Den fürchterlichen Crash, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte und der den heute 67-jährigen Wiener für immer sichtbar gezeichnet hat, hat Lauda auf eine für ihn typische Weise verarbeitet. Längst geht er mit viel Humor an das Thema heran.
Lauda spricht von einem "Barbecue"
So spricht Lauda heute selbst von einem "Barbecue". Zum 30. Jahrestag hielt er sich beim Besuch der Unfallstelle zusammen mit seinem Lebensretter Arturo Merzario ein Schweinsohr neben das Gesicht. Einmal narrte er eine US-TV-Reporterin, indem er dort ein zuvor heimlich weg geworfenen Keks als sein "wiedergefundenes" Ohr identifizierte.
Andreas Nikolaus "Niki" Lauda hat also den unglückseligen Tag, an dem bekanntlich auch die Wiener Reichsbrücke einstürzte, rasch und vollständig verarbeitet. "Ich bin nach sechs Monaten wieder so gefahren wie früher oder sogar besser, und das kann man nur dann, wenn man ein Problem hundertprozentig gelöst hat", erklärte der Airliner und heutige Aufsichtsratschef des Mercedes-Formel-1-Teams einmal. "Die schnelle Rückkehr gehörte zu meiner Strategie, nicht lange daheimzusitzen und darüber nachzugrübeln, warum und wieso mir das Ganze widerfahren ist", so Lauda.
Zwar war das Jahr des Lauda-Unfalls das letzte der Formel 1 auf der legendären Nürburgring-Nordschleife, der von einem Jugendlichen auf Super 8 gefilmte Lauda-Unfall ist aber längst ein Youtube-Hit und auch Teil der Legende "Grüne Hölle". Laudas Ferrari brannte nach dem Crash lichterloh auf der Strecke. Als der folgende Brett Lunger in das Wrack prallte, verlor Lauda seinen Helm und wurde ohnmächtig. Mehrere Piloten halfen, Merzario zog den Weltmeister aus dem brennenden Wrack.
Lauda wurde mit lebensgefährlichen Verbrennungen und Lungenverätzungen sowie Kiefer- und Rippenbrüchen ins Krankenhaus gebracht. Dass ihm ein Priester bereits die letzte Salbung verabreicht hatte, weckte alle Lebensgeister in dem schwer verletzten Rennfahrer, bei dem vor allem die Lunge schwer mitgenommen war. Es folgten der Überlebenskampf in einer Mannheimer Klinik, mehrere Hauttransplantationen - und das Leben mit dem verbrannten Gesicht.
Aber schon sechs Wochen nach dem Unfall kehrte er in Monza zurück in den Grand-Prix-Zirkus und wurde sensationell Vierter; das "zweite Leben" begann. Ein Jahr später gewann er seinen zweiten WM-Titel. Mit den berühmen Worten "Ich will nicht mehr blöd im Kreis herumfahren" trat er 1979 zurück, um drei Jahre später wieder ein Comeback zu geben und 1984 Titel Nummer drei zu feiern.
Die Karriere nach dem Rennsport - "Das dritte Leben" - gehört(e) hauptsächlich der Fliegerei inklusive Absturz einer seiner Lauda-Air-Passagiermaschinen (1991), für Lauda die bis heute dunkelste Stunde. Der Formel 1 blieb er aber entweder als Ferrari-Berater oder als Jaguar-Teamchef stets treu. Ende 2012 wurde er zum Aufsichtsratsvorsitzenden bei Mercedes berufen, erwarb Anteile am Rennstall und führte das Team danach gemeinsam mit seinem Landsmann Toto Wolff 2014 und 2015 zu zwei Weltmeistertiteln in Folge.
2008 hat der Spross einer Wiener Industriellenfamilie erneut geheiratet und mit Ehefrau Birgit Zwillinge bekommen. Abgesehen von den Brandwunden im Gesicht hat man bei Lauda wegen der Unfallfolgen beide Nieren transplantieren müssen. Eine hat ihm Bruder Florian, eine Ehefrau Birgit gespendet.
Was Lauda auch und vor allem ausmacht, ist seine rote Kappe. Diese hat den Österreicher zusammen mit seinen sportlichen Erfolgen und der einzigartigen Lebensgeschichte zu einer "Weltmarke" gemacht. Das Jahr seines schweren Unfalls sowie die damalige Rivalität mit dem britischen Rennfahrer James Hunt wurde eindrucksvoll verfilmt. "Rush" kam 2013 in die Kinos. Lauda sei wie sonst nur Skirennfahrer Hermann Maier durch seinen Unfall in einen "Raum des Heldentums getreten, den andere Sportler nie erreichen", heißt es in einer Würdigung in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Falter".