Hannes Sabathi stellte die Landwirtschaft seiner Vorfahren von einem gemischten Betrieb auf ein Weingut um. Seit er 25 Jahre alt ist, produziert er seither an den Hängen des Kranachbergs in der Südsteiermark Wein.
Haben Sie jemals schon alkoholfreien Wein gekostet, Herr Sabathi?
Ja, probiere ich immer wieder, da alkoholfreier Wein immer mehr im Kommen ist. Bisher habe ich leider noch keinen gefunden, der mich überzeugt hat.
Seit wann produzieren Sie am Kranachberg Wein?
Ich bin jetzt die vierte Generation, die den Hof betreibt. Bis zum Jahr 2000 war es ein traditionell gemischter landwirtschaftlicher Betrieb mit Tieren und Ackerbau. Mein Urgroßvater hat seinerzeit bereits Wein gemacht, der im Buschenschank verkauft wurde. Meine Großmutter war eine sehr beliebte Wirtin. Mittlerweile haben wir uns zu einem reinen Weinbaubetrieb entwickelt.
Arbeiten Ihre Eltern noch im Betrieb mit?
Meine Eltern sind über 80 und schon in Pension. Sie sind aber nach wie vor sehr aktiv und kümmern sich um Blumen und Ab-Hof-Verkauf und mein Vater hilft auch im Weingarten.
Und Ihre Geschwister hatten kein Interesse am Hof?
Ich bin ein Nachzügler und habe drei Schwestern. Die Zwillinge sind sieben Jahre älter als ich, eine Schwester neun Jahre. Sie haben nie wirklich Interesse gezeigt, den damaligen Betrieb zu übernehmen. Zum Glück wandelt sich aber das Bild der Frau in der Landwirtschaft, besonders im Weinbau, mittlerweile.
In einem Familienbetrieb gibt es ja öfter verschiedene Meinungen. Wie gehen Sie intern damit um?
Ich habe den Hof 2005, mit 25 Jahren, übernommen. Meine Eltern haben mich aber immer sehr unterstützt. Bis 2014, als meine Frau eingestiegen ist, habe ich die Entscheidungen alleine getroffen. Mittlerweile besprechen wir die wichtigsten Angelegenheiten auch mit unseren beiden Töchtern, die jetzt 12 und 15 Jahre alt sind. In der Landwirtschaft denken wir in Generationen und versuchen daher, die Kinder mit einzubinden, damit sie ein Gespür bekommen.
Entscheidungen werden bei Ihnen also diskutiert und jeder kann seine Meinung einbringen ...
Ja. Auch mit unseren Mitarbeitern werden viele Entscheidungen besprochen. Wenn alle anderer Meinung sind als ich, überdenke ich meine Entscheidung natürlich – das ist schon passiert. Da wurden dann Projekte auch ad acta gelegt. Ich glaube, Selbstreflexion ist ganz wichtig. Ich bin eher einer, der immer aktiv ist und die Chancen sieht, auch wenn sie weit entfernt sind. Die anderen sehen oft den Weg dorthin. Ich bin immer wieder etwas zu euphorisch und froh, wenn Menschen Dinge neutraler einschätzen.
Und Ihre Kinder werden den Betrieb einmal übernehmen?
Ich habe sehr früh Verantwortung übernehmen müssen. Als Kind habe ich schon im Weingarten mitgearbeitet und mit 15 Jahren meinen ersten Wein gekeltert. Aus heutiger Sicht viel zu früh. Meine Kinder zeigen durchaus Interesse, ob was Ernsthaftes daraus wird, lässt sich jetzt natürlich noch nicht sagen.
Das heißt, Ihre Kinder können den Betrieb übernehmen, müssen aber nicht?
Ja, sie können sich frei entscheiden. Vor allem sollen sie zuvor, das machen, was ich nie hatte: Woanders arbeiten, die Welt entdecken und dann entscheiden, ob sie dieses Leben führen wollen. Man kann heute niemanden mehr zu einer Entscheidung zwingen, von der er nicht überzeugt ist.
„Meine Kinder sollen zuvor das machen, was ich nie hatte: Woanders arbeiten und die Welt entdecken“
Sie raten Ihren Kindern also, zuerst eigene Erfahrungen zu machen ...
Unbedingt. Früher musste man sich so bis 20 entscheiden. Heute hat man bis 30 Zeit. Bis dahin kann man seine Ausbildung machen und Erfahrungen sammeln. Ein Blick über den Tellerrand erweitert das Bewusstsein enorm. Und ich weiß auch: Ist man einmal im Betrieb, kommt man nicht mehr weg.
Haben Sie je einen bedeutenden, unternehmerischen Fehler gemacht?
Natürlich. Ich glaube, das wird jeder Unternehmer sagen. Wir sind stark gewachsen, haben sehr viel verändert und haben aus einem gemischten Betrieb ein reines Weingut gemacht. Dabei macht man natürlich auch Fehler und sammelt Erfahrungen. Das bleibt nicht aus.
Welcher Fehler war das konkret?
Zwischendurch sind wir vielleicht zu schnell gewachsen. Das war 2011 und keine einfache Zeit.
Welche Rolle spielt Intuition in Ihrem Entscheidungsprozess?
Eine sehr große. Ich bin schon immer ein Bauchmensch gewesen. Mein Gefühl hat mich nie enttäuscht. Natürlich sind für eine Entscheidung auch Fakten wichtig. Wenn aber das Bauchgefühl nicht stimmt, wird es nichts.
Bei welcher größeren Entscheidung siegte Ihr Bauchgefühl zuletzt?
Wir haben uns kurz vor der Pandemie entschieden, einen neuen Betrieb zu bauen und uns zu vergrößern. Die Zeit, in der wir aktuell leben, ist ständigen Veränderungen unterworfen, und rein rationell betrachtet, hätte ich diese Entscheidung wahrscheinlich nicht so getroffen.
Wenn Sie einen Tag in die Rolle eines Ihrer Mitarbeiters schlüpfen könnten, welche Position würden Sie wählen und warum?
Draußen im Weingarten zu stehen und in der Natur zu arbeiten, ohne dass das Telefon andauernd klingelt – das wäre sehr schön. Oder auch an einem Regentag im Keller zu arbeiten und sich voll und ganz auf die Weine konzentrieren zu können.


Das Weingut
Bereits seit Generationen ein Familienbetrieb, übernahm Hannes Sabathi 2005 den Hof von seinen Eltern. Seither produziert er an den Hängen des Kranachbergs bei Gamlitz in der Südsteiermark Wein.
Die Hänge sind v. a. mit den Rebsorten Sauvignon Blanc, Muskateller, Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay und Welschriesling bepflanzt.
Dieser Beitrag ist ursprünglich in der News-Printausgabe Nr.09/2025 erschienen.