge. "Sehr schmerzhaft und gefährlich" sei das gewesen, schilderte der Autor. "Danach habe ich vor Schmerzen geschrien."
Das Messer durchtrennte seinen Sehnerv - seitdem ist Rushdie auf einem Auge blind und trägt stets eine Brille mit einem abgedunkelten Glas. "Das ist, was davon übrig ist", sagte er zu den Geschworenen und hob die markante Brille an.
Dahinter schien sein zerstörtes Auge den Berichten zufolge größtenteils geschlossen zu sein. Die bleibenden Folgen seien nicht auf seine geminderte Sehkraft beschränkt: "Ich bin nicht mehr so energisch wie früher", sagte Rushdie weiter. "Ich bin körperlich nicht mehr so stark wie früher."
Matar hatte auf nicht schuldig plädiert. Angesichts des vor zig Augenzeugen begangenen und auf Video festgehaltenen Angriffs gab es aber keinen Zweifel daran, dass er die Tat begangen hat. Seine Verteidigung schien darauf abzuzielen, bei den Geschworenen Zweifel daran zu säen, dass er einen vorsätzlichen Mord begehen wollte. Bei Erfolg hätte sich dies in einer geringeren Haftstrafe niederschlagen können.