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Analyse der Woche: Kickl, ein von sich selbst Getriebener

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©Lisa Leutner / REUTERS / picturedesk.com
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FPÖ-Chef Herbert Kickl muss die ÖVP, die seine einzig mögliche Koalitionspartnerin ist und bleibt, letzten Endes immer wie eine Gegnerin behandeln. Er kann nicht anders

ANALYSE DER WOCHE

Die Verwunderung war groß, als es vor ein paar Tagen hieß, dass Herbert Kickl (FPÖ) und Christian Stocker (ÖVP) auch nach vielen Runden bei den Koalitionsverhandlungen per Sie seien. Beiden konnte das jedoch recht sein. Aufgrund all der Differenzen diente es ihrer Glaubwürdigkeit. Für Kickl war und ist das in der Sache allerdings ungleich relevanter als für Stocker: Er lebt von Distanz, ja Gegnerschaft zu Mitbewerbern.

Seine Devise lautet: Nach oben treten und nach unten dienen. „Oben“ steht für das politische System. Kickls Vorgänger Jörg Haider und Heinz-Christian Strache mögen sich zumindest vorübergehend damit arrangiert und sich dazu bekannt haben, dazuzugehören. Er wird das, in welcher Funktion auch immer, vermeiden.

Zum einen hat er mit dem System eine Rechnung offen: Dass ihn Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Vorschlag des damaligen Kanzlers Sebastian Kurz (ÖVP) 2019 als Innenminister entlassen hat, hat er nicht vergessen. Zum anderen hat er entdeckt, dass in Zeiten multipler Krisen sehr viele Menschen ebenfalls hadern mit dem politischen System. Ihnen bietet er an, aufzuräumen.

Das kommt an, der Preis ist jedoch hoch: Um den Zuspruch halten zu können, muss Kickl auch die ÖVP, seine einzig mögliche Koalitionspartnerin, letzten Endes immer wie eine Gegnerin behandeln. Das ergibt ein Risiko: Es kann sich rächen. Oder auch nicht: Im Falle des Falles kann er einzig versuchen, den Spieß im Sinne einer populistischen Formel umzudrehen und mit der Botschaft durchzukommen: „Die Volkspartei ist gegen mich, weil ich für Euch bin.“ Mit Euch gemeint sind seine Anhänger. Es wäre dazu angetan, sie bei Neuwahlen zu mobilisieren und so möglicherweise wieder zu einer relativen Mehrheit zu kommen. Wobei es dann halt einmal mehr von der ÖVP abhängen würde, was ihm eine solche bringt.

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