Bis zu seiner Vermählung mit Außenministerin Karin Kneissl war der Unternehmer Wolfgang Meilinger in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Doch das hat sich spätestens seit dem 18. August 2018 schlagartig geändert. Immerhin war Russlands starker Mann, Wladimir Putin, Gast bei seiner Hochzeit im südsteirischen Gamlitz, was weltweit für politische Schlagzeilen gesorgt hat. Jetzt fragen sich viele Menschen, ob auch -und wenn ja, wie - Meilinger vom Wedding-Spektakel wirtschaftlich profitiert . Denn bislang war die unternehmerische Karriere des 55-jährigen, in Wagna geborenen Steirers vor allem von Aufs und Abs gekennzeichnet. Der wirkliche Durchbruch ist ihm bisher nicht gelungen. Im Gegenteil: Etliche seiner beruflichen Aktivitäten erwiesen sich als Fehlschlag.
Wichtige Infrastruktur
Doch das soll sich jetzt ändern. Meilinger plant nämlich etwas "wirklich Großes", wie er im Gespräch mit News sagt: "Es handelt sich um ein sehr wichtiges Infrastrukturprojekt für Österreich, nämlich um ein flächendeckendes Wasserstofftankstellennetz.""Mit Russland" habe das Projekt jedenfalls "nichts zu tun", erklärt Meilinger: "Ich kenne keine Russen außer Putin." Seine Partner würden aus Österreich kommen, so der Unternehmer. Details zu dem komplexen Vorhaben will er am Telefon keine verraten, denn dazu brauche es Zeit. Und die haben er und seine Gattin zum Zeitpunkt des Gesprächs auf der Hochzeitsreise im kroatischen Opatija nicht: "Ich bitte um Verständnis, wir haben wirklich nur wenige Stunden für uns." Das Wasserstofftankstellenprojekt sei von den Planungen her jedoch bereits finalisiert, so Meilinger: "Ich arbeite auch schon seit zwei Jahren daran."
Gescheitertes Projekt
Das ist jener Zeitraum, der seit dem Ende seines letzten ebenfalls recht groß angelegten Projekts verstrichen ist. Damals wollte er ein Biogasnetz zum Heizen und Tanken in 17 Gemeinden im Burgenland aufbauen. Vom Klimafonds als einzigartiges Leitprojekt mit Vorbildfunktion eingestuft, gab es Unterstützung, die TU Wien war Technologiepartner und die Energie Burgenland sowie Unternehmen aus der Gaswirtschaft waren eingebunden. Den Rohstoff für das Biogas hätte man aus Wiesengras und Grünschnitt gewinnen sollen.
Dennoch kam das Bioenergienetz aus finanziellen Gründen nicht zustande. Nachdem eine Bankfinanzierung wegen zu geringen Eigenkapitals scheiterte, versuchte Meilinger, mit seiner 2014 gegründeten Pronovis AG 30 Millionen Euro von Anlegern zu lukrieren. Diesen wurde ein Ertrag von 4,25 bis zwölf Prozent per annum in Aussicht gestellt. "Das ist uns leider nicht gelungen", so Meilinger -obwohl dafür sogar die damalige "bekannte Energieanalystin Dr. Karin Kneissl" in einem Prospekt Werbung machte. Seit 22. November 2017 befindet sich die Pronovis AG nun im Zustand der Liquidation, im Firmenbuch fungiert Meilinger noch als Aufsichtsrat. Die letzte Bilanz vom 31.12.2016 wies einen Verlust von 74.416,07 Euro bei einer Bilanzsumme von 6.584,56 Euro aus. Womit sich wohl auch die jüngste Einschätzung des regimefreundlichen Mediums "Russia Today", das Meilinger in einem Bericht über die Kneissl-Hochzeit als "Multimillionär" bezeichnete, als wenig realistisch herausstellen dürfte.
Anfang in Finanzbranche
Begonnen hat der jetzt Frischgetraute seine Laufbahn in der Finanzbranche -nämlich als Berater bei der PSK-Bank. Anschließend war er bei anderen Finanzfirmen wie Ariconsult tätig und war Gesellschafter der Barwig &Meilinger OEG oder der CIS-Vermögensmanagement GmbH. Zu Beginn der 2000er-Jahre trat er in die Dienste des deutschen Vermögensverwalters und Fondsmanagers Jens Ehrhardt. Er übernahm dessen Aktivitäten in Österreich und gründete die Firma Fundpromoter. Diese erzielte in ihrer Hochphase bis zu sechs Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Allerdings wurde ihr 2008 von der Finanzmarktaufsicht die Konzession entzogen. Laut Meilinger allerdings nur wegen eines Formalfehlers des Firmenanwalts. Mit der Finanzkrise und Skandalen rund um Immofinanz und Meinl European Land gestalteten sich die Geschäfte Meilingers schwieriger.
Künftig könnte es für Meilinger , der von Geschäftspartnern als "offen, umgänglich und sympathisch" beschrieben wird, jedoch wieder leichter werden. Dass der Unternehmer, der Segelfliegen zu seinen Hobbys zählt und mit seinem Hochzeitsgast Wladimir Putin die Leidenschaft für den Judosport teilen soll, ein Hundefreund ist, sollte auch kein Nachteil sein. Eher ein Muss: Schließlich ist seine Frau, Karin Kneissl, eine große Tierfreundin, die auf ihrem Bauernhof 30 Tiere -darunter Hunde, Pferde, Katzen, Enten und Hühner - hält und am Wochenende auch noch selbst den Stall ausmistet. Kennengelernt hat Meilinger Kneissl übrigens per Zufall vor gut zehn Jahren in der Wiener U3 - wie das Leben manchmal so spielt.
Der Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (Nr. 34/2018) erschienen.