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So wurden bereits im Vorfeld wieder Stimmen laut, die eine Debatte über den Ausschluss Israels vom Bewerb forderten. Die Europäische Rundfunkunion (EBU) ließ sich darauf jedoch nicht ein, und so entsendet Israel mit der 24 Jahre alten Sängerin Yuval Raphael eine Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 als Vertreterin nach Basel. Es bleibt abzuwarten, wie sehr die Emotionen in und außerhalb der ESC-Halle hochkochen werden - was beim letztlich als Skandal-Song-Contest geendeten Vorjahresbewerb von Malmö der Fall war. Dazu hatte auch beigetragen, dass der niederländische Kandidat Joost Klein kurz vor dem Finale ausgeschlossen wurde wegen einer Geste in Richtung einer Kamerafrau.
Aber, no harm done, die Niederlande sind heuer neben 36 anderen Nationen wieder mit an Bord - und Kandidat Claude liegt mit "C'est la vie" durchaus gut im Rennen laut den Wettquoten. Ganz vorne finden sich aber wieder einmal die Schweden - auch wenn diese heuer mit der Spaßband KAJ und "Bara Bada Bastu" alles andere als den aseptischen Schwedenpop im Angebot haben.
Dafür kann ORF-Generaldirektor Roland Weißmann derzeit noch aufatmen: Österreichs Counter-Kandidat JJ liegt mit seinem dramatischen Song "Wasted Love" auf Platz 2 - aber derzeit mit gehörigem Abstand zu Schweden. Aktuell stünde die Ausrichtung des teuren Events also nicht für den sparvorgabengeplagten Küniglberg an - aber wer weiß. Jedenfalls sind die Vorshows in Madrid, Amsterdam oder London geschlagen, und JJ liegt top im Rennen um Europas Popkrone. Vor dem Abflug gen Schweiz ist der 24-jährige JJ jedenfalls nochmals in seiner Heimat zu hören, wenn er am Freitag bei der aktuellen "Dancing Stars"-Ausgabe sein Lied für Basel zum Besten gibt. Wirklich ernst wird es dann für Österreich am 15. Mai beim 2. Halbfinale, das JJ den Einzug ins große Finale am 17. Mai sichern soll - nach jetzigem Stand eine g'mahte Wies'n.
Wie heiß das zweite österreichische Eisen im ESC-Feuer glüht, das lässt sich derzeit hingegen noch nicht sagen. Deutschland schickt mit dem Geschwisterduo Abor & Tynna schließlich zwei Wiener ins Rennen, wobei die Großzahlernation fix im Finale steht. Ob die 24-jährige Tynna ihre virulenten Stimmprobleme bis dahin auskuriert hat und mit "Baller" reüssieren kann, bleibt die große Frage.
Fest steht jedenfalls, dass Basel nicht erst bis zum 1. Halbfinale am 13. Mai wartet, um die große Party zu starten. Gleich zur offiziellen Eröffnung am 11. Mai lässt es die Ausrichterstadt krachen und wartet etwa mit dem längsten "Turquoise Carpet" - dem traditionellen Türkisen anstelle des Roten Teppichs - der ESC-Geschichte auf. Dieser soll vom Baseler Rathaus über den Rhein bis zum Messezentrum reichen, wo sich das heurige Eurovision Village befindet. Die 37 Länderdelegationen sollen diesen Weg dann in Oldtimer-Trams zurücklegen, wobei nicht nur Tausende Fans die Passage säumen sollen, sondern als musikalische Begleitung auch Basler Fasnachtsformationen, Alphornbläser und Techno Acts angesagt sind.
Bunt soll es dann auch während der insgesamt neun Shows in der St. Jakobshalle weitergehen, für die pro Show knapp 6.500 Tickets verkauft wurden. Alle Termine sind hier bereits ausverkauft, wobei 56 Prozent der Eintrittskarten in die Schweiz, 15 Prozent nach Deutschland und 8 Prozent nach Großbritannien gingen.
Der erfolgreiche Vorjahressiegeract Nemo ist für einen Auftritt mit einem neuen Song angekündigt. Zu den weiteren Künstlerinnen, auf die sich die musikaffine Gemeinde im Laufe der Shows von Basel freuen kann, zählt die 74-jährige Paola, die in Österreich vornehmlich als Co-Moderatorin von "Verstehen Sie Spaß?" bekannt ist, für ihr Heimatland aber auch 1969 und 1980 ins ESC-Rennen ging. Auch Luca Hänni, der 2019 für die Eidgenossenschaft Platz 4 erreichte, oder Peter Sue & Marc sind zu erleben. Peter Reber stand mit Sue & Marc gleich viermal auf der ESC-Bühne für die Schweiz, und sechsmal war er als Komponist mit von der Partie. Und die Spekulationen schießen ins Kraut, ob Superstar Céline Dion - einst für die Schweiz 1988 erfolgreich - in Basel auftreten wird. Dion hatte Interesse an einer Teilnahme bekundet, ist aber am Stiff-Person-Syndrom mit Muskelkrämpfen erkrankt.
Fix ist jedenfalls das weibliche Moderationstrio, das sich in Basel mit seinen knapp 175.000 Einwohnern um die Gestaltung der Show kümmern wird. Neben der TV-Präsentatorin Sandra Studer und Gottschalk-Sidekick Michelle Hunziker (beim Finale) ist Comedygöttin Hazel Brugger Nr. 3 im Talon. Passend zum mittlerweile fixen ESC-Motto "United by Music" hat man für Basel die Tagline "Welcome Home" kreiert, fand doch der erste ESC 1956 im schweizerischen Lugano statt (und wurde mit Lys Assia auch prompt von der Schweizer Teilnehmerin gewonnen). Auch eine passende App "Basel-Welcome Home", die den ESC mit den Highlights der Stadt verbinden soll, hat man im Angebot. Und die klassischen Postcards, also die Einspielerfilmchen vor dem Beginn jedes Acts, wurden in der Schweiz mit den Künstlerinnen und Künstlern gedreht.
(S E R V I C E - www.eurovision.tv)